Beiersdorf wappnet sich für Zukauf

Konsumgüterkonzern lässt sich neue Vorratsbeschlüsse genehmigen - Kleinaktionäre kritisieren Dividende

Beiersdorf wappnet sich für Zukauf

Beiersdorf setzt auf organisches Wachstum, rüstet sich aber auch für eine Akquisition. Die Aktionäre im Streubesitz müssen sich wieder mit einer stagnierenden Dividende begnügen. Das sorgt auf der Hauptversammlung einmal mehr für Kritik.Von Carsten Steevens, Hamburg”Die Spatzen pfeifen es von den Dächern”, sagt Vorstandschef Stefan Heidenreich vor Beginn der diesjährigen Beiersdorf-Hauptversammlung zu Medienvertretern und deutet damit auf anstehende Transaktionen bei Konkurrenten in der Konsumgüterindustrie hin. Für den Hamburger Dax-Konzern könnten sich im Zuge des beobachteten Umbaus von Geschäftsmodellen bei anderen Branchengrößen Gelegenheiten für einen Zukauf bieten. Zwar gelte das Hauptaugenmerk von Beiersdorf weiterhin dem organischen Wachstum und der Stärkung der Kernmarke Nivea. Dafür gebe es noch ausreichend Spielraum. Doch sei eine Beteiligung an “Mergers & Acquisitions” nicht auszuschließen, fügt Konzernchef Heidenreich während des knapp vierstündigen Aktionärstreffens im Hamburger Congress Center hinzu. “Keine billige Sache”Vor rund 900 anwesenden Aktionären – an den Abstimmungen in der Hauptversammlung sind 72,5 % des Grundkapitals beteiligt – wirbt die Konzernführung angesichts ablaufender Ermächtigungen für neue Vorratsbeschlüsse zur Kapitalstärkung, sollten etwa eigene Aktien zur Finanzierung eines Zukaufs eingesetzt werden. Beiersdorf hält knapp 10 % eigene Papiere. Sollte der Konzern bei einem Angebot zum Zuge kommen, werde es “keine billige Sache”, begründet Finanzvorstand Ulrich Schmidt die Anträge, denen die Hauptversammlung später mit großer Mehrheit zustimmt. Zuvor hat Konzernchef Heidenreich die Bedeutung eines stabilen Ankeraktionärs hervorgehoben, der zudem die positiven Eigenschaften eines Familienunternehmens aufweise – die Maxingvest-Holding der Familie Herz ist mit knapp 50,7 % beteiligt. “Der Beiersdorf AG tut das eindeutig gut”, sagt Heidenreich.Worauf es Beiersdorf bei Zukäufen abgesehen haben könnte, bleibt in der Hauptversammlung offen. Der Konzern gilt seit längerem als potenzieller Käufer. Aus dem Kassenbestand (2,5 Mrd. Euro), durch den knapp zehnprozentigen eigenen Anteil am gestern mit 20,38 Mrd. Euro bewerteten Unternehmen sowie durch genehmigtes Kapital stünden Beiersdorf rund 8 Mrd. Euro zur Verfügung, ohne sich zu verschulden. Kleinaktionäre ziehen den Rahmen noch weiter und suchen nach dem Grund für den von Aufsichtsratschef Reinhard Pöllath unterstrichenen Wunsch nach Flexibilität. “Was wollen Sie denn für 10 Milliarden kaufen?”, fragt Hans-Martin Buhlmann von der Vereinigung Institutioneller Privatanleger (VIP).In diesem Zusammenhang kritisieren Aktionärsvertreter unter Beifall im Versammlungssaal den am Ende mit ebenfalls großer Mehrheit genehmigten Vorschlag, die als zu niedrig empfundene Dividende für 2014 auf dem seit 2009 unveränderten Niveau von 0,70 Euro je Aktie zu belassen. Verteile Beiersdorf am Saalausgang ein Präsent mit Produkten aus dem Sortiment, “weil wir so wenig Dividende im Sack haben?”, fragt Buhlmann. Hansgeorg Martius von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) spricht von einer “lächerlichen Dividende auf Bundeszinsniveau”. Wenn der Großaktionär nicht mehr Dividende wolle, müsse der Aufsichtsrat doch für den Streubesitz kämpfen.Aufsichtsratschef Pöllath räumt ein, dass die Dividendenhöhe “nicht der beste Grund” sei, eine Aktie von Beiersdorf zu halten. Die Herausforderung für die Führung bestehe aber vor allem darin, “den inneren Wert” des Unternehmens zu steigern. Dieser hänge von der weltweiten Präsenz ab. Der Konzern müsse seine Kraft dafür nutzen, führende Marktpositionen zu erreichen. China ist der “wunde Punkt”In China sei das bislang “leider” nicht der Fall, sagt Pöllath weiter und gesteht Fehler in der Vergangenheit ein. 2014 schrieb Beiersdorf den Buchwert seines dortigen Haarpflegegeschäfts um 67 Mill. auf 21 Mill. Euro ab. Vorstandschef Heidenreich erklärt, China sei für Beiersdorf “der wunde Punkt”. Bis heute habe der Konzern dort nicht Fuß gefasst. Den Umsatzanteil der Wachstumsmärkte will Beiersdorf in seiner Kernsparte Consumer in den nächsten fünf Jahren auf 60 % von 52 % steigern.Mit dem Verlauf des ersten Quartals, in dem verglichen zu einem starken Vorjahresabschnitt ein “moderates” Wachstum erwartet wurde, sei er “insgesamt ganz zufrieden”, so Heidenreich und bestätigt die Jahresziele. Die Beiersdorf-Aktie gab gestern um 1,5 % auf 80,90 Euro nach.