Bahn kündigt neue Konzernstrategie an
ge Berlin – Die Deutsche Bahn will eine neue Konzernstrategie verfolgen. Das kündigte nach der gestrigen Sitzung des Aufsichtsrats der Vorsitzende Utz-Hellmuth Felcht an. Dabei werde es Veränderungen bei ökonomischen und ökologischen Aspekten geben. Außerdem müsse der Konzern die demografische Herausforderung meistern und sich qualifizierte Beschäftigte sichern – eine vollkommen neue Zielrichtung, baut die Bahn doch seit 1994 beständig Personal ab.Am Tag vor der Bilanzvorlage eskalierte der politische Streit über die grundsätzliche Struktur des Staatskonzerns. Während Vorstand, die große Gewerkschaft EVG und Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer vehement für einen “integrierten Konzern” votieren, in dem das staatlich finanzierte Schienennetz und die Güter- sowie Personenverkehre ebenso wie das weltweite Logistikgeschäft unter einem Dach vereint sind, fordern Bahn-Konkurrenten und Brüssel eine Trennung von Netz und Betrieb. Dieser Position hat sich gestern auch das FDP-geführte Wirtschaftsministerium angeschlossen – durch Fernbleiben des Staatssekretärs im Aufsichtsrat der Bahn. Statt die Bilanz 2011 abzunicken, distanzierte sich Bernhard Heitzer in einer schriftlichen Erklärung vom Konzernverbund aus Betrieb und Netz, hieß es nach der Aufsichtsratssitzung aus bahnnahen Kreisen.Der Bahn-Vorstand hatte dem Gremium ein Papier vorgelegt, wonach Netz, Bahnhöfe und die Energieversorgung innerhalb des Konzerns bleiben müssen. Sollten die ganz überwiegend staatlich finanzierten Teile direkt an den Staat übertragen werden, müsse der Bund nicht nur deren Schulden übernehmen, sondern den Konzern auch noch entschädigen, verlautete in Berlin. Schon seit geraumer Zeit äußert vor allem die FDP Sympathie für eine Trennung, da ein unabhängiges Netz Wettbewerber vor möglichen Diskriminierungen schütze.Ramsauer sagte nach der Sitzung, Umsatz und Ergebnis der Bahn seien im Vorjahr “sehr, sehr gut” ausgefallen. Für 2011 und die kommenden zwei Jahre muss die Bahn 525 Mill. Euro als Dividende an den Bund abführen. Zudem bekannte er sich “uneingeschränkt und mit großer persönlicher Überzeugung” für den integrierten Konzern – “weil nicht ersichtlich ist, dass die möglichen Nutzeffekte aus einer Atomisierung größer sind als die Gesamtheit aller damit verbundenen Schäden und Kosten”.—– Wertberichtigt Seite 8