BASF fährt Liquidität kräftig hoch

Konzern schließt Verlust im zweiten Quartal nicht aus - Finanzierung über Commercial Paper - Dividende über 3 Mrd. Euro bestätigt

BASF fährt Liquidität kräftig hoch

Der Chemiekonzern BASF ist in den ersten drei Monaten des Jahres vergleichsweise robust durch die Corona-Krise gekommen, das Management schließt aber im zweiten Quartal einen Verlust nicht aus. Die Jahresprognose wird kassiert, eine neue Vorhersage derzeit nicht getroffen. Am bisherigen Dividendenvorschlag hält BASF fest.swa Frankfurt – Das Management des Chemiekonzerns BASF dreht an allen Stellschrauben, um die Auswirkungen der Corona-Krise zu bewältigen. Das Unternehmen forciert das Sparprogramm, sichert die kurzfristige Finanzierung über deutlich höhere Liquidität, drosselt Investitionen und optimiert den Personaleinsatz – teilweise mit Kurzarbeit. Gleichwohl wird sich ein deutlicher Einbruch des Betriebsergebnisses im zweiten Quartal nicht vermeiden lassen. Konzernchef Martin Brudermüller schließt auch einen Verlust nicht aus.BASF ist erheblich von der Entwicklung in der Automobilindustrie abhängig, die ihre Produktion im Zuge der Pandemie drastisch heruntergefahren hat. Andere Industrien seien jedoch “resilient”. Das betreffe Pharma oder Reinigungsmittel sowie Ernährung. Auch die Nachfrage in der Agrarindustrie sei nicht generell betroffen. “Das diversifizierte Portfolio von BASF bietet Vorteile, besonders in schwierigen Zeiten”, macht sich Brudermüller Mut. So ist der Konzern noch relativ robust durch die ersten drei Monate gekommen. Der Mengenabsatz kletterte um 4 %, der Umsatz noch stärker um 7 % auf 16,8 Mrd. Euro und das Betriebsergebnis (Ebit) vor Sondereinflüssen schrumpfte um 6 % auf 1,6 Mrd. Euro.Im zweiten Quartal wird sich die Krise stärker im Zahlenwerk niederschlagen. Brudermüller erwartet “bestenfalls” ein bereinigtes Ebit in einem niedrigen dreistelligen Millionen-Betrag und schließt nicht aus, dass es auf null zurückgeht oder darunter sinkt. “Ein wesentlicher Grund hierfür ist der weltweite Stillstand in der Automobilindustrie”, sagt er mit Verweis auf das größte Kundensegment. Im Zuge des Ertragsverfalls will der Aufsichtsrat von April bis Jahresende auf ein Fünftel seiner Festvergütung verzichten, der Vorstand streicht sein Festgehalt für das zweite Quartal im selben prozentualen Ausmaß zusammen.Im dritten und vierten Quartal hofft Brudermüller auf eine schrittweise Verbesserung, rechnet aber nicht mit einer raschen Erholung auf Vorkrisenniveau. Die bisherige Prognose für 2020 wird nicht aufrechterhalten, eine neue Vorhersage noch nicht gemacht. Am bisherigen Dividendenvorschlag von 3,30 Euro je Titel hält BASF fest. Wintershall-IPO vom TischMit Blick auf Portfolioveränderungen und Finanzierung erklärt Finanzvorstand Hans-Ulrich Engel, der für dieses Jahr geplante Börsengang des Öl- und Gaskonzerns Wintershall Dea sei vorerst vom Tisch. Ein IPO sei in diesem Umfeld “mit Sicherheit nicht” geplant. BASF sei aber nicht auf Zuflüsse aus dem Wintershall Börsengang angewiesen. Die eingeleitete Trennung von Bauchemie und Pigmentgeschäft laufe nach Plan, sagt Brudermüller. Es gebe von beiden Erwerbern keine Hinweise, “dass es Probleme gibt”.Zur kurzfristigen Finanzierung während der Krise hebt Engel hervor, dass BASF die Liquidität deutlich hochgefahren hat. Während der Konzern sein Geschäft in normalen Zeiten mit einem Cash-Bestand von 2 Mrd. Euro betreibe, habe man Ende März Zugriff auf eine Liquidität von 4,2 Mrd. Euro gehabt. BASF finanziert sich mit einem Gemisch aus Finanzinstrumenten im Markt (siehe Grafik). Für die kurzfristige Geldaufnahme dient primär das Commercial-Paper-Programm mit einem Emissionsvolumen von bis zu 12,5 Mrd. Dollar, wobei Ende März 5,1 Mrd. ausgeschöpft waren. Traditionell hat BASF im US-Markt Geld über Commercial Paper eingesammelt, 2020 habe man angefangen, auch in Europa zu emittieren. In den vergangenen Wochen hat der Konzern zusätzliche Bankkredite über 600 Mill. Euro aufgenommen, darunter ein Darlehen über 380 Mill. Euro von der Europäischen Investitionsbank. Anfang April hat BASF zudem mit mehreren Banken eine einjährige Kreditlinie in Höhe von 3 Mrd. Euro abgeschlossen, die laut Engel derzeit nicht genutzt wird. Zurückgreifen kann der Konzern auch auf eine seit 20 Jahren nicht in Anspruch genommene Kreditfazilität über 6 Mrd. Euro, die zur Absicherung des Commercial-Paper-Programms diene. Für die längerfristige Mittelaufnahme steht ein Rahmen von 20 Mrd. Euro für Anleihen zur Verfügung. Nach Angaben von Engel sind die jüngsten Finanzierungsschritte zu “sehr günstigen” Konditionen von “deutlich unter 1 %” gelungen. Für die ersten drei Monate zeigt BASF einen negativen operativen Cash-flow von 1 Mrd. Euro, was auch einer höheren Mittelbindung im Umlaufvermögen geschuldet ist. Engel hebt hervor, dass das erste Quartal regelmäßig den schwächsten Cash-flow zeigt. Brudermüller geht davon aus, dass sich der Mittelzufluss aus dem laufenden Geschäft über die nächsten Quartale deutlich verbessert und am Ende des Jahres der Free Cash-flow auch die Dividende für 2019 von in der Summe 3 Mrd. Euro abdeckt.