BAE Systems stemmt Milliardendeal
BAE Systems stemmt Milliardendeal
Britischer Rüstungskonzern kauft Ball Aerospace und stärkt damit seine Sparte Electronic Systems
hip London
BAE Systems hat sich mit dem US-Mischkonzern Ball Corp auf einen Kaufpreis von 5,55 Mrd. Dollar in bar für dessen Luftfahrtsparte Ball Aerospace geeinigt. Das entspricht rund einem Fünftel der Marktkapitalisierung des britischen Rüstungskonzerns. Die FTSE-100-Gesellschaft wurde bereits seit einiger Zeit als möglicher Interessent für das Geschäft gehandelt. Hauptnutznießer wäre ihre Sparte Electronic Systems. Neben der zivilen und militärischen Raumfahrt ist Ball Aerospace stark bei C4ISR, der Vernetzung aller Führungsinformationssysteme auf künftigen Schlachtfeldern. Der Produzent des Kampfjets Eurofighter Typhoon rechnet mit einem Steuervorteil im Wert von 750 Mill. Dollar, zahlt also im Grunde lediglich 4,8 Mrd. Dollar für den „Projekt Gemini“ getauften Deal. „Es ist selten, dass ein Geschäft dieser Qualität, Größe und mit komplementären Kapazitäten verfügbar wird, das starke Wachstumsaussichten hat und gut zu unserer Strategie passt“, ließ sich der Chief Executive des Rüstungsunternehmens, Charles Woodburn, zitieren. Ball Corp ist in den Vereinigten Staaten vor allem für Getränkedosen und andere Verpackungen bekannt.
Die Kostensynergien - unter anderem durch eine gemeinsame Beschaffung - werden auf rund 30 Mill. Dollar beziffert, allerdings ist in der gemeinsamen Presseerklärung mehr von möglichen Umsatzsynergien die Rede, die nicht näher beziffert werden. Das Übernahmeziel passe gut zu BAE Systems, der Zukauf sei „allerdings ein bisschen teuer“, schrieb die Jefferies-Analystin Chloe Lemarie in einer ersten Einschätzung. Der Kaufpreis entspricht dem 19,6-fachen vergleichbaren operativen Ergebnis (Ebitda) der Sparte für die zwölf Monate bis zum 30. Juni, wie Ball Corp mitteilte. Das US-Unternehmen will rund die Hälfte des Verkaufserlöses dazu nutzen, seine Nettoverschuldung auf das 3,0-fache vergleichbare operative Ergebnis herunterzufahren. Damit läge sie am unteren Ende der langfristigen Zielspanne des Managements.
Gewinnbeitrag im ersten Jahr
Berücksichtigt man, dass das Unternehmen im Grunde lediglich 4,8 Mrd. Dollar ausgeben muss, entspricht der Kaufpreis BAE Systems zufolge etwa dem 13-fachen des für 2024 erwarteten operativen Ergebnisses. Für das laufende Jahr wird von Ball Aerospace ein Umsatz von 2,2 Mrd. Dollar erwartet. Die Transaktion soll bereits im ersten Jahr nach Abschluss zum Free Cashflow und zum Ergebnis pro Aktie der fusionierten Gesellschaft beitragen. Innerhalb von fünf Jahren soll die Rendite auf das investierte Kapital die gewichteten durchschnittlichen Kapitalkosten übertreffen.
„Eine Transaktion dieser Größenordnung wurde erst durch die bessere Performance von BAE Systems in den vergangenen Jahren ermöglicht“, sagte der Analyst Aarin Chiekrie von Hargreaves Lansdown. „Umsatz und operatives Ergebnis sind im ersten Halbjahr zweistellig gewachsen und der Cashflow ist nun auch wesentlich gesünder. Das hat die Tür zu Deals dieser Art geöffnet und liefert die Finanzierung höherer Ausschüttungen an die Anteilseigner in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen.“ BAE Systems hielt am bei der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen angekündigten Aktienrückkauf fest.
Ball Corp ließ sich bei der Transaktion von Morgan Stanley zur Hand gehen. In Rechtsfragen berieten den US-Konzern die Kanzleien Skadden, Arps, Slate, Meagher & Flom sowie Axinn Veltrop &
Harkrider.
BAE Systems hat die Chance ergriffen, ihre Sparte Electronic Systems durch einen 5,55 Mrd. Dollar schweren Zukauf zu stärken. Ball Aerospace ist nicht nur stark in der zivilen und militärischen Raumfahrt, sondern auch bei der elektronischen Kriegsführung. Für den Aludosenhersteller Ball Corp ist das kein Kerngeschäft.