BASF - ganz unverklärt
Von Sabine Wadewitz, zzt. LudwigshafenWie kann man in Zeiten von Digitalisierung und virtuellen Welten noch Aufmerksamkeit für die traditionelle Industrie wecken – zumal, wenn es dort womöglich stinkt und kracht? Die Chemie hat es in der gesellschaftlichen Akzeptanz auch deshalb nicht leicht, weil immer weniger Menschen eine Fabrik oder ein Labor von innen kennen, bedauerte BASF-Chef Kurt Bock bei der Feier zum 150. Bestehen des Unternehmens. Zudem bescheinigte der Manager großen Teilen der Gesellschaft ein romantisch verklärtes Verhältnis zu Natur und Technik. Immerhin mit Blick auf die Politik will er die Hoffnung nicht aufgeben, “dass Kosten und Nutzen unserer Industrie rational bewertet werden”.Auf offene Ohren stieß Bock an diesem sonnigen Vormittag im Feierabendhaus des Konzerns am Stammsitz Ludwigshafen bei Bundeskanzlerin Angela Merkel und der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer, die beide in ihren Glückwünschen die Bedeutung der deutschen Chemieindustrie würdigten. Merkel lobte die Branche als “eine unserer traditionellen Stärken” und die BASF als “ein tolles Stück Deutschland”, bevor sie nach Brüssel weiterreiste. Dreyer hob vor prominentem Publikum, unter den gut 1 000 Gästen auch Altkanzler Helmut Kohl, die Bedeutung der BASF dafür hervor, dass ihr Bundesland sich von einem Agrar- und Militärstandort zu einem Industriestandort und einem der stärksten Exportländer entwickelt habe.Gänzlich unverklärt stellt BASF ihr Jubiläumsjahr unter das Motto Innovationen – “weil wir nach vorne schauen”, wie Bock der durchs Programm führenden ZDF-Moderatorin Barbara Hahlweg versicherte. Denn die Chemie baue immer auf den Leistungen der Vorgänger auf.Wo die aktuelle Forschergeneration bleibende Werte schaffen will, demonstrierten fünf junge Wissenschaftler mit Projekten, die sich um Energieeffizienz drehen – neben Ernährung und städtisches Leben einer der Schwerpunkte für die Ideenschmiede im Jubiläumsjahr. Das Spektrum reichte von neuen Supraleitern aus Keramikbeschichtungen auf Metall für nahezu verlustfreien Stromtransport, über neuartige Zementmischungen, die CO2-Ausstoß und Wassereinsatz deutlich verringern, bis zu Magnetkalorik für energiesparsame Kühlschränke und Batterietechnik für Elektrofahrzeuge. Hohe TaktzahlDass es bei BASF um hohe Taktzahl und Arbeitsverdichtung geht, war auch dem eigens für den Geburtstag geschaffenen Orchesterwerk zu entnehmen. Der britische Komponist Michael Nyman, bekannt unter anderem für die Musik des Films “Das Piano”, hat sich dabei von BASF-typischen Geräuschen inspirieren lassen, die Mitarbeiter des Konzerns weltweit aufgenommen haben. Die “Symphony No. 8: Water Dances” wurde vom Royal Philharmonic Orchestra aus London unter Leitung des spanischen Dirigenten Josep Vicent aufgeführt und mit Standing Ovations bedacht. ——–Die BASF feiert 150. Geburtstag und würdigt die Verdienste der Vorgänger.——-