Bastei Lübbe will auch mit Übernahmen wachsen
md Frankfurt – “Wir wollen wachsen, wachsen, wachsen – organisch und anorganisch.” Nachdrücklicher hätte Carel Halff das neue Ziel von Bastei Lübbe nach dem gelungenen Turnaround kaum darstellen können. Gleichwohl machte der Vorstandsvorsitzende der Verlagsgruppe auf dem Deutschen Eigenkapitalforum deutlich, dass angesichts einer mit 12 Mill. Euro gefüllten “Kriegskasse” das potenzielle anorganische Wachstum “überschaubar” sei. Immerhin: Der Markt ist immer noch stark fragmentiert; eine Konsolidierung hat bisher kaum stattgefunden. Es gebe nur wenige große Spieler, sagte Halff und nannte exemplarisch Pearson, Penguin Random House und die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck. Zukunft des Lebenswerks Viele kleine und mittelgroße Branchenvertreter seien Familienunternehmen mit Erlösen zwischen 4 Mill. und 20 Mill. Euro, erklärte der Bastei-Lübbe-Chef, und in vielen Fällen stelle sich die Nachfolgefrage – bei einem Großteil gebe es in den nächsten fünf Jahren Handlungsbedarf. Hier könnte Bastei Lübbe zum Zug kommen, zumal es nicht nur um die Frage des Preises gehe, sondern auch um die Hauptsorge vieler Familienunternehmer: “Wer setzt meine Arbeit fort und was wird aus meinem Lebenswerk?” Hier könnte Bastei Lübbe mit der Zusicherung einer Markenfortführung und -pflege punkten.Schon früher hatte Finanzvorstand Ulrich Zimmermann erklärt, dass neben einer langfristig angestrebten Ausschüttungsquote von 40 bis 50 % der künftigen Gewinne der andere Teil für Investitionen verwendet werden soll, “um weiteres Wachstum zu erzeugen”.Im laufenden Geschäftsjahr 2019/20 (31. März) strebt Bastei Lübbe einen Umsatz von 85 Mill. bis 87 (i.V. 95) Mill. Euro an. Die Gruppe ist in drei Segmente unterteilt: Buch (Hardcover, Paperback und/oder Taschenbuch; u. a. mit Starautor Ken Follett), Romanhefte (“Jerry Cotton”, “Geisterjäger John Sinclair”) sowie Games. Die Buch-Sparte soll 2019/20 rund 68 (i.V. 76) Mill. Euro erlösen, die Romanhefte-Sparte 7 Mill. wie im Vorjahr (bereinigt um die verkaufte Division Rätselmagazine) und die Games-Sparte 11 Mill. Euro nach 8 Mill. (bereinigt um verkaufte Tochtergesellschaften).Trotz des erwarteten Umsatzrückgangs 2019/20 soll das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 2,7 Mill. auf 3,5 bis 5,3 Mill. Euro steigen – “eine Folge unserer Effizienzsteigerungsmaßnahmen”. Die Bücher sollen ein operatives Ergebnis von 2,6 (2,0) Mill. Euro liefern, die Romanhefte von 0,8 (0,8) Mill. und Games 1,2 Mill. bis 1,9 (-0,1) Mill. Euro.”Der Start in das Weihnachtsgeschäft ist gut verlaufen”, sagte Halff. Das ist wichtig, denn “das Weihnachtsgeschäft und damit die nächsten Wochen sind entscheidend für unser Geschäftsjahr”. Mehrere Bücher des Verlages würden die Verkaufslisten in ihren Segmenten anführen, etwa das Sachbuch “Der größte Crash aller Zeiten” von Marc Friedrich und Matthias Weik – “Wir kommen kaum mit dem Drucken nach”, sagte Halff – oder der historische Roman “Teufelskrone” von Rebecca Gable. “Völliger Quatsch”Vielfach sei zu hören, so Halff, dass Kinder und insbesondere Jungen nicht mehr lesen würden – “völliger Quatsch” sei das. “Sie lesen nur nicht mehr dasselbe wie die Elterngeneration.” Eine Studie von PwC stützt seine Ansicht: Danach pendle der Umsatz im deutschen Bücher-Publikumsmarkt seit 2014 um die Marke von 4,5 Mrd. Euro und werde laut der Untersuchung mindestens bis 2023 stabil bleiben. Halff begründete dies mit dem fehlenden Preiswettbewerb – bei Büchern besteht Preisbindung – und dem Steuerprivileg (auf Bücher wird eine Umsatzsteuer von 7 % statt wie sonst 19 % erhoben).Die im Prime Standard gelistete Bastei Lübbe ist an der Börse 36 Mill. Euro wert. Anfang Oktober hatte Bastei Lübbe mitgeteilt, dass Halff nach Ablauf seines Vertrages per Ende Dezember 2020 aus seinem Amt ausscheiden wird. Er wird dann gut drei Jahre an der Spitze des Unternehmens gestanden haben. – Personen Seite 16