Autoland China wird noch wichtiger

EY-Studie: Anteil am Absatz deutscher Hersteller steigt weiter - Leitmarkt für Elektromobilität

Autoland China wird noch wichtiger

Volkswagen hat ihre Investoren zum Wochenbeginn mit angehobenen Mittelfristzielen überrascht. Begründet wurden diese auch mit der Erwartung eines kräftigeren Wachstums in Schwellenländern wie Brasilien, China und Russland. Damit wächst die Abhängigkeit der Wolfsburger vom Reich der Mitte weiter. Einer EY-Studie zufolge ist diese bereits höher als bei jedem anderen Autobauer.scd Frankfurt – Die Abhängigkeit der deutschen Autobauer vom China-Geschäft ist größer denn je. Einer Studie des Beratungsunternehmens EY zufolge wurde in den ersten neun Monaten des Jahres erstmals mehr als jedes dritte deutsche Automobil an einen Käufer im weltgrößten Automarkt geliefert. Besonders hoch fällt die Abhängigkeit bei Volkswagen aus. Die Wolfsburger setzen 2017 knapp vier von zehn Personenkraftwagen im Reich der Mitte ab (siehe Grafik). Im dritten Quartal waren es sogar 43 %. Bei BMW und Daimler liegt der Anteil mit je knapp einem Viertel zwar klar niedriger. Allerdings hat sich auch deren Abhängigkeit allein in den vergangenen sieben Jahren jeweils gut verdoppelt.Zudem deutet derzeit alles auf einen weiteren Anstieg der Bedeutung des fernöstlichen Marktes hin. Im dritten Quartal legte der Absatz der deutschen Autobauer in China um satte 9 % zu, während der Gesamtmarkt nur um knapp 4 % expandierte. Dabei verteidigte der Volkswagen-Konzern seine Marktführung mit einem Absatzanstieg um 8 % auf 1,07 Millionen Autos. VW ist zudem der einzige Hersteller, der hier im Quartal auf mehr als eine Million abgesetzte Fahrzeuge kommt. General Motors bewegt sich mit gut 980 000 Stück nahe der Millionengrenze, während alle anderen Autobauer weniger als 400 000 Autos in China im Quartal absetzen.Laut EY-Partner Peter Fuß muss die gestiegene Abhängigkeit allerdings kein Problem sein. Im Gegenteil: “Das Land entwickelt sich zum weltweiten Leitmarkt für Elektromobilität und vernetztes Fahren. In China ganz vorn dabei zu sein ist für die deutschen Autokonzerne daher essenziell – auch um ihre Technologieführerschaft zu bewahren.”Das starke Wachstum in China hat die weltweite Position der deutschen Autoindustrie in den vergangenen Jahren klar verbessert. Im dritten Quartal 2008 lagen die hiesigen Hersteller mit einem Umsatz von 66 Mrd. Euro hinter den US-Wettbewerbern (74 Mrd. Euro) und der japanischen Konkurrenz (104 Mrd. Euro) nur auf Rang 3. In der gleichen Periode 2017 liegen sie mit 119 Mrd. Euro Quartalsumsatz auf Schlagdistanz zu den Japanern (124 Mrd. Euro) und mit weitem Abstand vor der US-Autoindustrie (86 Mrd. Euro).Ergebnisseitig hat sich die positive Entwicklung zuletzt zwar nicht immer auf den ersten Blick gezeigt. Kosten für die Umrüstung von älteren Dieselfahrzeugen und zur Beilegung von Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit dem Betrugsskandal um manipulierte Diesel-Abgaswerte haben die operativen Margen in jüngerer Zeit gedrückt. Rein auf das Automobilgeschäft bezogen, haben aber alle deutschen Autobauer im dritten Quartal ihre Marge verbessert. Daimler kam auf 10,3 (i.V. 7,1) %, BMW auf 9,5 (9,3) % und VW auf 8,1 (3,2) %. Die Abschwächung der Konzernergebnisse ist laut EY-Partner Fuß eher vorübergehender Natur: “Der Durchhänger im dritten Quartal dürfte im vierten Quartal wieder aufgeholt sein.”