Autoindustrie steht am Wendepunkt

Alix Partners: Entwicklung zur Elektromobilität unumkehrbar - Dieselantrieb verliert seinen Vorteil

Autoindustrie steht am Wendepunkt

po Frankfurt – Rund die Hälfte des Automarktes werden in den nächsten 15 Jahren elektrische und hybride Antriebe erobern. Das sagt die Beratungsgesellschaft Alix Partners in ihrer Studie “A Watershed Moment for the Automotive Industry” voraus. “Wir stehen an einem echten Wendepunkt”, betont Managing Director Elmar Kades im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. “Die Entwicklung zur Elektromobilität ist aus heutiger Sicht unumkehrbar”, meint auch Jens Haas, ebenfalls Managing Director bei Alix Partners. PreisangleichungInvestitionen in die Weiterentwicklung von Verbrennungsmotoren würden zunehmend mit Investitionen in emissionsfreie Elektromobilität konkurrieren. “Wir rechnen damit, dass der Diesel diesen Wettbewerb zuerst verlieren wird”, so Haas. Sein Anteil dürfte bis 2030 auf 9 % zurückfallen (siehe Grafik). Bis zum Jahr 2030 würden sich die Kosten der Antriebsstränge so stark angleichen, dass es bei weiterhin bestehenden Kaufanreizen für Elektrofahrzeuge in den Augen des Kunden keine Preisunterschiede mehr geben werde. “Die Kundenakzeptanz ist da”, meint Kades.Bisher stellten die Autobauer ihre Verbrennungsmotoren überwiegend selbst her. Insoweit bedeute ein zunehmender Anteil von Elektroantrieben eine tendenziell sinkende Auslastung der bestehenden Motorenfertigung. “Daher ist zu erwarten, dass viele Hersteller die Produktion von Batterien und Elektromotoren schrittweise integrieren.” Die Überlegung von Volkswagen, selbst in die Batterieherstellung einzusteigen, um diese Wertschöpfung in den Konzern zu holen, passt insoweit genau in die Vorstellungen von Alix Partners.Der Brennstoffzelle trauen die Experten von Alix bis 2030 allerdings noch keine bedeutenden Marktanteile zu. “Die Brennstoffzelle wird kommen, aber wohl nicht in den nächsten zehn Jahren”, meint Kades. Eine schnellere Marktdurchdringung des Konzepts scheitere an der auf Sicht noch nicht hinreichenden Wasserstoff-Infrastruktur.Die Trends zu Elektromobilität mit Ladestationen, Digitalisierung, Vernetzung und autonomem Fahren erfordern von den Konzernen Milliardensummen. Deshalb ist für Kades klar: “Die Konsolidierung in der Branche wird voranschreiten.” Es gebe neben den großen Konzernen eine Reihe von Marktteilnehmern, die an Größe gewinnen müssten, sei es über Partnerschaften oder indem sie sich an andere andocken. Die neuen Impulse von Branchenfremden trieben die Entwicklung an. Kades: “Neue Spieler wie Tesla und künftig wohl auch Google und Apple schütteln die Branche durch.” Weiteres WachstumAuch künftig biete der weltweite Automarkt Wachstumschancen . Zwischen 2015 und 2023 dürfte nach Alix-Schätzungen der Neuwagenabsatz jedes Jahr um durchschnittlich 2,8 % zulegen. Das mache in Summe 22 Millionen Fahrzeuge aus, die Wachstumsrate bleibe leicht unter dem allgemeinen Wirtschaftswachstum. 60 % des Wachstums entfalle auf den weltgrößten Markt China, wo die internationalen Konzerne mit ihrem Marktanteil schon 2014 mit 62,2 % den Zenit erreicht hatten. Tendenziell werden die chinesischen Marken im eigenen Land stärker wachsen und die Margen dort sich weiter nach unten “normalisieren”.