BASF kauft für 3,2 Mrd. Dollar zu

Mit der ehemaligen Metallgesellschaft-Tochter Chemetall soll die Sparte Coatings gestärkt werden

BASF kauft für 3,2 Mrd. Dollar zu

Der weltgrößte Chemiekonzern BASF erwirbt für 3,2 Mrd. Dollar in bar den einst zu MG Technologies gehörenden Oberflächenspezialisten Chemetall vom US-Konzern Albemarle. Die Transaktion soll bis Jahresende abgeschlossen sein.po Frankfurt – Die BASF stärkt ihr Spezialgeschäft Coatings in Richtung Endkunden. Für 3,2 Mrd. Dollar in bar und ohne Schulden erwirbt der weltgrößte Chemiekonzern von dem US-Spezialchemieunternehmen Albemarle den global tätigen Anbieter von Oberflächentechnik Chemetall. Chemetall gehörte zur früheren MG Technologies (einst: Metallgesellschaft), hat ihren Sitz in Frankfurt, beschäftigt rund 2 500 Mitarbeiter und betreibt Produktionsstandorte in mehr als 20 Ländern sowie zehn Forschungs- und Entwicklungsstandorte und 24 Verkaufsbüros.2015 setzte Chemetall 845 Mill. Dollar um. Über die Jahre wuchs das Unternehmen um 7 % p. a. Zuletzt wurde ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 202 Mill. Dollar erzielt, was einer Marge von 24 % entsprach. Einschließlich der Integrationskosten soll Chemetall bei BASF schon im zweiten Jahr zum Ergebnis je Aktie beitragen.”Chemetall passt strategisch hervorragend zu unserem Coatings-Geschäft”, betont BASF-Vorstand Wayne T. Smith. In diesem Geschäft kommt die BASF selbst auf einen weltweiten Umsatz von rund 3,2 Mrd. Euro. In ihrer Geschäftssparte ist BASF mit Fahrzeug-, Autoreparatur- und Industrielacken sowie Bautenanstrichmitteln unterwegs.Mit Chemetall-Produkten wiederum werden Metalle vor Korrosion geschützt. Zudem bereiten sie Oberflächen optimal auf den Lackierprozess vor. Wichtige Abnehmer finden sich deshalb vor allem – wie bei BASF auch – in der Automobil- und Luftfahrtindustrie sowie in der metallverarbeitenden Industrie. “Chemetall ergänzt unser aktuelles Portfolio um das hochattraktive Geschäft der Oberflächenbehandlung”, begründet Markus Kamieth, Leiter des BASF-Bereichs Coatings, die Übernahme. Kostensynergien dürften industrietypisch ausfallen. Bocks größte ÜbernahmeMit dem Verkauf von Chemetall will Albemarle Schulden abbauen, die das Unternehmen bei der 6 Mrd. Dollar teuren Übernahme von Rockwood, zu der Chemetall zuvor gehörte, gemacht hatte. Der Preis impliziert ein Ebitda-Multiple von 15,3. Die Transaktion ist die bisher größte in der Amtszeit von BASF-Vorstandschef Kurt Bock. Wegen der vom deutschen Konkurrenten Bayer geplanten Übernahme des US-Saatgutkonzerns Monsanto für 62 Mrd. Dollar nimmt das Konsolidierungstempo in der weltweiten Chemie zu. BASF gab sich gleichwohl gelassen.”Es gibt immer diese Erwartung, es müsse etwas Großes und Bedeutsames passieren, das auch Eindruck macht. Wir schauen uns das sehr nüchtern an, um es deutlich zu sagen”, erklärte Bock auf der Bilanzpressekonferenz. “Und nicht alles, was schick und groß ist, ist unbedingt wertschaffend.” An der Börse knickte die BASF-Aktie trotz des überschaubaren Kaufpreises zunächst etwas ein und beendete den Xetra-Handel am Freitag nach zwischenzeitlicher Erholung mit 67,48 Euro 0,5 % schwächer. Der Preis könnte noch sinken wegen unterfinanzierter Pensionsverpflichtungen und wegen anderer Gründe, hieß es von Seiten Albemarles. Das Closing der Transaktion wird für das Jahresende erwartet. BASF wurde von Citibank begleitet, juristisch beriet Morgan, Lewis & Bockius. BoA Merrill Lynch stand Albemarle in finanzieller Hinsicht zur Seite, Shearman & Sterling war juristischer Ratgeber. MG-ErbeChemetall war 2004 einschließlich anderer in Dynamit Nobel gebündelter MG-Chemieaktivitäten wie Sachtleben, Ceramtec und DNES Kundensynthese für 2,25 Mrd. Euro vom US-Finanzinvestor KKR für seine Chemiegesellschaft Rockwood erworben worden. KKR hatte Rockwood im Jahr 2000 gekauft, nach dem Zukauf der MG-Chemie brachte der Finanzinvestor Rockwood 2005 an die Börse. Die in Baton Rouge/Louisiana beheimatete Albemarle wiederum gliederte Rockwood nach Übernahme 2015 ein.Albemarle kommt auf einen Börsenwert von 9,4 Mrd. Dollar und ist weltweit vor allem mit Lithium und Lithiumverbindungen für Lithium-Ionen-Batterien tätig.