Baywa rechnet mit Umsatzsprung
jur München – Die Auswirkungen der Flutkatastrophe auf den Agrarhändler Baywa sind bisher vernachlässigbar gering. Allein die dadurch entstandenen Verkehrsbehinderungen sorgten am Dienstag dafür, dass Vorstandschef Klaus Josef Lutz den Beginn der Hauptversammlung (HV) in München um einige Minuten verzögerte. Vor vollem Haus – geschätzte 1 700 Anteilseigner waren zum jährlichen Aktionärstreffen erschienen – konkretisierte Lutz die Jahresprognose und rechtfertigte zudem die eingeschlagene Internationalisierungsstrategie von Europas größtem Agrarhändler.Für das laufende Jahr erwarte er einen Umsatz zwischen 15 Mrd. und 16 Mrd. Euro, nach 10,5 Mrd. im Vorjahr, so Lutz. Doch der Umsatzsprung ist ganz wesentlich begründet in den vielen Zukäufen, die die Baywa zuletzt vermeldete. Seit 2009 ist man mit Nachdruck international unterwegs. Allein der im Januar übernommene Getreidehändler Cefetra brachte so viel Umsatz mit, wie die Baywa vor zehn Jahren auf sich vereinte. Auf der Liste der neuen Besitztümer finden sich auch der neuseeländische Obsthändler Turners & Growers sowie eine Beteiligung an der Bohnhorst-Gruppe. Kein Wunder, dass bei manchem Investor Besorgnis aufkommt. Kann der Konzern diese Integrationsleistung stemmen? Ist die Auslandsstrategie der richtige Weg?Der Vorstandschef ging auf diese Bedenken ein, bezeichnete den Umbau aber als die richtige Reaktion auf Marktveränderungen: “Stillstand bedeutet in diesem Marktumfeld Rückschritt.” Man habe feststellen müssen, dass die Heimatregion der Baywa, sprich Süddeutschland und Österreich, kaum noch Wachstumsperspektiven biete. Auch um im Wettbewerb nicht in die Defensive zu geraten, habe man sich für diese klare Wachstums- und Internationalisierungsstrategie entschieden.Einen gewissen Unmut gab es trotzdem unter den Anlegern, wenn auch nicht im Hinblick auf die Konzernstrategie. Die Wahl der CSU-Politikerin und Strauß-Tochter Monika Hohlmeier in den Aufsichtsrat kam nicht bei allen gut an; sie konnte aber immerhin noch mehr als 97 % der Stimmen auf sich vereinen. Alle Tagesordnungspunkte erhielten die Zustimmung von 95 % und mehr. Auf der Hauptversammlung, die um 16 Uhr beendet wurde, waren mehr als 69 % des Grundkapitals präsent.