Automobildienstleister Edag steuert die Börse an

Volumen von 250 bis 400 Mill. Euro angepeilt - Unternehmer Lutz Helmig gibt bis zu 50 Prozent ab

Automobildienstleister Edag steuert die Börse an

swa Frankfurt – Der hessische Ingenieurdienstleister Edag will an der Börse vorfahren. Der in die Rechtsform einer Schweizer AG gekleidete Automobilentwickler aus Wiesbaden plant noch 2015 ein Listing in Frankfurt. Das IPO wird nicht mit einer Kapitalerhöhung verbunden, es sollen ausschließlich Anteile des Alleineigentümers Aton angeboten werden, teilt Edag mit.Aton ist die Investmentgesellschaft des Unternehmers Lutz Helmig, der sich nach dem Verkauf seiner Klinikkette Helios an Fresenius ein Portfolio an Technologieunternehmen aufgebaut hat. Daraus wird nun die wichtigste Beteiligung an die Börse geführt. Aton versteht sich als Ankeraktionär und will langfristig in dieser Position bleiben. Helmig hatte Edag einst als Restrukturierungsfall übernommen.Angepeilt wird nach Angaben aus Marktkreisen ein Emissionsvolumen von 250 bis 400 Mill. Euro. Aton ist willens, bis zu 50 % ihres Kapitalanteils an der Edag abzugeben, und schließt nicht aus, irgendwann auch auf die Kapitalmehrheit zu verzichten. Die Schweizer Rechtsform ermögliche schlanke Strukturen und mehr Flexibilität in der Verteilung der Kompetenzen zwischen Konzernleitung und Verwaltungsrat als in der deutschen Aktiengesellschaft. Der Börsengang wird begleitet von Morgan Stanley und Deutscher Bank als Joint Global Coordinators und Joint Bookrunners. Commerzbank und M.M. Warburg sind als Co-Lead Manager involviert. Hohe AusschüttungsquoteDer Bertrandt-Konkurrent Edag soll als Dividendentitel und Wachstumswert positioniert werden, erläutert Aton-Geschäftsführer und Edag-Verwaltungsratsvorsitzender Thomas Eichelmann. An die Aktionäre soll künftig rund die Hälfte des Jahresgewinns verteilt werden.Der Zugang zum Kapitalmarkt soll das weitere Wachstum des Automobildienstleisters ermöglichen, wobei Edag derzeit keinen größeren Finanzierungsbedarf hat (siehe Interview) und als cash-flow-stark gilt.Edag versteht sich als einer der weltweit führenden unabhängigen Ingenieurdienstleister für die Autoindustrie und entwickelt Fahrzeuge aus neuen Modellen eines Herstellers. Zudem konzipiert das seit der Übernahme des Wettbewerbers Rücker in Wiesbaden angesiedelte Unternehmen Produktionsanlagen und Fabrikkonzepte für neue Fahrzeugmodelle. Kunden sind Automobilhersteller und Zulieferer weltweit. Weiterer Konkurrent neben Bertrandt, an der Porsche einen maßgeblichen Anteil hält, ist der kanadisch-österreichische Magna-Konzern.Edag beschäftigt 7 600 Mitarbeiter in 19 Ländern. Das Unternehmen sei in den vergangenen Jahren stabil und kontinuierlich in allen Kernsegmenten gewachsen, betont das Management. Von 2012 bis 2014 habe Edag den Umsatz im Kerngeschäft von 357 Mill. auf 635 Mill. Euro ausgebaut und 2014 ein bereinigtes Betriebsergebnis (Kern-Ebit) von 53,2 Mill. erzielt. Darin enthalten ist die Übernahme von Rücker und BFFT. 10 Prozent MargeFür das erste Halbjahr 2015 zeigt die Edag-Gruppe einen Umsatzanstieg im Kerngeschäft um 17 % auf 355 Mill. Euro, das bereinigte Kern-Ebit sei um 58 % knapp 36 Mill. Euro geklettert. Auch für das dritte Quartal werden “weiterhin deutliches Kernumsatzwachstum sowie eine bereinigte Kern-Ebit-Marge von gut 10 %” erwartet. Das bereinigte Kern-Ebit entspricht dem Ebit aus den Segmenten Vehicle Engineering, Electrics/Electronics und Production Solutions ohne Berücksichtigung des Segments Others. Bereinigt wird um Einmaleffekte wie Aufwendungen aus Kaufpreisallokation, Erträge aus Entkonsolidierungen, Aufwendungen aus M & A-Transaktionen und Restrukturierung sowie Erträge aus Immobilienveräußerung.