Autoindustrie lässt von Traditionsmessen ab

Trend geht zu eigenen Konzepten und Las Vegas

Autoindustrie lässt von Traditionsmessen ab

Isabel Gomez, StuttgartDie deutschen Autohersteller rücken immer mehr von ihrer bisherigen Strategie ab, neue Produkte und Services jährlich auf den traditionellen Automessen zu zeigen. Bereits seit zwei Jahren deutet sich angesichts der zunehmenden Vernetzung von Mobilität an, dass sich Hersteller und Zulieferer anstelle der North American International Auto Show in Detroit Mitte Januar auf die eine Woche zuvor stattfindende Elektronikmesse CES in Las Vegas konzentrieren. Nun bestätigen einige Hersteller erstmals, dass sie ihre Messestrategien generell neu ausrichten. Während die Daimler-Kernmarke Mercedes in diesem Jahr in Detroit die neue G-Klasse präsentierte, spart sich Daimler den winterlichen Messeauftritt im kommenden Jahr, wie der Konzern bestätigte. Teilnahmen an Auto-Shows und Messen würden derzeit generell geprüft, um sie zeitlich besser mit den kommenden Modellpremieren abzustimmen, so der Konzern. Damit ist Detroit nicht grundsätzlich aus dem Rennen, aber anders als in der Vergangenheit auch nicht mehr gesetzt. Die VW-Tochter Audi hat ihre Messeaktivitäten einem Sprecher zufolge bereits im vergangenen Jahr geprüft und dabei das Konzept des Audi Summit entwickelt. Die erste eigene Großveranstaltung fand im Juli in Barcelona statt, die Reihe soll fortgeführt werden. Weltpremieren oder technologische Neuheiten könnten “in einem Rahmen, den wir selbst gestalten können” besser präsentiert werden, heißt es dazu. Auch Daimler führt solche Veranstaltungen in sämtlichen Sparten durch, und wie Daimler will auch Audi künftig gezielter auswählen, welche traditionellen Messen bespielt werden. “Je nach Technologie oder Markteinführung wollen wir damit die Audi Summits flankieren”, so der Sprecher. Das Personal gibt HinweiseÄhnlich handhabt es auch der gesamte VW-Konzern. Zwar hatten die VW-Marken in Las Vegas in diesem Januar keinen offiziellen Stand, der Konzern hielt jedoch Hintergrundveranstaltungen mit Chief Digital Officer Johann Jungwirth ab und gab dabei die Kooperation mit Aurora Innovation für autonomes Fahren bekannt. In Detroit dagegen stellte die Marke Volkswagen den neuen Jetta vor, ein für den US-Markt wichtiges Modell. Bei den Autozulieferern zeigt sich die neue Prioritätensetzung auch im Spitzenpersonal vor Ort. So hielt Bosch-Chef Volkmar Denner 2016 eine der begehrten Keynotes auf der CES in Las Vegas zur Zukunft der urbanen Mobilität. In Detroit war Denner in dem Jahr indes überhaupt nicht zugegen.