Autokonzerne erhöhen M&A-Aktivitäten
igo Stuttgart – Die Autoindustrie hat ihre Investitionen in neue Technologien, die im Zusammenhang mit Elektromobilität und vernetztem Fahren stehen, erhöht. Weltweit wurden im vergangenen Jahr 1 238 Unternehmenstransaktionen in der Branche durchgeführt und damit 2 % mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Transaktionen, die ausschließlich auf neue Technologien abzielten, stieg dabei um ein Viertel auf 131 Deals mit einem Gesamtvolumen von 5,2 Mrd. Dollar. Der Anteil am gesamten Transaktionsgeschehen kletterte von 9 % auf 11 %. Das geht aus einer Auswertung des Beratungsunternehmens EY hervor, die der Börsen-Zeitung exklusiv vorliegt.”Die Automobilindustrie steht vor enormen Veränderungen”, so Constantin Gall, Practice Lead Automotive & Transportation bei EY. “Zum einen steht die Transformation des Antriebsstrangs mittels alternativer Technologien bevor. Zum anderen werden die Digitalisierung, aber auch veränderte gesellschaftliche und regulatorische Rahmenbedingungen die Geschäftsmodelle von Automobilherstellern und ihren Zulieferern grundlegend verändern”, so Gall. Die Schwerpunkte spiegeln sich auch in den Investitionen wider. Den größten Anstieg gab es bei Transaktionen, bei denen Kompetenz im autonomen Fahren gekauft wurde. Hier gab es 36 Deals nach 20 im Vorjahr und zehn im Jahr 2015. Die meisten Transaktionen entfielen auf den Antriebsstrang – also Zukäufe bei Batterietechnologie, Elektrifizierung und Ladetechnologie. Nach 38 Übernahmen und Beteiligungen 2016 waren es im vergangenen Jahr 42 Transaktionen. Dabei zählten die Analysten Beteiligungen an Start-ups oder Inkubatoren nicht mit.Gleichzeitig steigt der Analyse zufolge das Vertrauen der Hersteller in einzelne Technologien oder Trends. 72 % der analysierten Transaktionen seien 2017 Übernahmen oder Mehrheitsbeteiligungen gewesen, so die Autoren. Im Vorjahr war das bei 59 % der Deals der Fall. Eine weitere auffällige Entwicklung: Investitionen in neue Erlösquellen, etwa durch Übernahmen in den Bereichen Vertrieb, After-Sales oder Mobilitätsdienste, kletterten um 14 % und verdoppelten ihr Wachstum damit nahezu.In der regionalen Betrachtung waren chinesische Konzerne am aktivsten, sie stemmten der EY-Zählung zufolge 35 Transaktionen. Dahinter folgen die USA mit 23 Transaktionen, Deutschland mit 16 und Frankreich mit zehn Deals. Deutschland und China waren dabei Nettokäufer: Den 16 Technologiezukäufen deutscher Automobilunternehmen stehen elf deutsche Firmen gegenüber, die gekauft wurden. Die Übernahme des deutschen Autoteilehändlers Stahlgruber durch die US-amerikanische LKQ für knapp 2,1 Mrd. Dollar war 2017 der weltweit größte M&A-Deal im Sektor. In den USA dagegen wurden mehr Firmen gekauft als US-Konzerne im Ausland ganz oder anteilig übernahmen.Unter den Autoherstellern war Daimler mit insgesamt acht Übernahmen der aktivste Konzern. Auch hier sind zahlreiche Beteiligungen an Start-ups oder Investitionen in Venture-Capital-Fonds nicht mitgezählt. Auf die Stuttgarter folgen Renault mit sieben Transaktionen und der Volkswagen-Konzern mit fünf. Übertroffen wird Daimler indes von zwei Zulieferkonzernen. So tätigte die australische AMA Group elf Transaktionen und führt das Ranking vor der chinesischen Wuxi Commercial Mansion Grand Orient mit acht Deals an.