Bahn rechnet erst 2022 mit Normalisierung
sp Berlin – Die Deutsche Bahn hat im ersten Halbjahr wegen der Coronakrise einen Rekordverlust eingefahren und wird auch im Gesamtjahr tiefrot abschneiden. Die Fahrt aus dem Tunnel dürfte damit aber noch lange nicht beendet sein. “Wir gehen davon aus, dass irgendetwas, das den Namen normale Nachfrageentwicklung verdient hat, erst dann kommt, wenn eine Medikation da ist”, sagte Bahnchef Richard Lutz zu den Aussichten in Zeiten der Pandemie. Das werde nach Einschätzung der Bahn frühestens Anfang 2022 der Fall sein.Immerhin: Der Trend zu klimafreundlicher Mobilität und Logistik sei ungebrochen, weshalb die Bahn in großem Einvernehmen mit dem Bund als Eigentümer und den Arbeitnehmervertretern in die Zukunft investiere, sagte Lutz in einer Telefonkonferenz. Im Rahmen der neuen Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung mit dem Bund investiere die Bahn mehr denn je in die Infrastruktur. Allein im ersten Halbjahr habe man außerdem 19 000 Zusagen an Bewerber gegeben, betonte Lutz. Bis 2030 will die Bahn die Fahrgastzahlen verdoppeln und auch ihren Anteil am Güterverkehr hochschrauben.Im ersten Halbjahr verzeichnete die Bahn wegen der Corona-Pandemie einen Einbruch bei den Fahrgastzahlen und einen deutlichen Rückgang im Frachtgeschäft. Bis auf wenige Ausnahmen traf die Krise alle Sparten des Konzerns. Der Umsatz sackte von 22 Mrd. auf 19,4 Mrd. Euro ab. Im Gesamtjahr werden mit 38,5 Mrd. Euro fast 6 Mrd. Euro weniger Erlöse erwartet als im Vorjahr. Das operative Geschäft schnitt im ersten Semester mit einem Minus von 1,8 Mrd. Euro ab. Im Gesamtjahr erwartet die Bahn einen operativen Verlust von 3,5 Mrd. Euro.Im ersten Halbjahr drückten auch Abschreibungen in Höhe von 1,4 Mrd. Euro auf die britische Nahverkehrstochter Arriva auf das Ergebnis. Die Gesellschaft sollte eigentlich schon im vergangenen Jahr verkauft werden. Die Coronakrise hat vor allem das Geschäft in Südeuropa arg ramponiert. Die Bahn hält weiter daran fest, die Tochter aus dem Portfolio auszusortieren, wie Finanzchef Levin Holle bekräftigte. Wann der nächste Anlauf zu einer Abspaltung genommen werden kann und wie viel ein Verkauf dann noch einbringen wird, könne man zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht prognostizieren, erklärte der CFO. Zuletzt hatte die Bahn noch mit einem Verkaufserlös von 2 Mrd. Euro gerechnet. Verschuldung steigtUnter dem Strich steht bei der Bahn nach sechs Monaten ein Verlust von 3,7 Mrd. Euro. Die Verschuldung kletterte auf 27,5 Mrd. Euro und soll nach Angaben von Finanzchef Levin Holle bis Ultimo stabil bleiben – vorausgesetzt, dass die vom Bund zugesagte Kapitalerhöhung in der Größenordnung von 5 Mrd. Euro kommt. – Wertberichtigt Seite 8