BASF wehrt sich gegen Verlagerungsvorwurf
"Wir investieren auch in Europa"
BASF-Chef wehrt sich gegen Vorwurf der Produktionsverlagerung – Carve-out des Autokatalysatorgeschäfts abgeschlossen
swa Frankfurt
Nach dem Gewinneinbruch im zweiten Quartal forciert der Chemiekonzern BASF die Maßnahmen zur Kostensenkung und kürzt Investitionspläne, ohne wichtige Projekte zu verlangsamen. Im weiteren Jahresverlauf rechnet das Unternehmen nicht mit einer weiteren Abschwächung der Nachfrage.
Die deutsche Chemieindustrie leidet unter hohen Energiekosten und Nachfrageschwäche in wichtigen Absatzmärkten. Auch BASF forciert ihr Sparprogramm und rechnet nun bis Ende 2023 mit Kostensenkungen von mehr als 300 Mill. Euro. Die Prognose für das Jahr hatte der Branchenprimus kürzlich bereits gesenkt, nachdem sich das Geschäft anders als erwartet bislang nicht erholt hat.
Keine weitere Abschwächung
BASF-Vorstandschef Martin Brudermüller betonte bei der Vorlage des Zwischenberichts, dass der Konzern in der zweiten Jahreshälfte weltweit keine weitere Abschwächung der Nachfrage mehr erwartet – "auch wenn wir in Europa und den USA rezessive und in China gedämpfte Entwicklungen sehen". Die Lagerbestände an Chemierohstoffen seien in den meisten Abnehmerindustrien bereits stark abgebaut worden. In Asien lägen die Lagerbestandsindikatoren zwar noch über dem langfristigen Durchschnitt, dies sei aber im Licht einer etwas höheren Wachstumsdynamik der Industrieproduktion dort zu interpretieren. In den Auftragseingängen spiegele sich diese Beurteilung, "die Kunden erkennen, dass sie nicht mit weiter fallenden Einkaufspreisen rechnen können", sagt Brudermüller. "Dies sollte eine langsame Belebung der Nachfrage in Verbindung mit einem vorsichtigen Anstieg des Verbrauchervertrauens ebenfalls unterstützen", hofft der Manager.
Die schwierige konjunkturelle Lage lässt die Branche verstärkt auf die Standortbedingungen schauen. Die weltweite Chemieproduktion stagnierte im zweiten Quartal. Allein in China ging es nach oben, allerdings auf schwacher Vergleichsbasis infolge des Corona-Lockdowns in der Vorjahreszeit.
Fokus auf Dekarbonisierung
Brudermüller verwehrt sich mit Blick auf Sparmaßnahmen und neue Investitionsprojekte gegen den Vorwurf der Verlagerung von Produktion aus Europa heraus. BASF wolle wie angekündigt einige Anlagen am Stammsitz in Ludwigshafen schließen. Darüber hinaus gebe es keine weiteren Pläne für einen Kapazitätsabbau. "Wir investieren auch in Europa", unterstreicht der BASF-Chef, "in Summe mehr als früher". In vielen Projekten gehe es um Dekarbonisierung und nicht primär um Wachstum. Investitionen in China und den USA zielten vor allem auf Partizipation in den jeweiligen lokalen Märkten.
Brudermüller verwies mit Blick auf Produktionsbedingungen auf das Beispiel Ammoniak, wo BASF in Ludwigshafen eine von zwei Anlagen geschlossen hat. Die Anlage, die stillgelegt wurde, sei auf Düngemittel fokussiert und nicht mehr wettbewerbsfähig. Die erhaltene Produktion indes gehe weiter in der Wertschöpfung auf hochveredelte Chemikalien und das Diesel-Additiv Adblue, "dort trägt es die Marge noch". Dass BASF mit Yara eine Produktion für blaues Ammoniak in den USA plane, ziele auf Rückwärtsintegration und Dekarbonisierung. Natürlich komme den Unternehmen dort auch die staatliche Förderung im Zuge des Inflation Reduction Act (IRA) zugute. Brudermüller appelliert an die Bundesregierung, mehr für gute Standortbedingungen zu tun, schnell ein wettbewerbsfähiges Stromnetz aufzubauen und für eine "Weltklasse-Infrastruktur" zu sorgen.
Mit Blick aufs Portfolio erklärte der neue Finanzchef Dirk Elvermann, der Carve-out der Autoabgaskatalysatoren sei abgeschlossen. BASF prüfe nun alle Optionen für das Geschäft. Die Beteiligung an Wintershall Dea wolle der Konzern so schnell wie möglich "monetarisieren" – über Verkauf oder IPO. Zuvor müssten die russischen Assets rechtlich separiert werden, was hoffentlich 2024 abgeschlossen werden könne. Bei der neuen Anlage für Vorprodukte für Batteriematerialien in Finnland zeichnet sich noch keine Lösung ab, nachdem die Betriebsgenehmigung durch Einspruch von NGOs gestoppt wurde. BASF ist laut Brudermüller mit den Behörden im Gespräch. Die Versorgung sei sichergestellt, ohne diese Anlage aber nicht aus Europa heraus.