BASF kappt Dividendenpolitik und bereitet IPO des Agrargeschäfts vor
BASF kappt Dividende und bereitet Agrar-IPO vor
Aufteilung in Kern- und eigenständig geführte Geschäfte – 4 Mrd. Euro für Aktienrückkäufe bis 2028 – Neue Finanzziele
hek Frankfurt
Der Chemiekonzern BASF revidiert seine Ausschüttungsstrategie und setzt sich neue Finanzziele. Größere Teile des Geschäfts gelten neuerdings als eigenständig geführte Geschäfte, für die „aktive Portfolio-Optionen“ verfolgt würden. Dazu gehört auch das Agrargeschäft, für das ein Teilbörsengang vorbereitet wird. Das teilt BASF anlässlich des auf zwei Tage angelegten Kapitalmarkttags mit. Investoren reagierten distanziert auf die neue Strategie. Im Xetra-Handel gab der Kurs des Dax-Wertes am Donnerstag bis zu 3,2% nach, reduzierte die Abschläge aber im Nachmittagshandel.
Künftig wollen die Ludwigshafener nur noch mindestens 2,25 Euro je Aktie oder rund 2 Mrd. Euro an die Aktionäre auszahlen. Das entspricht einer Kürzung um ein Drittel im Vergleich zur Dividende für das Geschäftsjahr 2023 von 3,40 Euro. Das Vorgehen trägt schwachen Erträgen, die nicht zuletzt auf die hohen Energiekosten zurückgehen, und hohen Investitionen in China Rechnung. Beides setzt den freien Cashflow unter Druck.
Rückkäufe spätestens ab 2027
Die neue Richtschnur soll bereits von der Dividende für das laufende Geschäftsjahr an gelten. Ergänzen will BASF die Ausschüttungen mit Aktienrückkäufen. In Summe sollen zwischen 2025 und 2028 mindestens 12 Mrd. Euro an die Anteilseigner fließen. Der Betrag setzt sich aus 8 Mrd. Euro Dividenden und voraussichtlich 4 Mrd. Euro Buybacks zusammen. Die Rückkäufe sollen allerdings erst zeitversetzt einsetzen – in der Mitteilung ist von „spätestens ab 2027“ die Rede. „Mittelfristig ist BASF bestrebt, die Gesamtausschüttung an Aktionäre durch eine Kombination aus Dividenden und Aktienrückkäufen auf dem Niveau der vergangenen Jahre zu halten“, heißt es in der Ad-hoc-Mitteilung.
Mit Blick auf die Finanzierung von Dividenden und Aktienrückkäufen verweist BASF auf die „starke Bilanz“ und auf „starke Cashflows“. Zudem will der Konzern demnächst bei den Investitionen auf die Bremse treten: Von 2026 an, also nach dem Anfahren des Verbundstandorts in Zhanjiang in China, werde BASF deutlich unterhalb der Abschreibungen in Sachanlagen investieren.
Neue Finanzziele
Die neuen Finanzziele für das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sehen zwischen 10 Mrd. und 12 Mrd. Euro Gewinn im Jahr 2028 vor. Diese Prognose basiert auf „moderaten bis guten ökonomischen Rahmenbedingungen“. Zum Vergleich: 2023 erreichte das bereinigte Ebitda 7,7 Mrd. Euro, 2022 waren es 10,8 Mrd. Euro. Der kumulierte freie Cashflow soll in der Zeitspanne von 2025 bis 2028 über 12 Mrd. Euro hinauskommen. Das entspricht in etwa der Summe aus Dividenden und Aktienrückkäufen. Die Rendite auf das eingesetzte Kapital soll sich 2028 bei rund 10% bewegen. 2023 waren es 4,5% und im Jahr zuvor 10,0%. Nach Einschätzung der Investmentbank Jefferies liegen die Gewinnziele des Chemiekonzerns bis 2028 weitgehend im Rahmen der Erwartungen, hingen aber von den Marktbedingungen im mittelfristigen Zyklus ab.
