Baukonzern Strabag wird russischen Großaktionär los
Strabag wird russischen Großaktionär los
Ungewöhnliche Transaktion zwischen Rasperia Trading und Raiffeisen Bank International
hek Frankfurt
Der Strabag-Großaktionär MKAO Rasperia Trading verkauft seinen Anteil von 27,8% an die Raiffeisen Bank International (RBI). Dieser Deal verschafft dem österreichischen Baukonzern die Aussicht, dass der russische Oligarch Oleg Deripaska aus dem Aktionärskreis ausscheidet. Deripaska, der hinter Rasperia steht, fällt unter die Sanktionen gegen Russland, die westliche Länder nach dem russischen Angriff auf die Ukraine verhängt haben. Seine Vermögenswerte sind eingefroren. Strabag schüttet daher keine Dividenden mehr an Rasperia aus.
Komplexe Kapitalmaßnahmen
Strabag hat bereits diverse Klimmzüge unternommen, um den Einfluss des Oligarchen, der als Vertrauter von Wladimir Putin gilt, zu neutralisieren. Der Kernaktionär, die Familie Haselsteiner, kündigte den Syndikatsvertrag der Großaktionäre, dem Rasperia angehörte. Ein Rasperia-Vertreter im Aufsichtsrat wurde abberufen und ein zweiter trat von sich aus zurück. Zuletzt brachte der Konzern aktienrechtlich komplexe Kapitalmaßnahmen samt Ausschüttung freier Rücklagen auf den Weg, um den Rasperia-Anteil unter die Sperrminorität von 25% zu drücken und so "Nachteile und Risiken" für Strabag zu reduzieren. So muss Rasperia dann nicht mehr als wirtschaftlicher Eigentümer geführt werden, was bei Bauaufträgen eine Rolle spielen kann.
RBI-Tochter soll Strabag-Aktien an Mutter transferieren
Das von Rasperia gehaltene Aktienpaket erwirbt die AO Raiffeisenbank, die russische Tochter der österreichischen Raiffeisen Bank International. Der Preis, der frühere Dividenden einschließt, beträgt laut RBI 1,51 Mrd. Euro oder 52,98 Euro je Aktie. Zum Vergleich: Der Dienstagsschlusskurs an der Wiener Börse lag bei 38,35 Euro. Deripaska hatte 47 Euro je Aktie bei seinem Einstieg im Jahr 2007 bezahlt.
Im zweiten Schritt will die russische AO Raiffeisenbank die Strabag-Aktien als Sachdividende an ihre Mutter in Österreich übertragen. Somit würde es RBI gelingen, ihr umstrittenes Russland-Engagement zurückzufahren. Diese Ausschüttung muss Russland allerdings genehmigen. Strabag verweist darauf, dass auch eine „genaue sanktionsrechtliche Prüfung" erforderlich sei. Außerdem gehört die Zustimmung von Aufsichtsbehörden und Kartellwächtern zu den Bedingungen des Deals. Nach dem Closing will RBI das Aktienpaket eigenen Angaben zufolge als langfristige Kapitalbeteiligung halten. Es soll in die Tochter Gabarts eingebracht werden.
„Im Interesse der Gesellschaft"
Strabag hebt hervor, dass ein Ausscheiden Deripaskas, der 49% an Rasperia kontrolliert, aus dem Aktionariat „im Interesse der Gesellschaft" sei. Die Kapitalmaßnahmen würden weiter umgesetzt. Letzter Schritt ist die Eintragung der Sachkapitalerhöhung ins Firmenbuch (Handelsregister), was im März 2024 geschehen soll. Die österreichischen Kernaktionäre von Strabag – die Familie Haselsteiner, die Beteiligungsgesellschaft Raiffeisen Holding und der Versicherer Uniqa – halten 57,8% der Aktien.