Bayer legt die Latte deutlich höher
Dank Rückenwind von der Währungsfront zieht Bayer die Prognose für den laufenden Turnus hoch. Das um Sondereinflüsse bereinigte operative Ergebnis soll 2015 um mindestens 16% zulegen. Die Kehrseite der Medaille ist eine höhere Nettoverschuldung.ab Düsseldorf – Der im Umbau zu einem reinrassigen Life-Science-Unternehmen befindliche Bayer-Konzern steckt sich nach Ablauf des ersten Quartals höhere Ziele. Hintergrund dafür sind aber vornehmlich positive Wechselkurseffekte, die allein im ersten Quartal für einen Ergebnisbeitrag auf Konzernebene von 50 Mill. Euro gut waren.Die ursprüngliche Prognose basierte auf den Schlusskursen zum Bilanzstichtag 2014, nun wurden die Wechselkurse zum 31. März zugrunde gelegt. Das sollte ein realistischeres Bild geben. Folgerichtig verfielen die Investoren angesichts der neuen Zielvorgaben auch nicht in Euphorie. Die Aktie des nach Marktkapitalisierung schwersten Dax-Werts legte um 0,7 % auf 129,90 Euro zu.Konkret soll der Konzernumsatz im laufenden Geschäftsjahr auf 48 bis 49 (2014: 42,2) Mrd. Euro steigen, zugleich soll das um Sonderfaktoren bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) im oberen Zehner-Prozentbereich zulegen. Das Wachstum soll dabei in erster Linie aus dem Teilkonzern Healthcare stammen, der nicht nur von guten Verkaufszahlen mit neuen Medikamenten profitiert, sondern auch vom Erwerb des Geschäfts mit rezeptfreien Medikamenten der US-amerikanischen Merck & Co. Nettoverschuldung steigtDemgegenüber stehen aber auch Integrationskosten, die in den Sonderfaktoren gebucht werden und allein im ersten Quartal mit 91 Mill. Euro zu Buche schlugen. Im Gesamtjahr rechnet Bayer unverändert mit Sonderlasten von 700 Mill. Euro. Ein Drittel davon wurde bereits im Berichtsquartal aufgebraucht. Für Restrukturierungen fielen 41 Mill. Euro an, für die Konsolidierung von Produktionsstätten 77 Mill. Euro. Damit erklärt sich auch, dass von dem im Berichtsquartal erzielten Zuwachs im operativen Ergebnis vor Sondereinflüssen um annähernd 10 % unter dem Strich nichts übrig blieb. Vor Zinsen und Steuern verringerte sich das Ergebnis (Ebit) um fast 5 %, das Konzernergebnis ging sogar um mehr als 8 % zurück. Hier machte sich auch die akquisitionsbedingt höhere Nettoverschuldung bemerkbar, die höhere Finanzierungskosten nach sich zog.Die Euro-Schwäche hat aber nicht nur positive Seiten. Sie führte zugleich zu einem Anstieg der Nettoschulden um 1,7 Mrd. Euro, da die Finanzschulden zum Teil in Dollar denominiert sind. Entsprechend rückt Bayer auch vom Ziel ab, die Nettoverschuldung bis zum Ende des Geschäftsjahres unter die Marke von 18 Mrd. Euro drücken zu wollen. Neuerdings wird eine Nettoverschuldung von weniger als 20 Mrd. Euro ins Auge gefasst.Rein operativ fand Bayer einen guten Start in den neuen Turnus. Der Konzernumsatz legte wechselkurs- und portfoliobereinigt um 2,7 % zu. Dabei stammte das Wachstum vornehmlich aus der Gesundheitssparte. Hier legte der Umsatz bereinigt um 7,2 % zu. Mit gut 24 % zog das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis dazu überproportional auf 1,6 Mrd. Euro an. Darin enthalten sind positive Wechselkurseffekte von 50 Mill. Euro. Im Gesamtjahr soll das bereinigte Ebitda des Teilkonzerns ebenfalls um über 20 % wachsen. Aufgrund höherer Forschungskosten wird in der Pharmadivision jedoch mit einem leichten Rückgang der Ebitda-Marge gerechnet. Das 2014 erworbene OTC-Geschäft steuerte im Berichtsquartal einen Umsatz von 495 Mill. Euro bei. Das lag nach den Angaben im Rahmen der Erwartungen. Cropscience verliert SchwungIm Pflanzenschutzgeschäft kam der Umsatz im Berichtsquartal bereinigt nur um 1 % voran. Zugleich landete das bereinigte Ebitda mit 1 Mrd. Euro um über 5 % unter dem Vergleichswert. Hintergrund dafür waren nach den Angaben negative Wechselkurseffekte, die sich auf 40 Mill. Euro summierten. Konkret litt Bayer dabei unter der Rubel-Schwäche. Da sich das Geschäft in den nachfolgenden Quartalen jedoch in andere Regionen verlagert, wird im Teilkonzern Cropscience im Gesamtjahr mit einem positiven Ergebnisbeitrag aus Wechselkurseffekten von 50 Mill. Euro kalkuliert. Dabei soll der Teilkonzern schneller wachsen als der Markt, dem allerdings nur ein Wachstum von maximal 3 % (2014: 6 %) zugetraut wird. Die vor der Abspaltung stehende Kunststoffsparte profitierte dagegen nicht nur von positiven Wechselkurseffekten, sondern auch von niedrigeren Rohstoffpreisen (siehe separater Bericht).