BASF blickt besorgt in die Zukunft
swa Frankfurt – Der Chemiekonzern BASF stellt sich auf ein anhaltend schwieriges Marktumfeld ein. Die weltweiten Risiken hätten in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen, erklärt Vorstandschef Martin Brudermüller. Sie seien getrieben von geopolitischen Entwicklungen und den anhaltenden Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und ihren Handelspartnern. BASF sei im Frühjahr davon ausgegangen, dass die Konflikte spätestens zur Jahresmitte beigelegt würden. Nun rechne man mit einer Lösung frühestens im Lauf des kommenden Jahres.Der Chemiekonzern hatte vor gut zwei Wochen seine Prognose für 2019 kassiert und in Aussicht gestellt, dass das Betriebsergebnis (Ebit) vor Sondereinflüssen um bis zu 30 % einbrechen könnte. Zuvor hatte das Management einen leichten Ergebnisanstieg angepeilt. Auch die relevanten Zahlen für das zweite Quartal hatte BASF damals veröffentlicht.Brudermüller räumt ein, dass die erste Prognose ambitioniert gewesen sei, aber unter den Rahmenbedingungen zu Jahresbeginn machbar erschienen sei. Dass BASF die Prognose revidieren musste, werde nicht dazu führen, “künftig ohne Ambitionen zu sein, nur damit man nicht korrigieren muss”, hebt der Manager hervor.BASF hat die Erwartungen für die globale Marktentwicklung deutlich zurückgenommen. Gerechnet wird nun mit einem Wachstum der weltweiten Industrie- und Chemieproduktion von jeweils 1,5 % und nicht mehr mit 2,7 %.Brudermüller geht nicht mehr von einer Erholung der Automobilindus-trie in diesem Jahr aus und erwartet in der Branche einen weltweiten Rückgang um 4,5 %. Für BASF ist die Autoindustrie die wichtigste Kundengruppe mit einem Umsatzanteil von einem Fünftel global und einem deutlich höheren Anteil in China. Die Kunden in allen Industrien seien derzeit sehr vorsichtig mit Vorhersagen und Bestellungen. “Unsere eigene Sicht auf die Nachfrageentwicklung ist ebenfalls sehr eingeschränkt”, erklärt Brudermüller. Niedrige Cracker-MargenFür den Rest des Jahres erwartet das BASF-Management weiterhin niedrige Margen im Geschäft mit Isocyanaten und Crackerprodukten. Im dritten Quartal wird der kleinere Steamcracker in Ludwigshafen turnusgemäß für Wartungsarbeiten abgestellt, was Mengen und Ergebnis beeinträchtigen werde. Im zweiten Quartal ging der Absatzrückgang von 6 % zur Hälfte auf Wartungen der Cracker in Antwerpen und Port Arthur zurück. Dazu kam eine schwache Nachfrage aus der Automobilindustrie und die rückläufige Entwicklung im nordamerikanischen Agrarsektor, wo Unwetter und Überschwemmungen das Geschäft verhagelten. Ohne diese Einflüsse wäre BASF eine nahezu stabile Mengenentwicklung gelungen, heißt es.Die Crackermargen haben im ersten Halbjahr unter den Erwartungen gelegen, sagt Brudermüller und verweist auf Überkapazitäten in Nordamerika. Preise und Margen seien dort auf dem tiefsten Stand seit 30 Jahren. Zusätzliche Kapazitäten treffen auf einen sich verlangsamenden Verbrauch in den USA. Ein Teil der Produkte gehe nach China, doch der Export sei vom Handelskonflikt beeinträchtigt. Diese Kapazitätssituation werde sich in absehbarer Zeit nicht umkehren.Auch der auf Kunststoffe spezialisierte US-Chemiekonzern Dow zeigt im zweiten Quartal deutliche Ertragseinbußen. Der Umsatz sank um 15 % auf 11 Mrd. Dollar, der bereinigte Gewinn je Aktie schrumpfte um 40 % auf 0,86 Dollar.