Autokonzerne geben bei Diesel nach
igo/sck Stuttgart – Nach einem weiteren Treffen mit Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) will die Autoindustrie ihren Kunden in der Diskussion um manipulierte und zu hohe Abgaswerte bei Diesel-Fahrzeugen entgegenkommen. BMW, Daimler und der Volkswagen-Konzern sind bereit, ihren Kunden über Rabatte hinaus bis zu 3 000 Euro für “herstellerspezifische Maßnahmen” zu zahlen. Dazu gehöre bei Volkswagen und Daimler auch die Hardware-Nachrüstung durch einen Drittanbieter, teilt das Ministerium mit. BMW unterstütze diese Lösung weiterhin nicht. Bisher waren VW und Daimler bereit, bis zu 2 400 Euro pro Auto zu übernehmen.Die Bundesregierung hatte sich im Oktober auf ein Maßnahmenpaket geeinigt, das Fahrverbote für ältere Diesel in Innenstädten verhindern soll (vgl. BZ vom 3. Oktober). Diese Verbote stehen mittlerweile in zahlreichen Städten bevor, die die EU-Grenzwerte für Stickstoffoxid von 40 Mikrogramm je Kubikmeter Luft im Jahresmittel übersteigen. Am Donnerstag ordnete das Kölner Verwaltungsgericht ab April 2019 auch Fahrverbote für Köln und Bonn an.In 15 Städten, die im Jahresmittel mehr als 50 Mikrogramm Stickstoffoxid je Kubikmeter Luft verzeichnen will die Bundesregierung die Nachrüstung von Kommunalfahrzeugen zu 80 % aus Bundesmitteln fördern. Die Hersteller wiederum sagten in diesen Regionen unterschiedlich ausgestaltete Rabatte zu, wenn Kunden ihren Euro-5-Diesel in Zahlung geben und dafür einen modernen Diesel, einen Benziner oder ein Hybrid- oder E-Auto kaufen (vgl. BZ vom 5. Oktober).Rabatte auf Neuwagen bleiben für die Hersteller und Scheuer auch nach dem Treffen am Donnerstag die präferierte Lösung. Die Konzerne hätten zugesagt, “mit maximaler Anstrengung die Umtausch-Aktionen voranzutreiben und die notwendige Modernisierung mit sauberen Fahrzeugen zu erreichen”, so Scheuer. Diese Maßnahmen würden sofort Wirkung zeigen. “Für die nach den Umtausch-Aktionen verbleibenden Euro-5-Diesel wird es herstellerspezifische Maßnahmen geben”, so Scheuer weiter. Darunter fielen bei Daimler und VW auch Nachrüstungen. Alle Hersteller hielten dabei ihre technischen Bedenken gegenüber Nachrüstungen aufrecht.BMW-Chef Harald Krüger hatte am Mittwoch bei der Vorlage des Quartalsberichts wiederholt, dass Hardware-Updates bei Dieselfahrzeugen keinen Sinn hätten. Die betroffenen Autos seien zur einer Zeit zugelassen worden, als sie den damaligen gesetzlichen Vorgaben entsprachen und die Normen erfüllten, so Krüger. Im Nachhinein diese Autos “anpassen” zu wollen, weil die Normen sich verändert haben, sei nicht nachvollziehbar. Die Hersteller könnten dafür nicht haftbar gemacht werden.Daimler teilte mit, Mercedes-Kunden in den Schwerpunktregionen 3 000 Euro zuzuschießen, wenn sie Nachrüstungen “durch einen Drittanbieter durchführen lassen, wenn dies technisch sinnvoll ist”. Die Nachrüstung müsse vom Kraftfahrt-Bundesamt zertifiziert und zugelassen werden und nachweislich dazu berechtigen, auch in Straßen mit Fahrverboten einzufahren.Die Systeme seien durch die Entwicklungs- und Zulassungszeit nicht kurzfristig verfügbar, so Scheuer. Der Branchenverband VDA geht davon aus, dass das erst um 2021 der Fall sein wird. Zurzeit könne zudem “niemand sagen, wie teuer eine Hardware-Nachrüstung für Diesel-Pkw tatsächlich sein wird”, so Scheuer. Anbieter von Nachrüstlösungen haben für einige Motoren und Modelle bereits Systeme zur Zertifizierung eingereicht. Sie hoffen, im Frühjahr 2019 die ersten Zulassungen zu erhalten. Sie sehen die Haftung dafür bei sich selbst und halten einen Abgabepreis von rund 3 000 Euro zuzüglich Steuern für realistisch (vgl. BZ vom 1. November).