Bankpleite drückt Frequentis in rote Zahlen
hek Frankfurt – Die österreichische Frequentis, ein Anbieter von Kommunikations- und Informationssystemen, stellt sich auf einen Margenrückgang ein. Die Umsatzrendite im laufenden Jahr siedelt das Wiener Unternehmen zwischen 5 und 7% des Umsatzes an, was dem Niveau von 2019 (5,7%) entspricht. Im vergangenen Jahr war die Marge mit 9,0% deutlich höher.
CEO Norbert Haslacher führt die Einbuße auf mutmaßlich wieder steigende Kosten für Reisen und Messen, höhere Ausgaben für Forschung und Entwicklung und Aufwendungen für die Integration der vom US-Konzern L3Harris erworbenen Geschäfte zurück. Aus der Akquisition erwartet Frequentis 30 Mill. Euro Umsatz im nächsten Jahr, was einem Zehntel der Konzernerlöse entspricht. 2021 sei noch kein signifikanter Umsatz- und Ergebnisbeitrag zu erwarten, da das Closing erst im zweiten Halbjahr ansteht, teilt Frequentis mit.
Die 1947 gegründete Firma liefert Kommunikations- und Informationssysteme an „Kontrollzentralen mit sicherheitskritischen Aufgaben“. In der Flugsicherung sieht sich das Unternehmen als Weltmarktführer mit 30% Marktanteil. Weitere Kundengruppen sind Luftverteidigung, Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste, Bahn und Schifffahrt. Seit Frühjahr 2019 notiert Frequentis an den Börsen Frankfurt und Wien. Der Börsenwert liegt bei 300 Mill. Euro.
Umsatz und Auftragseingang will Frequentis 2021 stabil halten, „wenn nicht steigern“. Für Wirbel sorgte im vergangenen Jahr der Zusammenbruch der Commerzialbank Mattersburg, bei der Frequentis ein Drittel ihrer Liquidität geparkt hatte. Die Einlagen von 31 Mill. Euro bei der Regionalbank wurden voll abgeschrieben. Diese Wertberichtigung ist verantwortlich für den Jahresfehlbetrag von 3,4 Mill. Euro. Bilanziell sei der Fall abgeschlossen, sagt Haslacher, nicht aber juristisch. Man habe ein Anwaltsteam engagiert, das Ansprüche gegen die Bank und Dritte geltend macht. Die Klagen und die Verfolgung weiterer Ansprüche würden vermutlich längere Zeit in Anspruch nehmen, heißt es im Geschäftsbericht. Zudem hat der Aufsichtsrat einen Sonderausschuss eingerichtet, der unter anderem die Aufarbeitung der internen Abläufe und die Überarbeitung der Prozesse und Regelwerke überwacht.
Es seien keine Verstöße der CFO Sylvia Bardach festgestellt worden, versichert Haslacher. Bardach, die seit mehr als 30 Jahren für Frequentis arbeitet und somit maßgeblich am Aufbau des Unternehmens beteiligt war, soll Mitte April „im Rahmen einer langfristigen Nachfolgeregelung“ in den Aufsichtsrat wechseln. Sie ist die Ehefrau des Aufsichtsratsvorsitzenden und Großaktionärs Johannes Bardach, der 68% des Grundkapitals hält. Neuer CFO wird der 52-jährige Peter Skerlan. Als Lehre aus der Causa Mattersburg hat Frequentis Kernbanken definiert, die systemrelevant sein müssen. Für jede Bank sei basierend auf dem Institutsrating ein Limit für das Gesamtengagement festgelegt worden, geht aus dem Geschäftsbericht hervor. Der Kaufpreis für die L3Harris-Geschäfte wird mit 17 Mill. Euro angegeben. Frequentis erwirbt die Sprachkommunikationssysteme für die zivile und militärische Flugsicherung sowie die Software- und Cloudlösungen zur Luftverkehrsoptimierung. Zusätzliches Geschäft erwartet das Management aus dem Kooperationsabkommen mit L3Harris.
Frequentis | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2020 | 2019 |
Auftragsbestand | 428 | 392 |
Umsatz | 299 | 304 |
Ebit | 27 | 17 |
in % des Umsatzes | 9,0 | 5,7 |
Jahresergebnis | –3 | 13 |
Dividende (Euro) | 0,15 | 0,15 |
Operativer Cash-flow | 55 | 18 |
Eigenkapitalquote (%) | 40,7 | 42,7 |
Liquide Mittel | 91 | 67 |
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