BASF setzt den Rotstift an

Bis Ende 2021 fallen 6 000 Stellen weg - Verwaltung wird ausgedünnt - Ersparnis von 300 Mill. Euro jährlich - Service im Fokus

BASF setzt den Rotstift an

md Frankfurt – BASF hat eine organisatorische Neuausrichtung angekündigt, die die Rahmenbedingungen für größere Kundennähe, stärkere Wettbewerbsfähigkeit und profitableres Wachstum im Chemiekonzern schaffen soll. BASF dünnt einer Mitteilung zufolge die Verwaltung aus, schärft die Rollen von Services und Regionen und vereinfacht Abläufe und Prozesse. Dadurch rechnet das Unternehmen mit Einsparungen von 300 Mill. Euro als Teil des laufenden Exzellenzprogramms, das von Ende 2021 an einen Ergebnisbeitrag (Ebitda) von jährlich 2 Mrd. Euro liefern soll. Das ambitionierte Sparprogramm hatte BASF im November 2018 aufgelegt, um die Margen im Konzern zu steigern. Erste Änderungen infolge der organisatorischen Neuausrichtung sollen laut BASF zum 1. Januar 2020 in Kraft treten. Fast 5 Prozent aller Jobs In der BASF-Gruppe sind nach Unternehmensangaben rund 122 000 Mitarbeiter beschäftigt, davon etwa 39 000 am Konzernsitz in Ludwigshafen. Im Rahmen der Umsetzung ihrer Strategie geht BASF insgesamt von einem weltweiten Abbau von rund 6 000 Stellen (knapp 5 % aller Jobs) bis Ende 2021 aus – etwa die Hälfte davon in Deutschland, wie ein Sprecher sagte. Der überwiegende Teil der rund 3 000 im Inland betroffenen Arbeitsplätze entfalle auf den Standort Ludwigshafen. Diese Reduzierung resultiere aus der organisatorischen Vereinfachung sowie Effizienzsteigerungen in der Verwaltung, in Service-Einheiten und in den Unternehmensbereichen.BASF hatte Anfang des Jahres ihre zuvor zwölf Bereiche in sechs Segmente zusammengefasst: Chemicals, Materials, Industrial Solutions, Surface Technologies, Nutrition & Care und Agricultural Solutions. Ein weiterer Grund für die Stellenstreichungen sei der Rückbau zentraler Strukturen im Rahmen der bereits angekündigten Portfolio-Veränderungen.Wie in der Mitteilung betont wird, wird BASF weiter Bedarf an zusätzlichen Mitarbeitern in Bereichen wie Produktion und Digitalisierung haben, “jedoch abhängig von künftigen Wachstumsraten”.Im Rahmen des laufenden Exzellenzprogramms sollen Kosten z. B. in Produktion, Logistik, Forschung und Entwicklung eingespart werden. Außerdem verkauft BASF Teilbereiche. Diese Maßnahmen dürften dadurch Rückenwind bekommen haben, dass der sich zuspitzende Handelskonflikt zwischen den USA und China auch bei BASF zusehends Spuren hinterlässt. “Wir befinden uns insgesamt in einem schwierigeren Fahrwasser, als wir das im Februar erwartet haben”, hatte Finanzchef Hans-Ulrich Engel kürzlich erklärt. Standortvereinbarung früherWie BASF mitteilt, haben Unternehmensleitung und Arbeitnehmervertretungen wegen der aktuellen und bis Ende 2021 geplanten weiteren Veränderungen gemeinsam entschieden, die Verhandlungen über eine neue Standortvereinbarung für BASF vorzuziehen; die aktuelle ist bis Ende 2020 gültig. Ziel sei es, im ersten Halbjahr 2020 eine neue Standortvereinbarung zu unterzeichnen.”Wir werden uns beim Aufbau der neuen Organisation darauf konzentrieren, Synergien zu heben, Schnittstellen zu reduzieren und mehr Flexibilität und Kreativität zu ermöglichen”, sagte BASF-Vorstandschef Martin Brudermüller. “Wir werden unsere Organisation weiterentwickeln, um effektiver und effizienter zu arbeiten”, kündigte der 58-Jährige an und versprach: “Damit sichern wir den Erfolg unserer Kunden, stärken unsere Wettbewerbsfähigkeit und wachsen profitabel.”Eckpfeiler der neuen Organisation seien die kundennahen Unternehmensbereiche, Service-Einheiten, Regionen und ein schlankes Corporate Center. Dieses werde weniger als 1 000 Mitarbeiter umfassen und den BASF-Vorstand dabei unterstützen, das Unternehmen “gesamtheitlich zu steuern”. Hierzu zählen nach Konzernangaben zentrale Aufgaben, u. a. aus den Bereichen Strategie, Finanzen, Recht, Personal und Kommunikation.Daneben werden rund 29 000 Mitarbeiter in funktional übergreifenden Service-Einheiten arbeiten, heißt es in der Mitteilung. Global Engineering Services bzw. Global Digital Services werden Dienstleistungen künftig entweder für einzelne Standorte oder global für die Unternehmensbereiche der Gruppe anbieten. Global Procurement werde den Einkauf effektiver ausrichten. Neu zu gründende EinheitDie neu zu gründende Einheit Global Business Services werde ein weltweites Netzwerk aus rund 8 000 Mitarbeitern mit End-to-End-Services bilden. Die Betonung End-to-End soll meist deutlich machen, dass sich der Prozess vom Bedarf des Kunden bis zur Leistungserbringung erstreckt und in der Regel abteilungsübergreifend ist. Diese Einheit soll gemäß BASF die Unternehmenssegmente mit Dienstleistungen u. a. aus den Bereichen Finanzen, Personal, Kommunikation und Supply Chain unterstützen. Die Einheit Global Business Services wird von Marc Ehrhardt geleitet werden; er ist derzeit Leiter des Bereichs Finance.Letztlich werden durch den Umbau die Steuerungs- und Governance-Aufgaben organisatorisch klarer von den Services getrennt. Anleger reagierten positiv: Die BASF-Aktie schloss 1,6 % fester.