„Aktive Portfolio-Optionen“
Außerdem stellt BASF eine „Wertgenerierung durch aktives Portfoliomanagement“ in Aussicht. Der Konzern unterscheidet künftig zwischen Kerngeschäften und eigenständig geführten Geschäften. Für letztere wollen die Ludwigshafener „aktive Portfolio-Optionen verfolgen, sofern dies Wert für BASF und ihre Aktionäre generiert". Als Kerngeschäfte gelten die Segmente Chemicals, Materials, Industrial Solutions und Nutrition & Care. Sie stehen für 40,5 Mrd. Euro Umsatz und 4,6 Mrd. Euro bereinigtes Ebitda im vergangenen Jahr. Die Kerngeschäfte würden durch organisches Wachstum und wertschaffende Akquisitionen gestärkt, kündigt der neue CEO Markus Kamieth an. In etwa 75% dieser Geschäfte sei BASF unter den drei Weltmarktführern.
Die Bereiche Environmental Catalyst and Metal Solutions, Batteriematerialien, Coatings und Agrarlösungen werden als eigenständig geführte Geschäfte klassifiziert, die spezifische Branchen bedienen und weniger eng in die Wertschöpfungsketten eingebunden sind. Sie erwirtschafteten 2023 gut 25 Mrd. Euro Umsatz und 3,5 Mrd. Euro Ebitda. „Künftig werden wir den vollen Wert dieser Geschäfte stärker herausstellen“, sagt Kamieth.
Agrargeschäft vor Teilbörsengang
Für das Agrarsegment stellt BASF einen Teilbörsengang in Aussicht. Bis 2027 soll das Geschäft in separate Gesellschaften ausgegliedert werden, teilt der Dax-Konzern mit. Im nächsten Schritt würden die Voraussetzungen geschaffen, um mittelfristig einen Minderheitsanteil der Sparte an die Börse zu bringen. Zum Volumen eines möglichen IPOs macht Kamieth keine Angaben: „Das haben wir noch nicht entschieden.“ Typischerweise seien es zwischen 10 und 30% der Anteile. Ein Börsengang des Batteriegeschäfts sei aus heutiger Sicht auszuschließen.
Für das Geschäft mit Bautenanstrichmitteln in Brasilien will BASF einen Verkaufsprozess aufsetzen. Im Jahr 2024 erwartet das Management insgesamt rund 2 Mrd. Euro Barmittelzufluss aus dem Ausstieg aus dem Öl- und Gasgeschäft.
BASF prüft weitere Schließungen in Ludwigshafen
Im Stammwerk Ludwigshafen prüft BASF die Schließung weiterer Anlagen. „Die Mehrzahl der Anlagen ist in ihren jeweiligen Märkten wettbewerbsfähig“, sagt Vorstandsmitglied und Standortchefin Katja Scharpwinkel. Einzelne Anlagen und Produktionslinien erzielten aber infolge mangelnder Wettbewerbsfähigkeit oder struktureller Unterauslastung keine ausreichenden Erträge mehr. Das zeige eine aktuelle Analyse der Produktion in Ludwigshafen. Ende August hatte BASF bereits die Schließung mehrerer Anlagen angekündigt. Weitere Anpassungen würden derzeit geprüft und soweit erforderlich schrittweise umgesetzt, sagt Scharpwinkel. BASF bestätigt das Ziel, bis Ende 2026 jährlich 2,1 Mrd. Euro einzusparen.
Für Kamieth lautet die gute Nachricht, dass die Kern-Wertschöpfungsketten auch gegenüber Importen wettbewerbsfähig seien. Dies betrifft weiteren Angaben zufolge 78% der Anlagen, während 22% Risiken in der Konkurrenzfähigkeit aufwiesen: „Der Kern des Verbunds ist gesund“, fasst Kamieth zusammen.
Flachere Hierarchien
Auf Gruppenebene will BASF die Steuerung schlanker und differenzierter gestalten und die Eigenverantwortung erhöhen. Es würden flachere Hierarchien eingeführt und Bürokratie abgebaut. Die Verantwortung für den Geschäftserfolg werde stärker in die Hände der einzelnen Unternehmensbereiche gelegt, Anreize und bereichsspezifische Leistungen würden stärker verknüpft.
Mit stärkerem Portfoliomanagement, der Vorbereitung eines Börsengangs der Agrarsparte, überarbeiteten Finanzzielen und Aktienrückkäufen will der neue BASF-Chef Markus Kamieth Investoren überzeugen. Die Dividende fällt aber erst mal schmaler aus. In Ludwigshafen drohen weitere Anlagenschließungen.