Verteidigungsindustrie

Belgien bekommt Beobachterrolle beim geplanten Luftkampfsystem FCAS

Trotz ursprünglicher Bedenken von Dassault Aviation soll nach Spanien auch Belgien an dem geplanten Luftkampfsystem-Projekt FCAS beteiligt werden - zunächst als Beobachter.

Belgien bekommt Beobachterrolle beim geplanten Luftkampfsystem FCAS

Belgien schließt sich FCAS an

Flugzeugbauer Dassault respektiert Beobachterstatus

wü Le Bourget

Vier Jahre nachdem Spanien während der Luftfahrtmesse in Le Bourget bei Paris offiziell dem deutsch-französischen Luftkampfsystem-Projekt Future Combat Air System (FCAS) beigetreten ist, schließt sich auch Belgien dem Rüstungsvorhaben an. Das Land werde als Beobachter zugelassen, erklärte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zum Abschluss einer europäischen Ministerkonferenz zur Luftverteidigung. “Das ist ein wichtiger Schritt”, sagte er. “Diese Erweiterung wird es ermöglichen, das Projekt noch stärker in Europa im Herzen der künftigen Luftverteidigung anzusiedeln.”

Damit setzt sich Macron über die Bedenken hinweg, die Flugzeugbauer Dassault Aviation hinsichtlich eines Beitritts Belgiens geäußert hatte – weil das Land genau wie die Bundesrepublik den amerikanischen Kampfjet F-35 von Lockheed Martin bestellt hat. Bei einer Anhörung vor dem Senat zum mittelfristigen Militärprogramm Frankreichs hatte Dassault-Chef Eric Trappier kritisiert, dass sich der Anteil Frankreichs am FCAS-Projekt bereits verwässert habe, wodurch Arbeitsplätze aus Frankreich in Länder abwanderten, die sich für eine amerikanische Lösung entschieden hätten. “Ich begrüße, dass Belgien den Status eines Beobachters erhält”, erklärte er jetzt während der Luftfahrtmesse gegenüber Journalisten. “Das ist eine politische Entscheidung, die wir respektieren.”

Das FCAS-Projekt hat zeitweise auch für Spannungen zwischen Deutschland und Frankreich gesorgt, da sich die an der Entwicklung beteiligten Unternehmen Airbus und Rafale-Hersteller Dassault zunächst nicht einigen konnten, wie die Aufgaben bei dem New Generation Fighter (NGF) verteilt werden sollen. Er ist Teil des auf 100 Mrd. Euro geschätzten Luftkampfsystems, zu dem auch Drohnenschwärme gehören sollen, die mit dem Kampfjet über Datenwolken verbunden sein sollen. Im Dezember dann wurde eine Einigung für die nächste Programmphase erzielt.

Langfristig sei er dafür, dass mehr Länder zu dem FCAS-Projekt dazukämen, sagte der Präsident des BDLI (Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie) und Chef von Airbus Defence & Space, Michael Schoellhorn. Bei Drohnen und bei der Vernetzung sieht er Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit dem britischen Gegenprojekt. Triebwerkshersteller MTU, der gemeinsam mit Safran aus Frankreich und ITP aus Spanien den Antrieb für den FCAS entwickelt, reagierte in Le Bourget ebenfalls positiv auf den Beitritt Belgiens. “Je mehr Länder sich beteiligen, desto mehr potenzielle Kunden gibt es und desto stabiler wird das Programm”, sagte Programmchef Michael Schreyögg.

Dassault und der Softwarehersteller Dassault Systèmes, ein Spin-off des Flugzeugbauers, kündigten nun eine neue Etappe bei der Zusammenarbeit für eine souveräne, europäische, speziell für sensible Daten gedachte Cloud an. Der Flugzeugbauer will die Plattform 3DExperience des Softwarespezialisten für die Entwicklung des NGF-Jets des FCAS-Projekts nutzen.

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