Bayer punktet im operativen Geschäft
Dank der Bestätigung der Jahresprognose und operativer Verbesserungen im dritten Quartal hat Bayer die Investoren positiv überrascht. Dass die Prozesslawine im Zusammenhang mit dem Unkrautvernichter Glyphosat zugleich rasant anschwoll, vermochte die Börse nicht mehr weiter zu verunsichern. Mit einem Kurszuwachs um 2,1 % auf 67,28 Euro zählte Bayer zu den größten Gewinnern im Dax. ab Düsseldorf – Die Zahl der Kläger, die Bayer wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des Herbizids Roundup vor den Kadi ziehen wollen, ist sprunghaft gestiegen. Per 11. Oktober sah sich Bayer in den USA mit 42 700 Klägern konfrontiert, drei Monate zuvor waren es erst 18 400 Kläger. Den rasanten Zuwachs der Klagen führt Bayer auf die gestiegenen Werbeausgaben der US-Klageindustrie zurück, die angesichts des laufenden Mediationsverfahrens Lunte gerochen hat. “Im dritten Quartal beliefen sich die geschätzten Ausgaben der Klägerseite allein für Fernsehwerbung auf mehr als 50 Mill. Dollar. Das ist etwa doppelt so viel wie in der gesamten ersten Jahreshälfte”, veranschaulichte Bayer-Chef Werner Baumann vor der Presse. Zugleich betonte er, dass damit nichts über die Begründetheit der Klagen gesagt sei.Bayer hält die Klagen grundsätzlich für unbegründet und gibt sich nicht zuletzt mit Verweis auf einschlägige Studien von der Sicherheit Glyphosat-basierter Produkte überzeugt. Gleichwohl befinden sich die Leverkusener auf Druck eines US-Richters in einem Mediationsverfahren. Zu diesem wie auch zur etwaigen Vergleichssumme hielt sich Baumann bedeckt. Die Maximalforderung, ein möglicher Vergleich müsse den Rechtskomplex final beenden, weichte Baumann jedoch etwas auf. Einen Vergleich werde es nur geben, wenn damit “weitestgehende Sicherheit” zum Abschluss des gesamten Rechtsstreits einhergehe, sagte der Manager, der seitens seiner Investoren unter Druck steht.Dass das Mediationsverfahren konstruktiv geführt wird, lässt sich daran ablesen, dass alle für dieses Jahr anberaumten Verhandlungen in Absprache mit der Klägerseite ins nächste Jahr verschoben wurden. Auch mit dem ersten Berufungsverfahren – Bayer hat bislang drei Glyphosat-Verfahren in erster Instanz verloren – rechnet der Konzern erst im kommenden Jahr.Trotz der Klageflut gehörte Bayer am Mittwoch zu den größten Gewinnern im Dax. Die Aktie legte bis zum Handelsende um 2,1 % auf 67,28 Euro zu, entsprechend einer Marktkapitalisierung von 62,7 Mrd. Euro. Seit der Übernahme von Monsanto im Juni 2018 hat Bayer damit aber immer noch mehr als 30 Mrd. Euro an Marktwert eingebüßt. Analysten stellen für den Vergleich Kosten von 8 bis 20 Mrd. Dollar in Rechnung. Prognose hat BestandEntsprechend erklärt sich die gestrige Kursreaktion, nachdem Bayer den Ausblick für den laufenden Turnus bestätigte. Allerdings passt Bayer die Prognose nach Abschluss der diversen Verkäufe an und berücksichtigt in der neuen Vorausschau auch die erwartete Währungsentwicklung. Konkret wird 2019 ein Konzernumsatz von 43,5 Mrd. Euro und ein um Sondereinflüsse bereinigtes operatives Ergebnis von 11,5 Mrd. Euro avisiert. Das bereinigte Ergebnis je Aktie wird bei 6,35 Euro gesehen. Die Nettofinanzverschuldung soll bis Ende des Jahres auf 35 Mrd. Euro gedrückt werden. Per Ende September belief sich der Nettoschuldenberg auf insgesamt 37,9 Mrd. Euro.Operativ lief es für Bayer im Berichtsquartal spürbar besser. Der Konzernumsatz landete bei 9,8 Mrd. Euro, was portfolio- und wechselkursbereinigt einem Zuwachs um 5,4 % entspricht. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen erhöhte sich um 7,5 % auf 2,3 Mrd. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) ging allerdings auf 1,2 (i. V. 4,3) Mrd. Euro zurück. Hintergrund dafür war ein Basiseffekt, denn im Vorjahr war im Ebit ein Sonderertrag von 3,9 Mrd. Euro aus Portfolioverkäufen an die BASF enthalten.Auftrumpfen konnte Bayer im Berichtsquartal vor allem in der Agrarchemie. Der Umsatz von Cropscience stieg währungsbereinigt um 4,8 % auf 3,9 Mrd. Euro. Zugleich verbesserte sich das operative Ergebnis um ein Viertel auf 527 Mill. Euro. Nach den Angaben spielten dabei vor allem Preissteigerungen und höhere Absatzmengen in Lateinamerika eine Rolle. Zudem machten sich Kostensynergien aus der Integration von Monsanto positiv bemerkbar.Die Pharmasparte baute den Umsatz auf 4,5 Mrd. Euro aus, portfolio- und wechselkursbereinigt ist das ein Plus von 5,9 %. Als Wachstumstreiber erwiesen sich einmal mehr die Blockbuster Xarelto und Eylea. Das operative Ergebnis gab dagegen um 1,7 % auf 1,5 Mrd. Euro nach, da im Vorjahr ein Einmalertrag von 190 Mill. Euro aus einer Entwicklungskooperation enthalten war. Die Sparte Consumer Health kam nur zögerlich voran. Das operative Ergebnis verbesserte sich vor allem dank des gestarteten Effizienzprogramms um 3,2 % auf 256 Mill. Euro.