Autokonzerne versuchen Flucht nach vorn

Branche rückt E-Autos ins Zentrum der IAA und redet Probleme mit Diesel klein

Autokonzerne versuchen Flucht nach vorn

igo/scd Frankfurt – Getrieben durch den Dieselskandal und seine politischen und rechtlichen Konsequenzen haben die deutschen Autohersteller den Wandel zur Elektromobilität auf der diesjährigen Automesse IAA in den Mittelpunkt gestellt. Die Messe wird am Donnerstag von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) offiziell eröffnet. Pünktlich vor der IAA konkretisierten die deutschen Hersteller ihre Pläne für die Einführung von Elektroautos. Zur Aufarbeitung des Dieselskandals, zu den damit verbundenden Kartellvorwürfen oder den stetig rückläufigen Zulassungszahlen von Dieselautos wollte sich auf der IAA dagegen kaum ein Konzernvorstand äußern.Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche berichtete vielmehr, dass im bisherigen Geschäftsjahr mehr Dieselfahrzeuge von Mercedes verkauft wurden als im Vorjahreszeitraum. Erst seit öffentlich über Fahrverbote für Dieselautos diskutiert werde, nähmen Fragen von Kunden zur Technologie zu. VW-Konzernchef Matthias Müller appellierte, die Kunden davon zu überzeugen, dass moderne Diesel eine Lösung seien. Gelinge dies, werde der Diesel auch eine Zukunft haben.Der US-Autobauer Ford hat indes Bundeskanzlerin Merkel aufgefordert, die Debatte über Dieselfahrverbote zu beenden. “Ich denke, hier ist politisch ein Machtwort notwendig”, sagte Gunnar Herrmann, Chef der Kölner Ford-Werke, der Nachrichtenagentur Reuters. Gelegenheit dazu gebe es beim zweiten Diesel-Gipfel im Herbst, den Merkel im Falle eines Siegs bei der Bundestagswahl leiten will. Herrmann sagte, Ford unterstütze Merkels Vorhaben, den Umstieg in die Elektromobilität voranzutreiben.Merkel selbst betonte am Dienstag bei einem Auftritt erneut, dass im Zuge des Dieselskandals “erhebliches Vertrauen missbraucht” worden sei. “Das wird auch nachwirken bei uns als Politikern”, sagte sie. Daimler-Chef Zetsche indes sieht das Verhältnis der Industrie zur Kanzlerin als intakt an. “Ich glaube nicht, dass es ein grundsätzlich anderes Verhältnis ist als in der Vergangenheit”, sagte er auf der IAA.—– Nebenstehender Kommentar- Schwerpunkt Seiten 10 und 11