Automärkte verlieren an Tempo

Alix: Hohe Investitionen erzwingen Konsolidierungswelle - IHS: Modulstrategie setzt sich durch

Automärkte verlieren an Tempo

Auf die weltweite Automobilindustrie rollt eine neue Konsolidierungswelle zu. Künftig abflachendes Wachstum der Märkte bei gleichzeitigen Milliardeninvestitionen in neue Technologien zwingen nach Alix-Einschätzung zu Fusionen und Partnerschaften. IHS Automotive erwartet den Durchbruch modularer Plattformstrategien.po Frankfurt – Die globale Autoindustrie muss sich den nächsten fünf Jahren auf ein langsameres Marktwachstum einstellen. Von durchschnittlich 3,1 % jährlich dürfte es sich auf durchschnittlich 2,6 % von 2015 bis 2021 abflachen, schätzt die Beratungsgesellschaft Alix in ihrer Autostudie 2015. Zu einer ähnlichen Prognose kommt IHS Automotive. Die Herausforderungen für die Branche nehmen also zu, wie schon CEO Sergio Marchionne von Fiat Chrysler Automobiles (FCA) immer wieder betont. Der Italo-Kanadier sucht nach Partnern für eine Fusion.Alix macht für den zusätzlichen Druck auf die Branche vor allem die sich in zweistelliger Milliardenhöhe bewegenden zusätzlichen Investitionen für die Innovationsthemen “connected”, “autonom”, “shared” und “electrified” aus. “Wir erwarten eine deutliche Konsolidierungswelle und neue Partnerschaften in der Autoindustrie”, betont Alix-Autoindustrieexperte Stefano Aversa. “Wahrscheinlich beginnt es mit einem Zusammenschluss zweier Automobilhersteller.” Aber der Trend werde auch die Zulieferlandschaft erfassen, und es werde zu Markteintritten von Technologieunternehmen kommen.Bei den neuen Technologien könne es sich keiner leisten zurückzubleiben. Im vergangenen Jahrzehnt hat nach Alix-Analyse die Autoindustrie einen Großteil ihrer Gewinne meist direkt reinvestiert, vor allem in Forschung und Entwicklung. Die Situation habe sich zuletzt merklich verbessert, allerdings nicht für den Durchschnitt der Volumenhersteller wie FCA, Ford, PSA Peugeot Citroën oder Renault-Nissan. “Die Massenhersteller müssen neue Wege finden, um die für das Auto der Zukunft nötigen Investitionen und Forschungsausgaben bezahlen zu können”, resümiert Alix-Autoexperte Jens Wiese.Dabei versprächen Zusammenschlüsse keine schnelle Entspannung. Zwar könnten Synergien die Margen um 1,5 bis 2 Prozentpunkte erhöhen. Aber nach Alix-Erfahrungen braucht es mindestens fünf bis sechs Jahre, bis sich die volle Wirkung entfaltet. “Anfangs entstehen zunächst einmal Einmalkosten und Restrukturierungsaufwendungen.” Noch mehr ModelleVor dem Hintergrund nachlassenden Wachstumstempos bei sich gleichzeitig verschärfendem Wettbewerb rücken modulare Plattformstrategien für die Hersteller immer stärker in den Vordergrund, schreibt IHS Automotive. Seien 2005 von den führenden Anbietern noch 277 Plattformen genutzt worden, werde diese Zahl bis 2020 auf 195 sinken (siehe Grafik). Zugleich werde aber die Zahl der auf diesen Architekturen basierenden Modelle noch um 50 % zulegen. Etwa vier Fünftel aller künftigen Pkw dürften laut IHS Automotive auf solchen global standardisierten Plattformen basieren. Für diese Standardisierung seien allerdings vorab deutlich höhere Investitionen zu stemmen, die sich erst über Jahre dank der möglichen Skaleneffekte auszahlten.