Automarkt weltweit auf dem Rückzug

EY sieht Absatzschub zum Jahresende in Europa kritisch - Nachfrage für E-Autos noch immer gering

Automarkt weltweit auf dem Rückzug

scd Frankfurt – Der Autoabsatz ist im abgelaufenen Jahr in fast allen wichtigen Märkten geschrumpft. In China gab der Verkauf um knapp ein Zehntel auf 21,05 Millionen Fahrzeuge nach, wobei der Absatzrückgang im Dezember mit 1 % wieder geringer ausfiel. In den USA und in Japan, wo das Minus auf Jahressicht mit 1,4 bzw. 2,1 % moderat ausfiel, zeigte sich indes im Dezember mit Rückgängen um 6 bzw. 11 % eine deutlichere Abschwächung. Einzig der europäische Markt konnte sich dank eines starken Schlussspurts mit 15,8 Millionen Fahrzeugen im Gesamtjahr auf 1,2 % ins Plus retten (siehe Tabelle). Allerdings war der Schlussspurt wohl primär regulierungsgetrieben.”Die Hauptgründe für den Boom zum Jahresausklang sind das schwache Vorjahresniveau und die seit dem 1. Januar geltenden EU-Vorgaben zum CO2-Ausstoß”, urteilt EY-Partner Peter Fuß. “Im Vorfeld dieser neuen Regeln haben die Hersteller im großen Stil Neuzulassungen gerade im SUV- und Geländewagen-Segment vorgezogen, damit diese Fahrzeuge nicht ab Januar ihre CO2-Bilanz belasten.” Grund sei, dass Hersteller, welche die neuen EU-Emissionsvorgaben verfehlen, mit hohen Strafen rechnen müssen. So stieg die Zahl der neu zugelassenen SUVs im Dezember in Deutschland um 70 % (Gesamtmarkt: 20 %), in Italien um 25 (12) % und in Spanien um 21 (7) %. Für das angelaufene Jahr ist Fuß daher skeptisch. “Nach dem künstlichen Boom zum Jahresende werden diese vorgezogenen Neuzulassungen im Januar und Februar fehlen. Daher müssen wir uns in einigen Märkten auf Rückgänge im zweistelligen Prozentbereich einstellen.” Eine Prognose für das Gesamtjahr sei damit schwierig. Der EY-Experte rechnet “nach dem recht starken Jahr 2019” zwar fest mit einem Rückgang. Unklar sei aber, in welchem Maß.In gewisser Weise werde der Markt ausgehebelt. “Die Fahrzeuge, die von den Kunden stark nachgefragt werden und zudem gut für die Marge der Hersteller sind”, seien politisch unerwünscht und verschlechterten die CO2-Bilanz der Hersteller, erklärt er mit Blick auf die steil gestiegene SUV-Nachfrage der vergangenen Jahre. Zudem sei das Angebot an Autos mit Elektro- oder Plug-in-Hybrid-Antrieb überschaubar, und die Lieferzeiten teils sehr lang. Unklar sei auch, “wie hoch die tatsächliche Nachfrage nach E-Autos ist – zumal diese stark von der Höhe staatlicher Kaufzuschüsse abhängt.” Fuß geht davon aus, dass die Hersteller den Druck auf die Autohändler erhöhen werden, den Absatz batterieelektrischer und plug-in-hybrider Autos – sogenannter xEVs – anzukurbeln.Der Marktanteil batterieelektrischer Autos ist 2019 zwar in den großen europäischen Märkten gestiegen, bleibt aber auf niedrigem Niveau. Während Elektroautos in Frankreich (1,9 %), Deutschland (1,8 %) und Großbritannien (1,6 %) die 2-Prozent-Hürde im Visier haben, liegt der Anteil in Spanien (0,8 %) und Italien (0,6 %) unter einem Prozent. Fuß erwartet eine Verdoppelung der Marktanteile im Gesamtjahr 2020 – den E-Schub aber erst zur Jahresmitte, wenn die Modelle vieler Hersteller auch in größerer Stückzahl verfügbar seien. Diesel-Modelle, die bei den CO2-Zielen ebenfalls helfen könnten, waren bei den Kunden hingegen zuletzt abgemeldet und verloren – mit wenigen Ausnahmen wie dem deutschen Markt – weiter an Bedeutung. In 21 von 24 EU-Ländern war der Diesel-Absatz rückläufig.