Bauteilmangel führt zu langen Lieferzeiten
mic München
Kunden des Großküchenausstatters Rational müssen weiterhin ungewöhnlich lange auf bestellte Produkte warten. „Wir haben die Lieferzeiten nicht massiv verbessern können in den ersten drei Monaten 2022“, sagte Vorstandsvorsitzender Peter Stadelmann in der Online-Bilanzpressekonferenz. Sie seien auf einem nicht akzeptablen hohen Niveau. Aktuell erhielten die Kunden ihr Gerät erst bis zu 30 Wochen nach Auftragsvergabe, normalerweise seien in Europa zwei bis drei Tage üblich. Stadelmann entschuldigte sich bei den Kunden.
Die Ursache der verlängerten Lieferzeiten sind fehlende elektronische Bauteile. Eine zweite Bezugsquelle für Prozessoren sei später lieferbereit, als man Ende 2021 angenommen habe, sagte Stadelmann. Der Auftragsbestand sei auf das Viereinhalbfache des normalen Niveaus gestiegen. Rational produziere momentan auch halb fertige Geräte. So seien Ende vergangenen Jahres 9500 Geräte vorproduziert gewesen.
Stadelmann geht dennoch davon aus, dass Rational nach dem Umsatzeinbruch 2020 den Wachstumskurs 2021 fortzusetzen kann: „Wir erwarten, dass wir den Umsatz um 10 bis 15% steigern können.“ Im vergangenen Jahr waren die Erlöse, wie bereits im Februar bekannt gegeben, um 20% auf 780 Mill. Euro gestiegen (siehe Tabelle).
Renditen bleiben niedriger
Die Rohertragsmarge 2022 solle das Niveau 2021 erreichen – und damit mit rund 55% weiterhin deutlich unter dem Vor-Pandemie-Niveau von 59% liegen, sagte Stadelmann. Die Ebit-Marge, die sich im vergangenen Jahr von 16,4% auf 20,5% erhöht hatte, werde dank unterproportional zum Umsatz steigender operativer Kosten um rund einen Prozentpunkt zulegen. Vor der Pandemie waren allerdings 26% erreicht worden. Stadelmann warnte vor den Folgen für Rational, sollten sich Risiken in der Lieferkette wie beispielsweise durch Lockdowns in China oder durch Verschärfungen der geopolitischen Lage manifestieren. Dann rechne das Unternehmen mit einem niedrigeren Umsatzwachstum und einer Ebit-Marge unter der des Jahres 2021.
Finanzvorstand Jörg Walter erklärte, Rational erhöhe die Preise als Reaktion auf teurere Komponenten erneut. Am 1. April würden die Geräte weltweit 6% teurer, Zubehör 9% und Reinigungsmittel 15%. Im November hatte Rational die Preise in den Überseemärkten bereits um durchschnittlich 6% heraufgesetzt.
Geringes Russland-Exposure
Rational schüttet der Dividendenpolitik entsprechend 70% des Nettogewinns an die Aktionäre aus. Dies entspricht einer Dividende von 7,50 Euro je Aktie. Hinzu kommt eine Sonderdividende von 2,50 Euro, so dass die Ausschüttungsquote auf 92% steigt. Walter begründete den Aufschlag damit, dass Rational inmitten der Pandemie für das Jahr 2020 nur 38% des Gewinns ausgeschüttet hatte.
Stadelmann erklärte angesichts des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine, die Gedanken und Gebete seien bei allen Menschen, die von der humanitären Katastrophe betroffen seien. Rational hatte die Lieferungen auch nach Russland eingestellt. Ukraine und Russland machten 2% bis 3% des Rational-Umsatzes aus, sagte der Vorstandschef.
Rational | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Umsatz | 780 | 650 |
Ebit | 160 | 107 |
in % vom Umsatz | 20,5 | 16,4 |
Nettoergebnis | 124 | 80 |
Operativer Cashflow | 172 | 93 |
Eigenkapitalquote (%) | 77,0 | 79,8 |
Gewinn je Aktie (Euro) | 10,88 | 7,04 |
Dividende (Euro) | 9,50 | 4,80 |
Börsen-Zeitung |