Hauptversammlung

Baywa-Aktionäre kritisieren Führungs- und Schuldenkrise

Die Querelen um den früheren Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Josef Lutz beschäftigen die Aktionäre der Baywa immer noch. Auch die hohe Verschuldung und die gestrichene Dividende sind Themen auf der Hauptversammlung.

Baywa-Aktionäre kritisieren Führungs- und Schuldenkrise

Baywa-Aktionäre kritisieren Führungs- und Schuldenkrise

Auf der Hauptversammlung stellt der Vorstand eine höhere Eigenkapitalquote und weniger Risiken in Aussicht

jh München

Der plötzliche Rücktritt des Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Josef Lutz im Januar dieses Jahres und der Verzicht auf eine Dividende nach dem Verlust 2023 haben den Aktionären der Baywa auf der Hauptversammlung im Münchner Kongresszentrum Anlass für viel Kritik gegeben. „Das hatten wir seit 25 Jahren nicht mehr“, sagte Paul Petzelberger von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger angesichts einer fehlenden Ausschüttung. „Das ist Schulnote sechs.“

Petzelberger schlug vor, die an Lutz gezahlte Abfindung von 6,7 Mill. Euro den Aktionären auszuzahlen. Das ergäbe eine Dividende von 18 Cent je Aktie. „Das ist das Geld, das wir uns zurückholen wollen.“ Lutz habe einen Scherbenhaufen hinterlassen. Petzelberger sprach von einer Führungs- und Schuldenkrise. Lutz hatte die Abfindung erhalten, nachdem er Ende März 2023 als Vorstandsvorsitzender des Münchner Agrarhandels- und Energiekonzern ausgeschieden war.

Keine Anhaltspunkte für Rückforderung

Sein Vertrag hatte damals noch eine Laufzeit von zwei Jahren. Im Juni 2023 wählte die Hauptversammlung Lutz in den Aufsichtsrat, anschließend wurde er zum Vorsitzenden bestimmt. Die fehlende Abkühlungszeit von zwei Jahren kritisierten Aktionäre auch in diesem Jahr.

Der Nachfolger von Lutz als Vorstandsvorsitzender, Marcus Pöllinger, antwortete auf Fragen zur Verantwortung von Lutz, es gebe keine Anhaltspunkte dafür, dass die 6,7 Mill. Euro Abfindung zurückgefordert werden könnten. Der seit April amtierende Aufsichtsratsvorsitzende Gregor Scheller ergänzte, eine Anwaltskanzlei habe die Rechtslage geprüft. Auch für Schadenersatzansprüche an Lutz gebe es keine Hinweise.

Einzelabstimmung abgelehnt

Die von einem Aktionär beantragte Einzelabstimmung über die Entlastung der Vorstände und Aufsichtsräte wurde abgelehnt. Scheller begründete dies damit, dass der Antragsteller weniger als 2.000 Aktien habe. Die erforderliche Quote sei damit nicht erreicht worden.

Lutz war als Aufsichtsratschef zurückgetreten, nachdem er Pöllinger einen Verstoß gegen Compliance-Regeln vorgeworfen hatte. Es ging dabei um eine E-Mail einer Führungskraft, in der die Leistungen der anderen Vorstände bewertet wurden. Der Aufsichtsrat hatte sich für Pöllinger ausgesprochen. Scheller berichtete nun, eine Untersuchung einer Anwaltskanzlei habe ergeben, die Vorwürfe gegen Pöllinger träfen nicht zu. Mehr als 64.000 elektronische Dokumente seien geprüft worden.

Zum Thema Gewinnausschüttung für 2024 sagte Pöllinger den rund 1.200 Aktionären, die 68% des Grundkapitals repräsentierten, und anderen Teilnehmern der Hauptversammlung: „Derzeit gehen wir davon aus, dass wir eine Dividende zahlen werden.“ Nach dem Rekordgewinn von 240 Mill. Euro 2022 wies die Baywa für das vergangene Jahr einen Fehlbetrag von 93 Mill. Euro aus.

Aufsichtsrat und Vorstand appellierten an die Aktionäre in die Zukunft zu schauen. „Wir wollen das Kapitel hinter uns lassen und nach vorn blicken“, sagte Scheller. Pöllinger betonte: „Ich bin niemand, der lange in den Rückspiegel schaut.“ Die Baywa brauche eine Konzentration auf das Wesentliche. Dazu gehöre, auch wegen der gestiegenen Zinsen die Schulden zu senken und das Unternehmen weniger Risiken auszusetzen.

Strategie kommt an Börse nicht an

Die Eigenkapitalquote des Baywa-Konzerns sank im vergangenen Jahr um einen Prozentpunkt auf 13,7%. Über das Ziel sagte Pöllinger: „Wir streben eine Eigenkapitalquote von um die 20% an.“ Er präsentierte den Aktionären eine „Strategie 2030“ mit zehn Punkten, wie Profitabilität vor Umsatz, Investitionen in Zukunftsfelder, den Verkauf von Beteiligungen und die Optimierung des Betriebskapitals.

Nikolaus Lutje von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz äußerte sich skeptisch über die Strategie. Die Baywa habe zwar erste Schritte in die Wege geleitet, im Aktienkurs schlage sich dies jedoch nicht nieder. „Der Kapitalmarkt nimmt die Erzählung nicht ab“, monierte Lutje.

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