Baywa erhält durch Rettungspaket neue Gnadenfrist
Baywa erhält Atempause
Genossenschaftliche Eigentümer und Gläubigerbanken finanzieren vorläufige Rettung mit 547 Mill. Euro
cru Frankfurt
Die wichtigsten Eigentümer und Gläubigerbanken der Baywa verschaffen dem angeschlagenen und mit 5,5 Mrd. Euro hoch verschuldeten Agrarhandelskonzern eine Atempause im Kampf ums Überleben. Das Unternehmen aus München, das durch kreditfinanzierte Zukäufe in Schieflage geraten ist, erhält durch ein vorläufiges Rettungspaket über 547 Mill. Euro eine Gnadenfrist. Bis Mitte September muss das Sanierungsgutachten (IDW S6) von Roland Berger vorgelegt werden, mit dem im Juli wegen der „angespannten Finanzlage“ der Berater Roland Berger beauftragt worden war. Sanierungskoordinator ist ein Manager vom Restrukturierungsberater Alix Partners. Als Financial Advisor der Baywa agiert Rothschild.
Es soll „ein Konzept für eine nachhaltige Sanierung sowie eine Neuregelung der Finanzierung“ ausgehandelt werden. Die Gespräche mit den Banken und anderen Finanzierungspartnern verliefen „konstruktiv“, hieß es am Donnerstag in der Mitteilung der Baywa. Notfalls könnte das Stillhalteabkommen mit den Banken bis zum Jahresende verlängert werden.
Der Kurs der Aktie, die sich zu 38% in Streubesitz befindet, reagierte am Donnerstag zeitweise mit einem Plus von 2,2% auf 14,26 Euro. Der Börsenwert des Unternehmens hat sich aber auch so noch seit Jahresbeginn halbiert auf 515 Mil. Euro. Im Juli, als die „angespannnte Finanzlage“ bekannt gegeben wurde, war die Aktie auf ein 15-Jahres-Tief abgestürzt.
Das Unternehmen verhandelt mit den Anteilseignern über die Umstrukturierung der diversen Geschäftsfelder, die von erneuerbaren Energien über Agrarhandel bis hin zum Bauwesen reichen. Mit Schulden in Höhe von 5,5 Mrd. Euro wurde das Unternehmen durch steigende Finanzierungskosten und die Volatilität von Märkten wie dem Solarmarkt belastet.
„Das Finanzierungspaket ist ein wichtiger Schritt, um die Zukunft der Baywa nachhaltig zu sichern“, sagte Vorstandschef Marcus Pöllinger, dem im Juli der Restrukturierungskoordinator von Alix Partners zur Seite gestellt worden war. Es gehe darum, verlorengegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. „Wir wollen unseren Kunden, Lieferanten sowie Finanzierungspartnern auch in Zukunft wieder als der gewohnte verlässliche Partner zur Seite stehen.“
Der Vorstand der Baywa geht davon aus, dass das Unternehmen in den nächsten Tagen alle ausstehenden Finanzierungen erhalten wird. Er geht davon aus, dass bis zum 30. September ein tragfähiges Restrukturierungskonzept einschließlich einer neuen Finanzierungsvereinbarung erreicht werden kann. Die Baywa hatte unter Pöllingers Vorgänger Klaus Josef Lutz einen kreditfinanzierten Expansionskurs gefahren - mit Zukäufen von einem neuseeländischen Obstanbauer über den Getreidehändler Cefetra in Rotterdam bis zum Aufbau des Geschäft mit Wind- und Solarprojekten in der Baywa r.e. Letzteres verschlang immer mehr Kapital.
Operativ läuft es
Noch im Zwischenbericht für das erste Quartal hatte die Baywa sich optimistisch gezeigt, das für 2024 prognostizierte Konzern-Ebit "in einer Bandbreite von 365 Mill. bis 385 Mill. Euro zu erreichen.“ Schon im Juni konnte die Baywa eine fällig gewordene Anleihe von 500 Mill. Euro nur mit Mühe zurückzahlen. Zwei Monate zuvor scheiterte die Firma mangels Nachfrage mit der geplanten Emission eines Bonds von 250 Mill. Euro. Für das Unternehmen war das ein Warnsignal. Laut Geschäftsbericht standen zum Jahresultimo 2023 noch Schuldscheindarlehen von 742 Mill. Euro mit einer Restlaufzeit von bis zu einem Jahr zur Rückzahlung aus.
Die Baywa bekommt durch das Rettungspaket der genossenschaftlichen Eigentümer und der Gläubigerbanken eine Atempause, aber sie dauert nur wenige Wochen an. Bis Mitte September muss das Sanierungsgutachten von Roland Berger vorliegen. Bis Ende September muss Alix Partners den Umbau forcieren.