Hoher Finanzbedarf in Notlage

Baywa ringt mit Gläubigerbanken um Rettungshilfen

Die zu Wochenbeginn gestarteten Verhandlungen des notleidenden Agrarhandelskonzerns Baywa mit seinen Gläubigerbanken gestalten sich sehr schwierig. Bis zum Montagabend lag kein substanzielles Ergebnis vor. Das Münchner SDax-Mitglied ist auf umfangreiche Rettungshilfen der Kreditinstitute angewiesen, um eine Insolvenz zu vermeiden.

Baywa ringt mit Gläubigerbanken um Rettungshilfen

Baywa ringt um Rettungshilfen

Schwierige Verhandlungen des Agrarhändlers mit Gläubigerbanken

sck München

Die Verhandlungen zwischen dem insolvenzgefährdeten Agrarhandelskonzern Baywa und seinen Gläubigerbanken gestalten sich unter dem Zeitdruck sehr zäh. Die Kreditinstitute hatten sich bis zum Montagabend nicht auf ein gemeinsames Finanzierungspaket für den deutschen Branchenprimus einigen können. Bis zum Redaktionsschluss der Börsen-Zeitung lag kein Ergebnis vor. Zu Wochenbeginn starteten die Gespräche zwischen den Beteiligten dem Vernehmen nach am frühen Morgen.

Die Konsultationen sind aufgrund der komplexen Gemengelage schwierig. Unklar ist, wie hoch der tatsächliche Finanzierungsbedarf des zum Genossenschaftssektor gehörenden Münchner SDax-Mitglieds ist, damit dieses in den kommenden zwölf Monaten über die Runden kommt. Um die Existenz des Unternehmens zu sichern, müssen die Geldhäuser für diesen Zeitraum Liquiditätslücken füllen. Die Firmenkasse steht zunehmend unter Druck, da Lieferanten aufgrund der Krise von der Baywa Vorauskasse verlangen. Zudem bindet der weit verzweigte Konzern viel Working Capital, welches notwendig ist, um den Geschäftsbetrieb am Laufen zu halten.

Schuldenberg von 11 Mrd. Euro

Eine Einigung zwischen den Banken und der Konzernführung ist Voraussetzung dafür, dass die mit einem Sanierungsgutachten beauftragten Unternehmensberater von Roland Berger eine positive Fortführungsprognose für die Baywa ausstellen können. Dieses Gutachten soll spätestens im September vorliegen. Aufgrund notwendiger Werthaltigkeitstests kündigte die Baywa dieser Tage ad hoc an, die Bekanntgabe ihrer Halbjahreszahlen auf den 27. September zu verschieben. Der Vorstand kassierte seine Jahresprognose.

Ein Schuldenberg von 11 Mrd. Euro plagt den Konzern. Davon entfällt mit 5,6 Mrd. Euro die Hälfte auf Finanzverbindlichkeiten. Vor drei Jahren gewährten mehrere Banken dem Unternehmen einen Konsortialkredit, der 2 Mrd. Euro umfasst. Die größten Gläubigerbanken der Baywa sind die genossenschaftliche DZ Bank, die LBBW und HypoVereinsbank. Auch bei der Commerzbank und der Deutschen Bank steht die Firma in der Kreide. Die beiden Baywa-Ankeraktionäre sicherten Stützungshilfen zu.

In Österreich eng verwoben

Die Bayerische Raiffeisen-Beteiligungs-AG (BRB) hält 33,8%. Hinter dieser stehen Volks- und Raiffeisenbanken, aber auch Warengenossenschaften. Die österreichische Raiffeisen Agrar Invest AG verfügt über 28,1% des Grundkapitals. Dieses Beteiligungsvehikel dominiert die Raiffeisenlandesbank Niederösterreich Wien. Dieser Tage gewährten Bayerns Primärbanken aus dem genossenschaftlichen Finanzverbund der Baywa eine Finanzierung von rund 70 Mill. Euro als Überbrückungshilfe. Nach Informationen der Börsen-Zeitung wickelten sie das über die BRB ab. Die Baywa ist via Überkreuzbeteiligungen mit den Waren- und Kreditgenossen in der Alpenrepublik eng verwoben. Die Baywa ist mit 47% an der Lagerhausgesellschaft Raiffeisen Ware Austria AG beteiligt.

Das Bundesland Bayern erwägt Staatsgarantien, um die finanziellen Rettungshilfen für den 23.000 Mitarbeiter umfassenden Konzern mit Steuergeldern abzuschirmen. Voraussetzung dafür ist, dass die Gläubigerbanken und die Ankeraktionäre Mittel in ausreichender Form nachschießen. Die Baywa gilt wegen ihrer Rolle als zentraler Versorger und Abnehmer in der Landwirtschaft in Süddeutschland und Teilen Österreichs als systemrelevant.

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