Bau wartet auf Sommerbelebung

Auftragseingang geht zurück - Branchenverband ZDB befürchtet Einbruch - Umsätze steigen noch

Bau wartet auf Sommerbelebung

Die Einschränkungen durch die Coronakrise drücken den Bauunternehmen aufs Gemüt. Doch verglichen mit anderen Branchen wie dem Maschinenbau und den Autoherstellern kommen die Unternehmen bisher gut durch die Pandemie. Stabilisierend wirken die Auftragsbestände und das Konjunkturprogramm.hek Frankfurt – Die Pandemie hinterlässt ihre Spuren in der Bauwirtschaft. Die für den Frühsommer typische Belebung der Bautätigkeit bleibe aus, stellt der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) nach einer Firmenbefragung fest. Nachfrage und Produktion verharrten weitgehend auf Niveau des Vormonats. Den Rückgang der Auftragseingänge im April, dem letzten verfügbaren Monat, um preisbereinigt gut 5 % wertet ZDB-Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa sogar als alarmierend. “Nun wird mehr und mehr sichtbar, dass der Branche der pandemiebedingte Einbruch noch bevorsteht.”Nach vier Monaten steht ein kalender- und preisbereinigtes Auftragsminus von 3,6 % in den Büchern. Ein besseres Bild zeichnen die Umsatzdaten. Denn viele Unternehmen verfügen noch über größere Auftragsbestände, die jetzt abgearbeitet werden. Im April ist der Umsatz im Bauhauptgewerbe – darunter fallen Betriebe mit mindestens 20 Beschäftigten – nach Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) um 2,4 % im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen. Das stützt auch die Beschäftigung, die im April um 1 % höher war als ein Jahr zuvor. Im Tiefbau seien die Umsätze im April um 5,2 % gestiegen, während sie im Hochbau im Vorjahresvergleich leicht um 0,5 % gesunken seien. “Wie schon im März zeigten sich auch im April noch keine erkennbaren Effekte der Corona-Pandemie auf Umsatz und Beschäftigung im Bauhauptgewerbe”, hält Destatis fest. Allerdings lässt das Tempo der Umsatzausweitung nach. In den ersten drei Monaten lagen die Zuwächse im Schnitt noch bei 11,6 %.Der zeitweise starke Preisauftrieb am Bau hat sich abgeschwächt (siehe Grafik). Bei den April-Auftragseingängen kamen noch Preisanhebungen um 3 % zum Tragen. Nominal holten die Unternehmen Aufträge im Wert von 7,4 Mrd. Euro herein – der zweithöchste April-Wert seit Beginn dieser Datenerhebung im Jahr 1991.Verglichen mit anderen Ländern klagen deutsche Baufirmen auf hohem Niveau. Denn in Italien, Spanien, Frankreich oder Großbritannien lagen viele Baustellen wochenlang lahm. Hierzulande konnten die Unternehmen dagegen weiterarbeiten, wenngleich Abstandsregeln und fehlende Arbeitskräfte aus Osteuropa für Behinderungen sorgten. Auch gemessen an anderen Branchen kommt der Bau bisher glimpflich davon. Im Autosektor lagen die Pkw-Neuzulassungen in Deutschland zuletzt, also im Juni, um 32 % unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Der Maschinenbau muss Auftragseinbußen von preisbereinigt 28 % im Mai und 31 % im April verkraften.Bei der ZDB-Befragung haben nach Angaben des Verbands die Unternehmen insbesondere im Wirtschafts- und im öffentlichen Bau eine rückläufige Entwicklung gemeldet. Die Geräteauslastung liege mit 78 % im Hochbau und 72 % im Tiefbau auf Vormonatsniveau, doch würden die Vorjahreswerte – im Hochbau 85 % und im Tiefbau 80 % – verfehlt. “Sollte sich der derzeitige Trend verfestigen, wird die Baubranche zum Jahresende deutlich schlechter abschließen als noch 2019”, befürchtet Hauptgeschäftsführer Pakleppa.Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie hatte Ende Mai eine Umsatzstagnation auf dem Vorjahresniveau von 135 Mrd. Euro prognostiziert. Preisbereinigt sei das ein Rückgang um 3 % (vgl. BZ vom 29. Mai). Mit Blick auf den wichtigsten öffentlichen Auftraggeber, die Kommunen, haben die im Corona-Konjunkturpaket festgelegten Finanzhilfen für Erleichterung gesorgt.