Bayer dreht bei

Covestro-Börsengang fällt 1 Mrd. Euro kleiner aus - Erstnotiz jetzt 6. Oktober - Volatilität und Huntsman-Gewinnwarnung verunsichern

Bayer dreht bei

Aus dem Vorhaben von Bayer, mit Covestro den größten Börsengang seit dem IPO der Deutschen Post auf den Weg zu bringen, wird nichts. Das eingetrübte Kapitalmarktumfeld zwingt zu Anpassungen bei Emissionsvolumen und Preis.ab/wb Düsseldorf/Frankfurt – Sorgen über die konjunkturelle Entwicklung in China und eine Gewinnwarnung des US-Chemiekonzerns Huntsman zwingen Bayer, Abstriche beim Börsengang von Covestro zu machen. Abschläge werden bei Preisspanne und Emissionsvolumen gemacht. Zudem wird der Tag der Erstnotiz um eine halbe Woche auf den 6. Oktober verschoben. In der Folge sinkt der Bruttoemissionserlös auf 1,5 Mrd. Euro, wie Bayer mitteilt. Ursprünglich wollte Covestro, die Kunststoffsparte des Leverkusener Konzerns, beim Börsengang 2,5 Mrd. Euro via Kapitalerhöhung einsammeln. Das Geld soll zur Rückführung von Darlehen, die Bayer Covestro mit auf den Weg gegeben hat, verwendet werden.Covestro erhält zudem eine Finanzspritze von Bayer. Die gegenüber dem avisierten Emissionserlös fehlende 1 Mrd. Euro wird über eine angehobene Kapitaleinlage ausgeglichen. Das Geld wird bar in die Kapitalrücklage eingelegt, wie ein Sprecher auf Nachfrage sagte. Ziel dieses Vorgehens ist, Covestro nach dem IPO ein Rating guter Bonität zu sichern. Hierfür ist bei Chemieunternehmen in der Regel eine Finanzverschuldung inklusive Pensionen von etwa dem Dreifachen des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) vonnöten. Entsprechend ändert sich auch an der Nettoverschuldung nach dem IPO nichts. Inklusive der Pensionsverpflichtungen sollen sich die Nettoschulden dann auf 4 Mrd. Euro belaufen.Nach dem Beginn der Zeichnungsfrist am 21. September habe sich das Kapitalmarktumfeld deutlich verschlechtert, begründet Bayer die Nachjustierung. Zur erhöhten Volatilität an den Märkten hat nach Einschätzung von Bayer auch die Zinspolitik der US-Notenbank sowie der Abgasskandal von VW beigetragen. Schwache NachfrageDen Konsortialbanken ist es bis Mittwoch nicht gelungen, das Orderbuch wenigstens ein Mal zu füllen. Um ein Unternehmen erfolgreich an der Börse einzuführen, ist in aller Regel eine mehrfache Zeichnung des Emissionsvolumens nötig. Darauf reagiert Bayer nun mit einer deutlich niedrigeren Preisspanne und einem verringerten Emissionsvolumen. Wurden die Aktien zunächst in der Spanne von 26,50 bis 35,50 Euro offeriert, werden die aus einer Kapitalerhöhung stammenden Papiere nun zu 21,50 bis 24,50 Euro angeboten. Am oberen Ende der Bookbuildingspanne entspricht das einem Abschlag von gut 30 %. Zudem fällt die Kapitalerhöhung kleiner aus. Sollte das Grundkapital zunächst um bis zu 94,3 Millionen Aktien aufgestockt werden, sind nun maximal 69,8 Millionen neue Aktien vorgesehen. Am Prozedere ändert sich allerdings insofern nichts, als das Emissionsvolumen die Fixgröße in dem IPO ist, so dass sich der genaue Umfang der Kapitalerhöhung aus dem Ausgabepreis ableitet. Je höher dieser ausfällt, desto weniger junge Aktien werden emittiert. Die Zeichnungsfrist läuft nun bis heute Mittag. Nach dem IPO beläuft sich der Streubesitz auf 30,4 bis 33,3 %, ursprünglich sollten es 34 bis 40 % sein. Mithin würde das Eigenkapital mit 4,5 Mrd. bis 4,9 Mrd. Euro bewertet. Der Unternehmenswert läge bei 8,5 Mrd. bis 8,9 Mrd. Euro.Huntsman sorgte dafür, dass die Bewertungen in der Chemie deutlich gesunken sind. Auf Basis des für 2016 geschätzten operativen Ergebnisses (Ebitda) wird von Bankern nun ein Multiple von 5 bis 5,25 unterstellt. Covestro werde einer der großen europäischen Chemiewerte, an dem Investoren auf Dauer nicht vorbeikämen – und sie werde als “Yield-Story” überzeugen, also Dividendenwert, machen Konsorten Mut. Schaeffler legt die Karten neuIndessen legt Zulieferer Schaeffler nach Abschluss der Roadshow (in London, New York, Boston, Zürich, Genf, Frankfurt, Paris, Stockholm) die Karten neu. Die Veröffentlichung der Preisspanne wird einige Tage verschoben und damit auch die Erstnotierung. Da Schaeffler eine Privatplatzierung vorhat, ist sie flexibler in der Strukturierung. Zudem wird ventiliert, den zu streuenden Anteil zu reduzieren. Am Preis will Schaeffler keine Abstriche machen. Das VW-Debakel verschreckt potenzielle Investoren, dürfte bei einer Verlagerung von Diesel-Pkw zu Benzinern aber zur Chance für das Familienunternehmen werden. Schaeffler, die auf Deutsche Bank und Citi setzt, könnte rund 2,5 Mrd. Euro einsammeln.