Bayer ohne Kriegsgott
Am Finanzierungsbedarf für den Monsanto-Kauf kann es nicht liegen, dass Bayer in der kommenden Woche bei Sotheby’s in London eine berühmte Renaissancefigur aus seiner Kunstsammlung unter den Hammer bringt. Die für solche Skulpturen beachtlichen drei bis fünf Mill. Pfund, auf die der Preis geschätzt wird, sind angesichts der gerade von Bayer emittierten Anleihen über 15 Mrd. Dollar sowie 5 Mrd. Euro zur Monsanto-Finanzierung bestenfalls mit Portokasse zu beschreiben. Umso mehr ärgert es die Kunstgemeinde, dass die 40 cm große, vom Medici-Hofkünstler Giambologna geschaffene und 1587 dem sächsischen Kurfürst Christian I. geschenkte Bronzeplastik nicht im Dresdener Grünen Gewölbe oder einem anderen Museum eine dauerhafte, der Historie angemessene und vor allem der Öffentlichkeit zugängliche Bleibe findet, sondern vielleicht in der Villa eines Oligarchen oder Scheichs für immer verschwindet. Denn Bayer erhielt die Statue in den achtziger Jahren als Geschenk eines Mitarbeiters mit der Maßgabe, die Bronze des Kriegsgottes Mars in einem repräsentativen Bereich zu zeigen. Das war viele Jahre die Bayer-Vorstandsetage. Nach der erfolgreich geschlagenen Schlacht um Monsanto glaubt der Bayer-Vorstand offensichtlich, künftig ohne göttlichen Beistand auskommen zu können. cd