Autoverkäufe auf Vorkrisenniveau

Pkw-Neuzulassungen legen in der EU im Juni 2 Prozent zu - Diesel verliert in fast allen europäischen Ländern

Autoverkäufe auf Vorkrisenniveau

Nach einem leichten Absatzplus im Juni hat der EU-Automarkt nach Zahlen des Acea-Verbands fast wieder das Niveau von 2007 erreicht, also der Zeit unmittelbar vor der Wirtschaftskrise.ge Berlin – Trotz einer geringeren Zahl an Verkaufstagen in mehreren europäischen Ländern hat die Herstellervereinigung Acea auch im Juni leicht höhere Neuzulassungszahlen ermittelt. EU-weit stieg der Absatz um 2,1 % auf 1,49 Millionen Pkw, womit die Autoverkäufe sehr dicht an das Niveau von Juni 2007 heranreichten, kurz vor Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise, notiert die europäische Lobby. Im ersten Halbjahr legten die Zulassungen in den 28 EU-Mitgliedsländern 4,7 % auf über 8,21 Millionen Einheiten zu.Während der Ersatzbedarf in den ehemaligen Krisenländern Italien und Spanien die Pkw-Käufe um 8,9 bzw. 7,1 % nach oben schnellen ließ, entwickelte sich der Absatz in Deutschland und Frankreich mit 3 % moderat. In Großbritannien gingen die Neuzulassungen um 1,3 % zurück. Peter Fuß, Partner bei der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, wertet dies als Zeichen für ein rückläufiges Konsumentenvertrauen. Gegen den Trend legten die deutschen Autokonzerne auf der Insel zu. Ihr gemeinsamer Marktanteil stieg im Halbjahr von 35 auf 36 %. Unter DruckZugleich beobachtet Fuß, dass der Anteil der Diesel-Neuwagen auch in Juni merklich schrumpfte. Den stärksten Rückgang in den fünf größten Absatzmärkten mussten die Selbstzünder in Spanien hinnehmen, wo der Marktanteil binnen Jahresfrist um 7,6 Prozentpunkte auf 47,6 % einbrach. In Deutschland lag das Minus bei 7,2 Punkten auf 38,8 %. In Frankreich und Großbritannien waren die Einbußen mit 6,2 bzw. 5,0 Punkten auf 48,2 respektive 42,5 % etwas geringer. Einzig in Italien stieg der Diesel-Anteil um 1,4 Punkte auf 58,8 %, was auf den starken Anstieg gewerblicher Neuzulassungen um ein Drittel zurückzuführen sein dürfte.Fuß erwartet, dass der Absatz von Diesel-Pkw auch in den kommenden Monaten und Jahren unter Druck bleiben wird: “Die Hiobsbotschaften beim Thema Diesel reißen nicht ab.” Die Diskussion um zu hohe Stickoxid- und Feinstaubemissionen, die Forderungen nach Fahrverboten und die Frage, ob ältere Diesel-Pkw nachgerüstet werden sollen, sorgten weiter für Verunsicherung. Pick-ups gewinnen in USAInsgesamt geht der EY-Experte davon aus, dass trotz anhaltend guter Rahmenbedingungen – sinkende Arbeitslosigkeit, gute Konjunktur, günstige Finanzierungsmöglichkeiten – die Dynamik im zweiten Halbjahr nachlassen dürfte. Für das gesamte laufende Jahr erwartet Fuß ein Plus beim Pkw-Absatz von etwa 4 %. Auch Osteuropa bleibe ein Wachstumsmotor.Der Verband der Automobilindustrie (VDA) erklärt das anhaltende Minus in den USA mit einer deutlich sinkenden Nachfrage nach klassischen Pkw, die in den ersten sechs Monaten um 12 % eingebrochen sei. Die Verkäufe von Pick-ups und anderen leichten Trucks legten dagegen 5 % zu, womit dieses vornehmlich von US-Autobauern bespielte Segment am gesamten amerikanischen Automarkt mehr als 4 Prozentpunkte auf 63 % zulegte. Trotz des Dämpfers im Juni auf dem indischen Neuwagenmarkt zeigt sich der VDA für den Subkontinent zuversichtlich. Das Minus von 11 % sei mit der aktuellen Steuerreform zu erklären. Insgesamt befinde sich der indische Markt auf Rekordniveau.—– Leitartikel Seite 8