Die genossenschaftlichen Haupteigentümer und Gläubigerbanken der Baywa verschaffen dem angeschlagenen und mit 5,5 Mrd. Euro hoch verschuldeten genossenschaftlich dominierten Agrarhandelskonzern eine Atempause im Kampf ums Überleben. Das Unternehmen aus München, das durch kreditfinanzierte Zukäufe und steigende Zinsen in Schieflage geraten ist, erhält durch ein Rettungspaket über 547 Mill. Euro eine Gnadenfrist.

Bis Mitte September muss das Sanierungsgutachten (IDW S6) vorgelegt werden, mit dem im Juli der Berater Roland Berger beauftragt worden war. Vielleicht schon Ende September laufen die Überbrückungskredite der Banken aus. Die neue Finanzspritze verschafft dem Restrukturierungskoordinator Alix Partners nun zumindest einige Wochen mehr Zeit, einen umfassenden Umbau zu organisieren. Laut Finanzkreisen wird das auch deshalb schwierig, weil die Baywa ein intransparentes Portfolio aus Dutzenden von Töchtern mit Überkreuzbeteiligungen ihr Eigen nennt. Als Financial Advisor der Baywa agiert Rothschild.

Aufsichtsratschef der Baywa ist Gregor Scheller. Noch im Mai, als der 67-Jährige an die Spitze des Kontrollgremiums gewählt wurde, hatte der langjährige Chef der VR Bank Bamberg-Forchheim gejubelt: „Mit ihrer Internationalisierungsstrategie hat sich die Baywa in den vergangenen Jahren beeindruckend entwickelt.“ Tatsächlich trug der kreditfinanzierte Expansionskurs zum Schuldenberg bei – mit Zukäufen von einem neuseeländischen Obstanbauer über den Getreidehändler Cefetra in Rotterdam bis zum Aufbau des kapitalintensiven Geschäfts mit Wind- und Solarprojekten in der Baywa r.e.

Jetzt verzichten die wichtigsten Banken vorläufig darauf, fällige Kredite sofort einzufordern. Sie stimmen einer Aussetzung der bestehenden Finanzierung zu, darunter laut Finanzkreisen ein 2 Mrd. Euro schwerer Konsortialkredit der Unicredit, der erst Ende September 2025 ausläuft, aber vermutlich mit Bedingungen (Covenants) versehen ist, die bei Nichterfüllung zur vorzeitigen Kündigung berechtigen. Zudem stellen die Gläubiger – allen voran die DZ Bank, die HypoVereinsbank (HVB) und die LBBW – einen Überbrückungskredit in Höhe von 272 Mill. Euro bereit, wie Baywa am Donnerstag mitteilte.

Der Überbrückungskredit ist bis zum 30. September gültig, mit der Möglichkeit einer Verlängerung bis zum 31. Dezember. Eine ähnliche Summe kommt von den Großaktionären – die Genossenschaft Bayerische Raiffeisen Beteiligungs-AG (BRB) mit 34% und die österreichische Raiffeisen Agrar Invest (RAIG) mit 28%. Hinter der BRB stehen die 184 Volks- und Raiffeisenbanken Bayerns.

Im Rahmen der Rettungsaktion kaufen BRB AG und DZ Bank der Baywa ihre Beteiligung in Höhe von 45,3% an der BRB Holding für 120 Mill. Euro ab. Es handele sich nur um eine Zwischenlösung, bis die BRB den von der DZ Bank erworbenen Anteil übernehme, heißt es auf Anfrage bei der Bank. Ein dauerhaftes Engagement sei damit nicht verbunden.