Bayer drückt auf die Tube - Covestro soll rasch an die Börse

Platzierung von Kapitalerhöhung zum Schuldenabbau - J.P. Morgan rechnet mit einer Welle von Carve-outs

Bayer drückt auf die Tube - Covestro soll rasch an die Börse

ab/wb Frankfurt/Düsseldorf – Der Börsengang von Covestro, der Kunststoffsparte von Bayer, nimmt Gestalt an. Mit Aktien aus einer Kapitalerhöhung soll die seit Anfang des Monats rechtlich und wirtschaftliche selbstständige Einheit an die Börse gebracht werden, wie Bayer mitteilt. Der erste Handelstag dürfte in etwa vier Wochen sein. Zum Emissionsvolumen werden bisher noch keine Angaben gemacht. Den angestrebten Erlös beziffern Investmentbanker auf eine Größenordnung von rund 2,5 Mrd. Euro. Damit würde es sich um das größte IPO seit dem Börsengang der Deutschen Post 2000 handeln (siehe Tabelle). Die Mittel aus der Kapitalerhöhung soll Covestro vor allem zur Rückzahlung von Schulden an Bayer verwenden, die der Konzern Covestro mitgibt.Auch wenn sich nach diesem großen IPO weitere Aspiranten wie Scout24, Hapag-Lloyd oder Jost zeigen werden, rechnet Klaus Hessberger von J.P. Morgan doch nicht mit einem heißen Herbst am IPO-Markt. Der Co-Leiter des europäischen Equity-Capital-Markets-Geschäfts der US-Bank sagt aber eine “zweite Welle von Carve-outs” voraus. J.P. Morgan ist einer der sieben Bookrunner von Covestro und führt laut Dealogic im laufenden Jahr die europäischen League Tables für IPOs mit 15 Transaktionen an. Hessberger geht davon aus, dass Unternehmen mit größerer Liquidität und Spezialisten mit hohen Marktanteilen in ihren Nischen trotz der Turbulenzen nach dem China-Crash und der gestiegenen Volatilität Chancen haben.Die Führungsrolle im Carve-out von Covestro haben Deutsche Bank und Morgan Stanley. Anders als erwartet trennt sich Bayer im ersten Schritt nicht von Anteilen, sondern verpflichtet sich, auf sechs Monate nach der Erstnotiz keine Aktien von Covestro zu platzieren. Längerfristig plant Bayer jedoch den vollständigen Rückzug aus dem Kunststoffgeschäft. Doch erhält der Mutterkonzern indirekt Zugriff auf den Emissionserlös, da Covestro die zufließenden Mittel vor allem zur Tilgung von Konzerndarlehen verwenden soll. Zur Höhe der Verbindlichkeiten, die Covestro mit auf den Weg bekommen hat, werden keine Angaben gemacht. Allerdings soll mit der Kapitalerhöhung sichergestellt werden, dass Covestro nach dem Börsengang ein Rating im Investment Grade erhält. Entsprechend sollen sich die Nettofinanzschulden inklusive Pensionsverbindlichkeiten nach dem Börsengang auf das 2,5- bis 3-Fache des bereinigten Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) belaufen. Dank Euro-Schwäche und niedrigem Ölpreis dürfte 2015 ein Ergebnissprung gelingen. Grob wird mit einem bereinigten Ebitda von 1,5 (i.V. 1,16) Mrd. Euro kalkuliert, wie sich aus Äußerungen von Covestro-CFO Frank Lutz ergibt. Als Dividende werden 30 bis 50 % des Gewinns avisiert.—– Wertberichtigt Seite 8- Bericht Seite 9- Interview Seite 18