Einzelhandel

Baumarktbranche bereitet auf Preiserhöhungen vor

Die steigenden Rohstoff- und Produktionskosten bereiten der Baumarktbranche Probleme. Laut Verbänden dürften die Endverbraucherpreise deutlich anziehen, was die Perspektiven der Branche für 2021 eintrübt.

Baumarktbranche bereitet auf Preiserhöhungen vor

md Frankfurt

Steigende Rohstoffpreise und Produktionskosten machen den Betreibern von Bau- und Gartenmärkten zu schaffen. Der Handelsverband Heimwerken, Bauen und Garten (BHB), der Herstellerverband Haus & Garten (HHG) und der Industrieverband Garten (IVG) erwarten daher in den nächsten Monaten eine deutliche Erhöhung vieler Endverbraucherpreise. Das trübt die Perspektiven für die Branche in diesem Jahr weiter ein.

Metalle – u.a. Kupfer, Eisenerz und Zinn – sowie Holz sind besonders teuer geworden. Zudem erhöhten sich die Preise für Standardkunststoffe deutlich. Die Gründe für den Preisboom sind vielfältig. So hat die Pandemie weltweit zu einem Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage geführt, denn Asien – in erster Linie China – ist im Gegensatz zu Europa oder den USA bereits in der zweiten Jahreshälfte 2020 auf den Wachstumspfad zurückgekehrt. Viele Rohstoffe aus dem Mittleren Osten und den USA wurden und werden nach Asien umgelenkt und fehlen in Europa. Zudem belasten pandemiebedingte Produktions- und Personaleinschränkungen die hiesigen Anbieter. Auch eine weltweite Störung der Logistikketten verschlimmerte laut dem BHB die Lage: Eine Vollauslastung der Schiffe, eine Überlastung der Seehäfen, eine starke Verzögerung von Lieferungen und einen Mangel an Leercontainern führten demnach zu einer zusätzlichen Erhöhung der Logistik- und Frachtkosten.

„Diese Entwicklung kommt für unsere Handelsmitglieder nach der erzwungenen monatelangen Schließung bei weiterlaufend hohen Kostenblöcken zur absoluten Unzeit“, sagt BHB-Hauptgeschäftsführer Peter Wüst. Dass Kunden „in Teilen Preiserhöhungen werden akzeptieren müssen, scheint angesichts der aktuellen Situation unausweichlich“, fügt er hinzu. Ein Ende der Materialengpässe und der damit verbundenen Preisspirale sei nicht absehbar.

Desaströser Start

Wie der BHB mitteilte, ging im ersten Viertel des Jahres der Bruttoumsatz in deutschen Bau- und Gartenfachmärkten (DIY) flächenbereinigt um 22,3% zurück. In absoluten Werten brachen die Erlöse um 21,3% auf 3,45 Mrd. Euro ein. Der BHB hatte mit starken Einbußen gerechnet, da der Baumarktbranche zu Beginn des jüngsten Lockdowns Mitte Dezember 2020 die Systemrelevanz aberkannt worden war. Im Gegensatz zu den vorherigen Lockdowns mussten daher in der kalten Jahreszeit auch die Baumärkte ihre Läden geschlossen halten. Erst Anfang März wurde mit schrittweisen Lockerungen begonnen.

Der Verband spricht von einer „befürchteten Vollbremsung“ nach den „situationsbedingten Umsatzhöhenflügen im Coronajahr 2020“. Den Entscheidungsträgern wird dabei kein gutes Zeugnis ausgestellt: Die Politik scheine mit dem Pandemie-Handling vielfach überfordert zu sein, heißt es. „Die völlig unnötig verursachten Umsatzeinbrüche in Deutschland sind und bleiben das Ergebnis unstimmiger Corona-Maßnahmen von Bund und Ländern“, betonte Wüst. Das Infektionsrisiko für Besucher der Märkte sei durch die Infrastruktur und Sicherungsmaßnahmen nahezu nicht existent.

Hoffnung auf deutliche Besserung brachte allerdings der März: Nach zwei für die DIY-Branche desaströsen Monaten zog der Bruttoumsatz im letzten Drittel der Berichtszeit im Vergleich zum Vorjahr um 18% (flächenbereinigt: 16,8%) an. Besonders stark habe sich der Absatz der Gartensortimente entwickelt.

Der BHB hat bislang keine Prognose für die Entwicklung der DIY-Branche im Gesamtjahr abgegeben – dies sei „derzeit seriöserweise nicht möglich“. Vieles deutet jedoch auf im Jahresvergleich rückläufige Erlöse hin. Wegen der langen Aufenthalte zu Hause haben viele Menschen ihre Liebe zum Home Improvement wiederentdeckt. Sie werkelten viel an Haus und Heim und investierten in die Ausstattung. Dass sich dieser Boom 2021 noch einmal wiederholt, gilt als unwahrscheinlich – erst recht, wenn sich wie angekündigt die Endverbraucherpreise spürbar erhöhen sollten.

Globus zurück im BHB

Dass der BHB in der Coronakrise einiges richtig gemacht haben muss, zeigt die Rückkehr von Globus Fachmärkte in den Mitgliederkreis. Globus, die ihren Hauptsitz in Völklingen (Saarland) hat, rund 90 Baumärkte betreibt und zuletzt etwa 1,9 Mrd. Euro Umsatz machte, war Ende 2016 begleitet von einigen Missklängen aus dem Verband ausgeschieden. Gestern teilte der BHB mit, Globus sei seit dem 1. Juni erneut Mitglied im BHB. Gerade das Coronajahr habe gezeigt, dass man im Dialog mit Politik und Behörden umso erfolgreicher ist, je geschlossener man als Branche auftritt, sagte BHB-Vorstandssprecher Franz-Peter Tepaß.