Börsengänge

Begeisterung für Tech-IPOs verfliegt

Gerade erst ist Begeisterung für Tech-Börsengänge in den USA aufgekommen - da verfliegt sie auch schon wieder. Die Kurse von Arm, Instacart und Klaviyo sind Richtung Ausgabepreis gefallen. Das verschlechtert die Vorzeichen für die deutschen IPO-Kandidaten Birkenstock, Renk und Schott Pharma.

Begeisterung für Tech-IPOs verfliegt

Begeisterung für Tech-IPOs verfliegt

Kurs von ARM sinkt unter Ausgabepreis – Gegenwind für deutschen Panzergetriebehersteller Renk nimmt zu

Gerade erst ist Begeisterung für Tech-Börsengänge in den USA aufgekommen – da verfliegt sie auch schon wieder. Die Kurse von ARM, Instacart und Klaviyo sind Richtung Ausgabepreis gefallen. Das verschlechtert die Vorzeichen für die deutschen IPO-Kandidaten Birkenstock, Renk und Schott Pharma.

cru Frankfurt

Vor einer Woche war nach der Durststrecke von 18 Monaten die Euphorie für Tech-IPOs in New York gerade erst neu entflammt. Doch der Umstand, dass die US-Notenbank Fed den Zins hoch hält und vielleicht sogar noch weiter heraufsetzt, hat der Begeisterung ein schnelles Ende bereitet.

Die Aktie des britischen Chipdesigners ARM wurde am Donnerstag über weite Strecken unter dem IPO-Preis gehandelt, und der Kurs fiel den fünften Handelstag hintereinander. Das löschte fast ein Viertel des Wertes beim Höchststand aus. Einen Tag zuvor war der Kurs der Aktie des Lebensmittellieferdienstes Instacart kurzzeitig unter den Preis beim Debüt gesunken. Obwohl sich das Papier am Donnerstag stabilisierte, liegt es etwa 29% unter dem Höchststand vom Dienstag. Der Kurs des digitalen Marketingunternehmens Klaviyo stieg zwar um etwa 3%, liegt aber weit unter den Werten, die beim Debüt am Mittwoch erreicht wurden.

Die Kursentwicklung vieler Börsenneulinge enttäuscht.

Das bedeutet auch Gegenwind für die drei deutschen Unternehmen, die gerade ihren Börsengang gestartet haben – der Pharmaverpackungsspezialist Schott Pharma, der Panzergetriebehersteller Renk und der Sandalenhersteller Birkenstock. Die Manager von Schott Pharma sind derzeit in New York, um für die Aktie zu werben, die noch bis Mittwoch (27. September) gezeichnet werden kann. Die Preisspanne wurde so gesetzt, dass die Bewertung mit rund dem 16-Fachen des operativen Gewinns (Ebitda) des Jahres 2024 ungefähr in der Mitte zwischen dem deutschen Wettbewerber Gerresheimer und dem in den USA gelisteten italienischen Konkurrenten Stevanato liegt.

Laut Finanzkreisen entspricht das den Rückmeldungen, die die IPO-Banken Deutsche Bank, Bank of America und BNP Paribas während der Vorvermarktung von Investoren erhalten haben. Insofern war die Preisspanne keine Überraschung für den Markt. Zudem hat der Staatsfonds Qatar Investment Authority bereits den Kauf von Aktien im Wert von 200 Mill. Euro fest zugesagt.

Finanzinvestoren steigen aus

Schwieriger könnte es für den Panzergetriebehersteller Renk werden, der dem Finanzinvestor Triton gehört. Renk wird voraussichtlich am Montag (25. September) die Preisspanne bekannt geben. Federführende Banken sind hier Citigroup, Deutsche Bank und J.P. Morgan.

Auch Birkenstock dürfte von der Stimmungseintrübung in den USA betroffen sein. Der Sandalenhersteller will in New York an die Börse gehen. Bis zu 1 Mrd. Dollar Emissionserlös könnte das IPO des Unternehmens aus Linz am Rhein einspielen, das mehrheitlich dem US-Finanzinvestor L Catterton und dem französischen Milliardär Bernard Arnault gehört.

Rücksetzer im breiten Markt

Nicht nur die Eröffnungsgewinne der drei US-Tech-IPOs haben sich weitgehend in Luft aufgelöst, es gab auch einen Rückgang im breiten Markt. Das Signal der Federal Reserve, dass sie die Zinssätze 2023 noch anheben könnte und sie mit ziemlicher Sicherheit nicht so bald senkt, ließ den S&P 500 am Mittwoch um fast 1% abrutschen. Am Donnerstag fiel der Index um 1,6% auf den niedrigsten Stand seit Juni und ging damit so stark zurück wie seit sechs Monaten nicht mehr.

Die Ankündigung, dass die Zinsen für längere Zeit hoch bleiben werden, trübt die Investorenstimmung für junge Unternehmen, die Bares für die Expansion benötigen und deren Bewertungen auf diskontierten künftigen Gewinnen beruhen. Auch für einige europäische IPO-Kandidaten – der deutsche Tankkartenanbieter DKV Mobility und der britische Finanzinvestor CVC wollten ebenfalls noch 2023 an die Börse – könnten die sinkenden Kurse dazu führen, dass sie den Zeitpunkt für ihr mögliches Debüt noch einmal überdenken.

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