Bayer läutet nächste Sparrunde ein
Mit einem düsteren Ausblick auf den kommenden Turnus hat Bayer die eigene Aktie auf Talfahrt geschickt. In der Spitze gab der Dax-Wert um über 13 % nach. Von den Folgen der Covid-19-Pandemie ist vor allem die Agrarsparte betroffen. Gegengesteuert wird mit einem Sparprogramm. Zudem stehen geringere Dividenden an. ab Düsseldorf – Mit einer düsteren Einschätzung für den kommenden Turnus hat Bayer die Investoren schockiert. Gegensteuern wollen die Leverkusener mit einem Sparprogramm, wie Bayer am Donnerstag nach Börsenschluss mitteilte. Es soll bis 2024 zu Einsparungen von 1,5 Mrd. Euro führen. Die im August gekürzte Prognose für den laufenden Turnus wird dagegen bestätigt. Die Bekanntgabe der neuen Einschätzung sei erforderlich geworden, da die Konsensschätzungen der Analysten für 2021 deutlich von den neuesten Erkenntnissen des Vorstands abwichen, erläuterte Bayer-Chef Werner Baumann in einem Analystencall.Für 2021 wird auf Basis konstanter Wechselkurse mit einem Umsatz auf dem Niveau des Jahres 2020 – laut Prognose 43 bis 44 Mrd. Euro -gerechnet, das bereinigte Ergebnis je Aktie dürfte allerdings leicht unter dem in diesem Jahr erwarteten Gewinn von 6,70 bis 6,90 Euro je Aktie liegen. An der Dividendenpolitik, nach der 30 % bis 40 % des bereinigten Ergebnisses je Aktie ausgeschüttet werden, werde zwar nicht gerüttelt, sagte Baumann. Allerdings werde die Payout Ratio in den nächsten Jahren am unteren Rand des Korridors liegen. In den vergangenen beiden Jahren hatte Bayer jeweils mehr als 40 % des bereinigten Gewinns ausgekehrt (siehe Grafik). ImpairmentsDie Aussicht auf sinkende Ausschüttungen in Kombination mit absehbar geringeren Wachstumsraten in der Agrarchemie kam bei den Investoren nicht gut an. Der Dax-Wert startete am Donnerstag mit einem Kurseinbruch um annähernd 13 % in den Handelstag. Zum Börsenschluss stand mit 46,34 Euro ein Tagesverlust von 13,1 % zu Buche. Die Marktkapitalisierung ist auf 45,5 Mrd. Euro zusammengeschnurrt.Reihenweise nahmen Analysten ihre Einstufung zurück und kappten die Kursziele. So nahmen Commerzbank, Citi und HSBC die Kaufempfehlung zurück, die Kursziele wurden auf 60 (zuvor: 84) Euro, 51,50 (87) Euro respektive 59 (79) Euro gesenkt. Bryan Garnier rät nun zum Verkauf und kappte das Kursziel auf 54 (70) Euro. Vor den jüngsten Nachrichten hatten zwei Drittel der 24 Researchhäuser die Aktie positiv eingestuft und ein Drittel neutral, wie aus dem von Bayer veröffentlichten Vara Research hervorgeht. Negative Einstufungen gab es nicht.Auch Fondsgesellschaften reagierten ernüchtert: “Die Gewinnwarnung für nächstes Jahr ist ein deutlicher Rückschlag für Bayer und das Management. Wahrscheinlich werden über kurz oder lang wieder die Themen Aufspaltung des Konzerns und Managementwechsel zur Diskussion stehen”, sagte Markus Manns, Portfoliomanager bei Union Investment. Die eingetrübten Wachstumsperspektiven in der Agrochemie, die nur teilweise Folge der Viruskrise sind, haben zudem zur Folge, dass Impairments auf Cropscience-Assets erforderlich werden. Die Sonderabschreibungen dürften sich im mittleren bis hohen einstelligen Milliardenbereich bewegen, heißt es. Mit der Übernahme von Monsanto hatte sich Bayer 2018 weitere 24,5 Mrd. Euro an Geschäfts- und Firmenwert in die Bilanz geholt. Insgesamt haben sich die Wachstumserwartungen für die Agrarbranche reduziert. Grund dafür seien niedrigere Getreidepreise, intensiver Wettbewerb bei Soja und ein geringerer Biokraftstoffverbrauch. Bayer könne sich von diesem Markttrend nicht abkoppeln.Im Pharmageschäft rechnet Bayer dagegen schon 2021 mit der Rückkehr auf den Wachstumspfad (“V-shaped recovery”). Das Geschäft mit verschreibungsfreien Medikamenten soll in den kommenden Jahren sogar schneller wachsen als der Markt. Nichtsdestotrotz rechnet Bayer 2021 im Konzern mit geringerem Wachstum und einem niedrigeren Cash-flow als geplant. Die Sparmaßnahmen könnten das nur teilweise kompensieren. Zur Höhe der mit dem neuen Sparprogramm verbundenen Einmalkosten äußerte sich Baumann nicht konkret. Er verwies lediglich darauf, dass sich die Kosten in der Vergangenheit auf das 1,5- bis 1,7-Fache des einzusparenden Betrags belaufen hätten. SchuldenabbauDer mit den neuen Sparmaßnahmen einhergehende Cash-Zufluss soll in Investitionen und den Schuldenabbau gesteckt werden. Details zu den Sparmaßnahmen, die vermutlich auch weiteren Stellenabbau bedeuten, werden derzeit ausgearbeitet. Eine detaillierte Prognose für 2021 sowie eine neue Mittelfristplanung will Bayer mit den Jahresergebnissen im Februar kommenden Jahres veröffentlichen.