BDO forciert das Wachstum
swa Frankfurt – Die mittelständische Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft BDO hat ihr Geschäft in den vergangenen Jahren auf eine breitere Basis gestellt. Die Abschlussprüfung ist weiterhin Kerngeschäft mit 44 % Umsatzanteil, doch in der Beratung hat sich das Unternehmen, das nächstes Jahr 100 Jahre alt wird, deutlich verstärkt.Mit der Reorganisation soll BDO auf den Wachstumspfad zurückgeführt werden und ihre Marktposition ausbauen, unterstreicht Vorstandschef und Gesellschafter Holger Otte Dabei setzt das Management auch auf das internationale Netzwerk mit 1 600 Büros und 80 000 Mitarbeitern in 162 Ländern. Dieser Verbund sei in den vergangenen Jahren “extrem zusammengewachsen”, unterstreicht Vorstandsmitglied Parwäz Rafiqpoor. Es werde weltweit ein einheitliches Prüfungswerkzeug eingesetzt. Man könne internationale Mandate von Deutschland aus steuern und durchführen.Das Geschäftsjahr 2017/18 (30.9.) sieht Otte als ersten Erfolg der Neuausrichtung. In Deutschland kletterte der Umsatz um 8,2 % auf 241 Mill. Euro; organisch war es ein Plus von 5,5 %. Global ging es um 10,7 % auf 9 Mrd. Dollar nach oben. Die Fusion mit Moore Stephens in Großbritannien habe BDO in dem Land auf Platz 5 vor Grant Thornton geschoben, in der Position stehe die Gruppe auch global. In Deutschland sieht sich BDO mit einem Wachstum von 8 % in einer Dynamik, die man langfristig halten wolle. “In den vergangenen Jahren hätten wir uns mehr Wachstum gewünscht”, räumt Otte ein. BDO müsse ihre Position im Markt selbst finden und nicht auf regulatorische Eingriffe warten, gibt er die Richtung vor. Neue KundenDie Ziele sind hoch gesteckt. Rafiqpoor macht deutlich, dass BDO gerne ein Abschlussprüfungsmandat im Dax hätte. Die Gesellschaft werde zu großen Ausschreibungen eingeladen und nehme selektiv daran teil. Mit der globalen Organisation im Rücken sei man nicht zu klein für große Mandate. Im Zuge der von der EU-Regulierung angestoßenen Prüferrotation habe BDO neben den bestehenden Mandaten wie Software AG und Cewe Stiftung elf neue dazu gewonnen. Dazu gehören die börsennotierten Unternehmen Deutsche Beteiligungs AG und R. Stahl oder das Familienunternehmen Siegwerk. Als Erfolg verbucht es Otte, dass Siemens sich für ihre Finanztöchter für BDO entschieden habe – sie haben einen anderen Rotationsturnus als der Konzern, der an EY festhält. Der Umsatz in der Abschlussprüfung legte im vergangenen Turnus um 6,4 % auf 105 Mill. Euro zu.Wachstumstreiber ist neben der klassischen Prüfung das zuletzt deutlich ausgebaute Beratungsgeschäft in der Sparte Advisory Services. Vor allem die Corporate-Finance-Beratung habe zum Umsatzschub von 25 % auf 37 Mill. Euro beigetragen. Rafiqpoor hebt hervor, dass BDO Deutschland auch große internationale Transaktionen begleite, etwa die Fusion der Zug-Sparten von Siemens und Alstom, die dann an kartellrechtlichen Bedenken auf EU-Ebene scheiterte, oder die Veräußerung von Industrieparks von Clariant und Novartis in der Schweiz an die schwedische Beteiligungsgesellschaft EQT.Für das neue Geschäftsfeld Data & Analytics-Advisory habe BDO 200 IT-Fachleute an Bord geholt, die in Prozessoptimierung und Cybersecurity beraten. Rafiqpoor hebt hervor, dass dringend Fachkräfte gesucht würden: “Wir könnten mehr Dienstleistungen anbieten, wenn mehr Personal verfügbar wäre.”BDO will auch extern weiter wachsen. Zuletzt kam aus dem RSM-Netzwerk die niedersächsische Beratungsgesellschaft DPI dazu, die das Mandat beim Windenergieanlagenhersteller Enercon mitbrachte. In wenigen Tagen will BDO einen weiteren Neuzugang enthüllen. Neue AllianzenEin neues Konzept zur Zusammenarbeit mit kleineren Wettbewerbern bietet BDO Alliance. Über diese Plattform wird Prüfungs- und Beratungsfirmen Zugang zum BDO Netzwerk und der Expertise von Spezialisten angeboten, erläutert Vorstandsmitglied Andrea Bruckner. Dabei sei nicht geplant, diese Kooperationspartner zu übernehmen. Pionier ist Breidenbach aus Wuppertal, die ebenfalls zuvor zum RSM-Netz gehört habe. Da die Mitglieder der Allianz rechtlich und wirtschaftlich unabhängig bleiben, dürfe BDO bei deren Mandanten uneingeschränkt auch selbst beraten.