Automärkte weltweit im Sinkflug
Der Abwärtstrend auf den internationalen Automobilmärkten hat sich im Juni weiter verschärft. In allen wichtigen Regionen lief es im ersten Halbjahr teilweise deutlich schlechter als 2018. Besonders düster sieht es im weltweit größten Markt aus.igo Stuttgart – Die sinkende Pkw-Nachfrage hat sich in Europa zum Ende des ersten Halbjahres hin weiter verschärft. Im Juni sanken die Neuzulassungen in Westeuropa um 8,4 %, wie Zahlen des europäischen Branchenverbands ACEA zeigen. In der EU lag der Rückgang im vergangenen Monat demnach bei 7,8 %. In der ersten Jahreshälfte 2019 wurden damit in Westeuropa 3,5 % weniger Neuwagen zugelassen als im Vorjahr. In der EU beträgt das Minus 3,1 %. Von den großen europäischen Märkten verzeichnete lediglich Deutschland ein leichtes Plus von 0,5 %.Sorgen machen der Branche diese Zahlen vor allem, weil sich der Rückgang nicht allein auf Europa beschränkt. In den USA sank der Markt für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge im ersten Halbjahr um 2 % auf 8,4 Millionen Fahrzeuge. Im Pkw-Segment allein lag das Minus per Ende Juni bei 9 %. Auch der weltweit größte Fahrzeugmarkt in China befindet sich weiterhin im Rückwärtsgang. Im Juni fielen die Verkäufe gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 7 %, im ersten Halbjahr steht damit ein Minus von 14 % unter dem Strich. In Indien und Japan ist die Halbjahresbilanz ebenfalls negativ. Ein deutliches Plus von 11 % verzeichnet im bisherigen Jahresverlauf lediglich der brasilianische Markt, der sich damit langsam von einer mehrjährigen Rezession erholt.Der deutsche Branchenverband VDA führt den Rückgang im Juni auch darauf zurück, dass dieser in Europa im Schnitt zwei Arbeitstage weniger hatte als der Vorjahresmonat. Gleichwohl setzt sich damit jener Trend monatlich sinkender Neuzulassungszahlen fort, der im laufenden Jahr lediglich im Mai von Stagnation unterbrochen wurde. Zudem haben sich auch die Aussichten für den restlichen Jahresverlauf weiter eingetrübt. So ging beispielsweise der weltweit größte Zulieferer Bosch für 2019 zunächst von einem weltweiten Rückgang der Automobilmärkte um 3 % aus. Mittlerweile erwartet Bosch einen Rückgang um 4,5 % und eine empfindliche Korrektur in China.Ein deutliches Minus im Juli und August ist allein aufgrund der Vorjahresbasis zu erwarten. 2018 hatten die Autohersteller wegen des seit September geltenden neuen Zulassungszyklus WLTP Neuwagen durch hohe Rabatte und Eigenzulassungen in den Markt gedrückt. Entsprechend war der Markt damals zeitweise zweistellig gewachsen. Unterschiedliche EntwicklungFür die deutschen Hersteller muss das Restjahr schon perfekt verlaufen, wenn sie ihren Pkw-Absatz zumindest in Europa konstant halten wollen. Während sich das Minus bei den Premiummarken BMW (-0,9 %) und Mercedes (-1,6 %) noch in Grenzen hält, lieferte der VW-Konzern im ersten Halbjahr markenübergreifend 4 % weniger Fahrzeuge aus. Unter besonders starkem Druck steht dabei die mit Abstand profitabelste Marke Porsche, bei der sich der Rückgang den ACEA-Zahlen zufolge mittlerweile auf gut 20 % summiert.Unterschiedliche Entwicklungen gibt es auch bei den Antriebsformen. Der seit dem Abgasskandal anhaltende Abwärtstrend beim Diesel setzte sich fort, während die Neuzulassungen von E-Autos seit Jahresbeginn zweistellig wachsen. Allerdings nach wie vor auf sehr niedrigem Niveau.In Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien sanken die Diesel-Neuzulassungen im Juni um 19 %. Im größten Diesel-Markt Deutschland lag das Minus bei 4 %, nachdem der Anteil an den Neuzulassungen in den Vormonaten wieder leicht gestiegen war. Der Halbjahresvergleich (siehe Grafik) zeigt indes, dass sich der Marktanteil der Technologie in Deutschland in den vergangenen zwölf Monaten bei rund einem Drittel einpendelte, während es in den restlichen großen EU-Märkten weiter nach unten ging. Autoexperte Peter Fuß von EY führt dies auf den relativ hohen Anteil von SUVs und Dienstwagen an den deutschen Neuzulassungen zurück.Der Absatz von E-Autos einschließlich Plug-in-Hybriden stieg im Juni in den fünf größten europäischen Märkten um 28 %. Der Anteil an den Neuzulassungen erhöhte sich seit Mai von 1,9 % auf 2,1 %. Einer EY-Auswertung zufolge war der Renault Zoe im ersten Halbjahr das gefragteste E-Auto mit rund 5 500 Neuzulassungen, gefolgt vom Tesla Model 3 mit 5 300 Neuzulassungen. Das stärkste Wachstum gegenüber dem Vorjahr verzeichnete indes der BMW i3, der mit knapp 4 300 Neuzulassungen um 144 % zulegte.