Fresenius

Beklemmende Diagnose

Die Anbieter von Medikamenten und Gesundheitsdienstleistungen sind weltweit davon getroffen, dass in Pandemiezeiten medizinische Behandlungen verschoben werden, die keine Dringlichkeit haben. Patienten meiden Krankenhäuser, um sich nicht mit...

Beklemmende Diagnose

Die Anbieter von Medikamenten und Gesundheitsdienstleistungen sind weltweit davon getroffen, dass in Pandemiezeiten medizinische Behandlungen verschoben werden, die keine Dringlichkeit haben. Patienten meiden Krankenhäuser, um sich nicht mit Covid-19 anzustecken. Die Umsatzausfälle können nur wenige Firmen durch Coronatherapien oder Impfstoffe kompensieren.

Den Dialysekonzern Fresenius Medical Care (FMC) wähnte man hiervon kaum betroffen, denn ein an einer chronischen Nierenerkrankung leidender Patient hat nicht die Wahl, auf die regelmäßige Blutwäsche zu verzichten. So ist der weltweite Marktführer relativ stabil durch die erste Pandemiewelle gekommen, doch im zweiten Lockdown ist er mit einer dramatischen und traurigen Entwicklung konfrontiert. Dialysepatienten erkranken teilweise sehr schwer an Covid-19, und überproportional viele sterben an der Infektion oder deren Folgen. Damit reduziert sich für FMC das Geschäft. Gleichzeitig steigen die Kosten, weil in den Dialysezentren höhere Hygieneanforderungen zu erfüllen sind und das Personal besser bezahlt wird.

FMC spricht für Nordamerika sowie Europa/Nahost/Afrika von einer Übersterblichkeit von 10000 Dialysepatienten in den Monaten November und Dezember im Vergleich zum Niveau vor der Pandemie. In den beiden Regionen behandelte der Dax-Konzern 2019 knapp 280000 Nierenkranke, die beiden Märkte steuern mit Umsatzanteilen von 70% und 15% entscheidend zum Ertrag bei. Entsprechend düster fällt die Prognose aus, ein Gewinnrückgang von bis zu 25% im Turnus 2021 wird nicht ausgeschlossen. Die Investoren sind von dieser beklemmenden Diagnose überrascht worden, was sich am dramatischen Kurssturz der Aktien von FMC und der ebenfalls im Dax geführten Konzernmutter Fresenius zeigt.

Dem Management ist zugutezuhalten, dass frühzeitig Maßnahmen ergriffen wurden, um die Effekte der Pandemie abzufedern. FMC hatte schon vor der Coronakrise Kostensenkungen eingeleitet. Damit sollten die Voraussetzungen gegeben sein, mit Bewältigung der Pandemie rasch die bewährte Wachstumsstory fortzusetzen.

Auch wenn die Belastungen aus der Coronakrise temporär sind, die überraschende Hiobsbotschaft von FMC ist für die einstmals erfolgsverwöhnte Fresenius ein herber Rückschlag. Denn der Konzern war nach Gewinnwarnungen und einer missglückten Akquisition sehr darum bemüht, nun im Kapitalmarkt mit Verlässlichkeit wieder Vertrauen aufzubauen.

       (Börsen-Zeitung,

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