Aveva-Milliardendeal liegt wieder auf dem Tisch
hip London – Das auf Industriesoftware spezialisierte britische Technologieunternehmen Aveva und Schneider Electric haben die Gespräche über eine komplexe Transaktion wieder aufgenommen, bei der die Briten das Softwaregeschäft der Franzosen erwerben und zugleich von dem CAC-40-Konzern geschluckt werden. Aveva gilt seit Jahren als Übernahmekandidat. Bevor Schneider auf den Plan trat, wurden General Electric und Emerson als mögliche Käufer gehandelt.Den Briten würde der Deal ermöglichen, aus ihrem Stammgeschäft mit der Öl- und Gasindustrie in andere Branchen wie die Nahrungsmittelproduktion, Chemie, Bergbau oder Abwasseraufbereitung zu expandieren (vgl. BZ vom 21.7.2015). Traditionell erwirtschaftete Aveva mit der Öl- und Gasbranche gut die Hälfte ihres Umsatzes. Durch den Deal ließe sich dieser Anteil auf weniger als 30 % drücken. Das weltweite Rohöl-Überangebot, das demnächst durch iranisches Öl vergrößert werden dürfte, macht der Branche zu schaffen. Eine ganze Reihe von Energiekonzernen kündigte Stellenstreichungen und Sparmaßnahmen an. Die Software von Aveva kommt unter anderem beim Design von Bohrinseln zum Einsatz.Man habe die Gespräche im gegenseitigen Einverständnis beendet, hatten die beiden Unternehmen noch Ende vergangenen Jahres mitgeteilt (vgl. BZ vom 16.12.2015). Während der Due Diligence habe man “wesentliche Herausforderungen bei der Integration” ausgemacht, die “nicht ohne signifikante zusätzliche Risiken und Kosten” überwunden werden könnten. Zuvor war bereits von Schwierigkeiten bei der Herauslösung des Softwaregeschäfts von Schneider die Rede gewesen. Die hochkomplexe Struktur der geplanten Transaktion, bei der Aveva 550 Mill. Pfund erhalten hätte, habe dies noch schlimmer gemacht. Durch den als Reverse Takeover angelegten Deal sollte Schneider die Mehrheit an der erweiterten Gruppe erhalten, ohne allen Aveva-Aktionären ein Angebot machen zu müssen. Erst vor drei Jahren hatte der französische Konzern den britischen Softwarehersteller Invensys für 2,4 Mrd. Pfund akquiriert.Der revidierte, an Bedingungen gebundene neue Vorschlag ähnele dem alten, teilte Aveva per Pflichtveröffentlichung mit. Wieder soll eine wesentliche Cash-Komponente enthalten sein. Während der Verhandlungen im vergangenen Jahr fiel der Ölpreis von 57 auf 38 Dollar je Barrel der Nordseesorte Brent. Inzwischen ist er wieder bei 51 Dollar angekommen. Die Abwertung des Pfund von 1,44 Euro im Juni letzten Jahres auf nun 1,26 Euro könnte die Risiken des Deals beherrschbarer erscheinen lassen, schrieben die Analysten der UBS in einer ersten Einschätzung. Die Aveva-Aktie wurde vom Handel ausgesetzt. Beraten wird das Unternehmen von Lazard.