Bayer muss in Glyphosat-Fall weniger zahlen
Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer muss in einem Rechtsstreit um den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup deutlich weniger zahlen als gedacht. Ein Gericht in Philadelphia reduzierte den von Geschworenen dem Kläger zugesprochenen Schadenersatz von 2,25 Mrd. Dollar auf 400 Mill. Dollar (367,5 Mill. Euro), wie aus Gerichtsunterlagen am späten Dienstag hervorging. Dies war bislang die höchste Schadenersatzsumme seit Beginn der Prozesse um den Unkrautvernichter Roundup im Jahr 2018. Bayer kündigte dennoch an, Berufung einzulegen.
„Obwohl das Gericht die verfassungswidrig hohe Schadensersatzsumme reduziert hat, sind wir mit der Entscheidung des Gerichts in der Sache nicht einverstanden“, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Das Verfahren sei von gravierenden Fehlern geprägt gewesen. Diese könnten und müssten korrigiert werden. Des Weiteren verweist Bayer darauf, dass der Konzern sich in 14 der jüngsten 20 Fälle vor Gericht durchgesetzt habe. Zudem seien die meisten Klagen beigelegt worden, hieß es weiter.
Die Probleme rund um den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup hatte Bayer sich 2018 mit der über 60 Mrd. Dollar teuren Übernahme der US-Firma Monsanto ins Haus geholt. Im selben Jahr folgte ein erstes Urteil gegen das Dax-Unternehmen. Das setzte in den USA eine Klagewelle in Gang. 2020 legte Bayer ein milliardenschweres Programm auf, um den Großteil der Klagen ohne Haftungseingeständnis beizulegen. Ein guter Teil der Klagen ist abgearbeitet, gleichwohl bleiben Risiken. Ende Januar waren noch rund 54.000 von circa 165.000 Fälle offen. Die Glyphosat-Klagewelle hat Bayer schon 13 Mrd. Euro gekostet. Die Rückstellungen beliefen sich Ende 2023 auf 6,3 Mrd. Dollar (5,7 Mrd. Euro).
Reduzierte Strafe für Bayer begeistert Anleger nur kurz
Eine deutlich reduzierte gerichtliche Strafzahlung für Bayer hat die Anleger des Pharma- und Agrarchemiekonzerns am Mittwoch nicht vom Hocker gerissen. Am späten Vormittag notierten die Papiere 0,7% fester bei 28,53 Euro und gewannen damit nur wenig mehr als der Dax, der rund 0,6% im Plus stand.
Im frühen Handel waren die Titel um bis zu 2,9 % gestiegen, dann aber rasch abgesackt. Für das laufende Jahr steht immer noch ein sattes Minus von rund 15 % zu Buche. Seit Ende Januar hat es der Kurs nicht nachhaltig über die Marke von 30 Euro geschafft.
Trotz der verminderten Strafe seien die Belastungen im Zusammenhang mit Roundup für den Konzern insgesamt immer noch zu groß, um als Investor nun erleichtert zu sein, sagte ein Händler in einer ersten Reaktion am Morgen.
Ein anderer Börsianer nannte die Entscheidung des Gerichts nicht überraschend, denn der zugesprochene Schadenersatz von 2,25 Mrd. Dollar sei „ungewöhnlich hoch“ gewesen. Eine Entwarnung sei aber unangebracht angesichts einer sehr hohen Zahl noch immer anhängiger Klagen mit unverändert ungewissem Ausgang.
Auch Goldman-Sachs-Analyst James Quigley sieht die verminderte Strafe als im Rahmen der Erwartungen an. Eine Kürzung um etwa 80 % habe es schon in anderen Fällen gegeben.