Automärkte schalten Gang zurück

EY: Zenit im Absatz in den USA und Europa erreicht - Deutsche Hersteller wegen Diesel unter Druck

Automärkte schalten Gang zurück

Der Automobilbranche scheint weltweit allmählich die Puste auszugehen. Die Krisenmärkte Russland und Brasilien zeigen keine Erholung. In den USA scheint der Zenit im Zyklus erreicht, und auch in Europa gibt es kaum noch Spielraum für Wachstum. Die Beratungsgesellschaft EY erwartet für die zweite Jahreshälfte eine nur schwache Dynamik.po Frankfurt – Nach einem stetigen Absatzwachstum in den großen Automärkten zeigen die USA und auch Europa zunehmend Schwächetendenzen. Nur in China läuft das Geschäft mit Neuwagen, gefördert mit einem halbierten Steuersatz für kleinmotorige Pkw, noch auf hohen Touren. Russland und Brasilien kommen nicht aus der Krise heraus. Niedrigere ZuwächseDie Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY rechnet deshalb auch für die zweite Jahreshälfte mit einer weiterhin schwachen Wachstumsdynamik auf dem weltweiten Neuwagenmarkt. “In den USA dürfte der Zenit des jahrelangen Aufschwungs erreicht sein, dort wächst der Markt vorläufig nicht mehr”, so Peter Fuß, Partner bei EY. “Und auch in Europa wird beim Wachstum voraussichtlich bald das Ende der Fahnenstange erreichen – da ist nicht mehr viel Luft nach oben.” Die Autokonzerne müssten sich auf niedrigere Zuwächse einstellen, der Verdrängungswettbewerb dürfte nach Ansicht des EY-Experten zunehmen.Die EY-Markteinschätzung deckt sich mit jüngsten Analysen anderer Häuser. So wie Jürgen Pieper von Metzler Capital Markets darauf hin, dass sich in wichtigen Absatzmärkten die Zeichen für eine Abkühlung der Nachfrage mehrten. Insbesondere den amerikanischen und den europäischen Markt betrachtet Pieper ebenso wie EY skeptisch. In den USA wachse vor der Präsidentschaftswahl die Unsicherheit über die Wirtschaftsentwicklung und die europäische Wirtschaft dürfte unter dem bevorstehenden Brexit leiden. China laufe noch rund, aber nach dem Ende der Förderung würden auch dort 2017 Bremsspuren sichtbar.Belastend wirkte gestern an den Märkten eine Studie des Analysehauses Redburn. Deren Experten gehen davon aus, dass der vom Markt bereits seit rund anderthalb Jahren erwartete Höhepunkt in der Autonachfrage nun erreicht ist. Die Wachstumsrisiken seien nun enorm, so die Experten.Für die deutschen Autobauer kommt laut EY erschwerende hinzu, dass bei ihnen Dieselmodelle einen besonders hohen Anteil an den Gesamtverkäufen hätten. “Der Dieselantrieb steht derzeit massiv unter Druck.” Auch Pieper weist darauf hin, dass Länder wegen “Dieselgate” ihre Regulierungen für Schadstoffemissionen verschärfen dürften, was die Gewinne schmälern dürfte.Im zweiten Quartal hat sich nach EY-Berechnung der japanische Toyota-Konzern bei Absatz und Gewinn an die Spitze setzen können. Nur im Umsatz konnte Volkswagen mit 56,9 Mrd. Euro Toyota (54 Mrd. Euro) hinter sich lassen. Insgesamt steigerten die 16 größten Autokonzerne in der Berichtszeit ihren Umsatz zusammen nur um 1,1 %. Die operativen Gewinne der deutschen Hersteller gerieten im Quartal unter Druck. Gleichwohl behauptete BMW die Position als margenstärkster Autokonzern mit einer Ebit-Marge von 10,9 %. Auf dem deutlich um 1,6 Mrd. Euro gesunkenen operativen Ergebnis von Volkswagen lasteten zusätzliche Rückstellungen wegen der Dieselabgas-Affäre (siehe Grafik). Druck auf die Marge übe der Rabattkampf aus, so EY.