Bayer verwirft Drei-Säulen-Strategie
ab Düsseldorf – Auf die Pläne zur Abspaltung der Kunststoffsparte von Bayer haben Anleger sehr positiv reagiert. Die Aktie des 93 Mrd. Euro schweren Dax-Konzerns schloss 6,2 % fester mit 112,70 Euro; ein Rekordhoch. Der Aufsichtsrat stimmte einem entsprechenden Vorstandsbeschluss gestern einstimmig zu, wie Bayer mitteilte. Nach den Plänen soll der Teilkonzern Material Science bis spätestens 2016 an den Kapitalmarkt geführt werden, die Vorbereitungen zur rechtlichen Verselbständigung sollen bis Ende des Jahres abgeschlossen werden.”Unsere Absicht ist es, zwei globale Top-Unternehmen zu schaffen: Bayer als Innovationsunternehmen von Weltrang bei den Life-Science-Geschäften und Material Science als führendes Unternehmen bei den Polymeren”, begründete Vorstandschef Marijn Dekkers die Pläne in einer Telefonkonferenz. Alternativ verfolgt werden ein IPO und ein Spin-off – ersteres hatte Bayer mit Agfa, letzteres mit Lanxess vorgemacht. Die Entscheidung über den Platzierungsweg hänge letztlich vom Kapitalmarktumfeld ab, sagte Finanzchef Werner Baumann. Details – etwa die Frage, ob der Börsengang mit einer Kapitalerhöhung verbunden werde – würden zu einem späteren Zeitpunkt entschieden.Der Vorstand bevorzuge das IPO, fließe damit doch auch Geld in die Firmenkasse. Dieses werde gegebenenfalls in die Weiterentwicklung der bestehenden Life-Science-Geschäfte sowie in den Schuldenabbau gesteckt. Die Aussicht auf einen etwaigen Mittelzufluss habe die Entscheidung jedoch nicht befördert. Vielmehr habe sich immer deutlicher abgezeichnet, dass innerhalb der Drei-Säulen-Strategie Material Science im Wettstreit um investive Mittel gegen Healthcare und Cropscience meist den Kürzeren ziehe, da das konjunkturabhängige Kunststoffgeschäft deutlich niedrigere Margen abwerfe. “Um die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu erhalten, sind bei Material Science beträchtliche Investitionen erforderlich”, verdeutlichte Dekkers das Dilemma. Die Trennung erfolge aus der Position der Stärke; Material Science belege in den einzelnen Produktkategorien jeweils Top-1- oder Top-2-Positionen. Analysten taxieren den Unternehmenswert der Kunststoffsparte auf 10 bis 11 Mrd. Euro.Mit Material Science, die unter neuem Namen an die Börse geführt werden soll, entstehe das viertgrößte Chemieunternehmen in Europa – hinter BASF, LyondellBasell und Evonik. Die Zustimmung der Arbeitnehmerbank erkauft sich Bayer mit einem bis 2020 verlängerten Beschäftigungspakt.—– Nebenstehender Kommentar- Schwerpunkt Seite 9