Axel Springer will in Brasilien zukaufen

Online-Aktivitäten kompensieren deutlichen Ertragseinbruch im Printgeschäft

Axel Springer will in Brasilien zukaufen

Von Ulli Gericke, BerlinTrotz des zuletzt deutlichen Gewinneinbruchs im traditionellen Geschäft mit Zeitungen und Zeitschriften hält der Medienkonzern Axel Springer an seiner Prognose fest. Obwohl das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) bei Printprodukten im dritten Quartal um etwa ein Fünftel wegsackte, erwartet das Management 2012 unverändert ein leichtes Plus bei den Erlösen und einen operativen Gewinnrekord. Dies sollte auch 2013 möglich sein, wenn keine “adversen Einflussfaktoren” stören, heißt es im Zwischenbericht. 2011 erwirtschafteten die Berliner bei einem Umsatz von fast 3,2 Mrd. ein Ebitda von 593 Mill. Euro.Finanzvorstand Lothar Lanz sagte, es sei “nicht unwahrscheinlich”, dass die Tochter Axel Springer Digital Classifieds im nächsten Jahr in Brasilien einen nennenswerten Zukauf tätigen werde. Für die angestrebte Mehrheit bei einem guten Asset würde Springer dabei durchaus einen dreistelligen Millionenbetrag in die Hand nehmen, fügte Lanz im Gespräch mit der Börsen-Zeitung an. Da der Deal über Springer Digital Classifieds erfolgen soll, ist ein Zukauf eines Online-Rubrikenanbieters wie Immonet oder der Jobbörse Stepstone zu erwarten, die die Berliner in einem Joint Venture mit dem Wachstumsinvestor General Atlantic gebündelt haben. Hilfreich sei hier, dass die Amerikaner ein Büro in Brasilien hätten, sagte Lanz weiter – nicht ohne den Nachsatz, dass es momentan noch nichts Konkretes zu berichten gebe.Dass die Online-Aktivitäten immer wichtiger werden, zeigt das laufende Geschäft. Hier kompensiert das Internet die ungebremsten Erlös- und Ergebnisrückgänge bei Print. Entsprechend warnt Lanz trotz der im Sommerquartal über Erwarten deutlichen Einbußen von gut 12 % bei den Werbeeinnahmen der Springer-Zeitungen vor einer “Dramatisierung” der Lage. Zwar brachen die Umsätze im Ausland um 11 % ein und selbst bei den inländischen Zeitungen wie “Bild” und “Welt” fiel ein Minus von gut 7 % an. Doch gleichzeitig erlösten die digitalen Medien 16 % mehr und legten beim Ebitda sogar um gut ein Drittel zu. Mit Erlösen von 823 Mill. Euro (+ 22 %) in den ersten neun Monaten kommt Online inzwischen fast an das Geschäft mit inländischen Zeitungen heran, mit denen Springer im bisherigen Jahresverlauf 837 Mill. Euro umsetzte. Als Digital-Ebitda weisen die Berliner 166 Mill. Euro aus, fast die Hälfte mehr als in den ersten drei Quartalen 2011. Insgesamt steuern die Online-Aktivitäten 36 % zum operativen Konzerngewinn bei.Konzernchef Mathias Döpfner kündigte an, dass nach der “Welt”, für die ab dem kommenden Jahr nach einigen wenigen Gratisseiten auch im Internet bezahlt werden muss, auch “Bild.de” kostenpflichtig werden soll. Dabei sollen unterschiedliche Modelle ausprobiert werden, um aus der bislang kostenlosen Nutzung zahlende Kunden zu gewinnen. Hierbei hilft, dass die Berliner im Frühjahr die Rechte für Internet-Zusammenfassungen für Spiele der Fußball-Bundesliga gewonnen hatten. Um den Online-Anteil weiter zu steigern wurden allein in den vergangenen Monaten das Regionalportal Meinestadt.de erworben, das polnische Portal Onet.pl und am Vortag die belgische Immobilienbörse Immoweb.be.