Heidelberg Cement

Bemerkenswert robust

Gemessen an den dramatischen Absatzeinbußen nach Ausbruch der Coronakrise ist der Baustoffhersteller Heidelberg Ce­ment überraschend gut durch das von der Pandemie geprägte Geschäftsjahr 2020 gekommen. Der Umsatz ist auf vergleichbarer Basis...

Bemerkenswert robust

Gemessen an den dramatischen Absatzeinbußen nach Ausbruch der Coronakrise ist der Baustoffhersteller Heidelberg Ce­ment überraschend gut durch das von der Pandemie geprägte Geschäftsjahr 2020 gekommen. Der Umsatz ist auf vergleichbarer Basis letztlich nur leicht gesunken, der Betriebsgewinn sogar gestiegen. Wichtige Renditekennziffern zeigen bemerkenswert deutlich nach oben. Damit war im vergangenen Frühjahr nicht zu rechnen.

Als zyklisches Unternehmen profitiert Heidelberg Cement von der vielerorts deutlichen Konjunkturerholung. Hinzu kommen staatliche Ausgabenprogramme für Infrastruktur, die der Baustoffnachfrage Impulse geben. Der Konzern selbst hat vor allem mit dem bereits im Februar 2020 angestoßenen Programm zur Ausgabenkürzung viel zu den unerwartet hohen Ergebnissen beigetragen.

Die operative Marge vor Abschreibungen ist mit 21,1% des Umsatzes gar nicht mehr so weit entfernt vom Zielwert für 2025 von 22%. Erst recht gilt das für die Rendite auf das eingesetzte Kapital, die im abgelaufenen Jahr – begünstigt durch Sonderabschreibungen, die die Kapitalbasis verringern – von 6,5% im Vorjahr auf 7,9% sprang. Das 2025er-Ziel von klar über 8% befindet sich also in Sichtweite und könnte im laufenden Jahr erreicht werden, falls das Ma­nage­ment mit seinem Ausblick recht behält.

Umso mehr stellt sich die Frage, ob die Sonderabschreibung von 3,4 Mrd. Euro auf Goodwill und Sachanlagen tatsächlich in dieser Höhe notwendig ist. Doch man muss einräumen, dass die Welt im vergangenen Juli, als die Wertberichtigung angekündigt wurde, noch anders aussah. Nun bleibt es bei der damals vorgenommenen Neubewertung.

Bemerkenswert sind die operativen Fortschritte auch deshalb, weil einer der wichtigen Margentreiber, nämlich der Rückzug aus verschiedenen Märkten und ertragsschwachen Geschäften, noch gar nicht zum Tragen kommt. Beim Umbau des Portfolios stehen die Heidelberger am Anfang. Bisher wurde nur die Mehrheitsbeteiligung an Hilal in Kuwait abgestoßen. Über die Dimension der geplanten Bereinigung hüllt sich das Management in Schweigen, doch am Kapitalmarkt wird mit weitreichenden Veränderungen gerechnet. Unter Analysten gibt es Schätzungen, wonach der für Veräußerungen in Betracht gezogene Asset-Pool 5,5 Mrd. bis 7 Mrd. Euro oder 25 bis 30% der gesamten Vermögenswerte ausmachen könnte. Bereits der Verkauf eines Teils dieser Anlagen dürfte erhebliche Auswirkungen auf die Marge haben.

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