BASF steckt in der Flaute fest
BASF steckt in der Flaute fest
Chemiekonzern streicht Investitionspläne zusammen und bekräftigt eine stabile Dividendenpolitik
swa Frankfurt
Nach einem erneut schwachen Quartal forciert der Chemiekonzern BASF seine Anstrengungen zur Kostensenkung und Bilanzstärkung. Umsatz und Ergebnis erwartet das Management für 2023 nun am unteren Ende der bisherigen Prognosespanne und stimmt auch auf einen schwierigen Start ins nächste Jahr ein.
Preisdruck und eine rückläufige Nachfrage haben das Geschäft der BASF auch im dritten Quartal beeinträchtigt. Darüber hinaus belasteten Wertberichtigungen der Energietochter Wintershall Dea sowie höhere Restrukturierungskosten im Zuge forcierter Kostensenkung. In allen Regionen – mit Ausnahme China – habe die Chemieindustrie einen Produktionsrückgang verzeichnet, erklärte BASF-Chef Martin Brudermüller. Der Einfluss Chinas ist dabei signifikant: So wuchs die weltweite Chemieproduktion im Quartal insgesamt um 4,8%, ohne China war sie um 4,4% rückläufig.
Überkapazitäten in China
Mit Blick auf positive Indikatoren hob Brudermüller hervor, dass BASF in China und Indien gegenwärtig eine stärkere Nachfrage spüre. In China ziehen die Mengen nach Darstellung des CEO deutlich an, allerdings zu schlechten Preisen, weil es Überkapazitäten gebe. In anderen Regionen hätten sich die Auftragseingänge inzwischen immerhin stabilisiert.
Für eine breite Erholung sei es notwendig, dass die Konsumnachfrage weltweit zulege, unterstreicht Brudermüller. "Wir glauben nicht an einen fundamentalen Wechsel in den kommenden Monaten", dämpft er die Erwartungen. Gleichwohl sei eine Bodenbildung zu erkennen. Die Energiekosten waren im dritten Quartal um 1,4 Mrd. Euro rückläufig, sagte Finanzchef Dirk Elvermann. Sie lägen in Europa aber nach wie vor etwa zehnmal so hoch wie in den USA.
Für das Quartal weist der Konzern einen Umsatzrückgang um 28% auf 15,7 Mrd. Euro aus. Die Absatzmengen waren in allen Kundengruppen deutlich unter Vorjahr mit Ausnahme der Automobilindustrie. Der Mengenrückgang habe sich im Verlauf des Jahres insgesamt verlangsamt. Das Betriebsergebnis (Ebit) vor Sondereinflüssen brach in den drei Monaten um 57% auf 575 Mill. Euro ein. Nach Steuern landete BASF mit minus 249 Mill. Euro in der Verlustzone, was auf die Wertberichtigungen der Wintershall und Rückstellungen für Restrukturierungen zurückzuführen ist. Nach neun Monaten liegt der Konzerngewinn bei 1,8 Mrd. Euro, das ist ein Minus von ebenfalls 57%.
Lichtblick im Zahlenwerk ist die Entwicklung des Cashflows, der operativ im Quartal um 17% auf 2,7 Mrd. zulegte, nach neun Monaten um 19% auf 3,85 Mrd. Euro. CFO Elvermann hebt dies als "bemerkenswerte Verbesserung" in schwierigen Zeiten hervor. Dies sei vor allem durch eine Reduzierung der Mittelbindung im Umlaufvermögen gelungen. Der Free Cashflow kam im Quartal um 170 Mill. auf 1,5 Mrd. Euro voran.
Gesamtwirtschaftliche Risiken
An der im Juli revidierten Prognose hält der Vorstand fest, stellt nun aber für Umsatz und Ergebnis das untere Ende des Intervalls in Aussicht: Beim Umsatz wären das 73 Mrd. Euro, beim Ebit vor Sondereinflüssen 4,0 Mrd. Euro. Sollte sich die Stabilisierung der Chemieproduktion nicht fortsetzen, ergeben sich laut Brudermüller Risiken aus einem weiteren Rückgang der Mengen und stärkeren Preissenkungen als bislang erwartet. Auch steigende Rohstoffpreise könnten Nachfrage und Margen weiter belasten.
BASF erwarte keinen leichten Start ins Jahr 2024. Er selbst, so Brudermüller, habe sich auch ein anderes letztes Jahr als CEO erhofft, "aber das Leben ist kein Wunschkonzert". Brudermüller wird mit der Hauptversammlung 2024 in den Ruhestand wechseln. Er sei überzeugt, dass er das Unternehmen in strukturell guter Verfassung wird übergeben können. BASF sei stets besser aus Krisen herausgekommen als hineingegangen.
Brudermüller unterstrich, dass BASF auch in "herausfordernden Zeiten" an der Politik festhalten wolle, die Dividenden zumindest auf Vorjahresniveau zu halten. "Unsere starke Bilanz, hohe Eigenkapitalquote und guten Kreditratings geben uns in dieser Hinsicht die notwendige finanzielle Stärke."
Mitteleinsatz und Kapitalallokation passe der Konzern der aktuellen Situation an. Für 2023 will BASF die Investitionen in Sachanlagen um 1 Mrd. auf 5,3 Mrd. Euro senken. In den nächsten vier Jahren soll das Budget um weitere 3 Mrd. Euro gekürzt werden. In den fünf Jahren von 2023 bis 2027 sind damit aber immer noch Investitionen von 24,8 Mrd. Euro geplant. An Wachstumsprojekten und der Transformation zur Klimaneutralität werde nicht gerüttelt. BASF beschleunigt auch die Maßnahmen zur Kostensenkung. So sollen bis Ende 2026 Einsparungen von 1,1 Mrd. Euro erreicht sein.
BASF: Kraftakt in schwieriger Zeit